Die Reformation und ihre Folgen in Niedersachsen
Projektlaufzeit: Mai 2010-Dezember 2011
1. Projektphase: Erfassung und Bewertung relevanter Archivbestände zur Einführung und Durchsetzung der Reformation im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg
2. Projektphase: Inhaltliche Erschließung der Konsistorialprotokolle von 1568 bis 1617 als zentrale kirchengeschichtliche Quelle für das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
Das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Projekt widmet sich der Erfassung, Erschließung und Bewertung zentraler Quellen zu Einführung und Durchsetzung der Reformation im welfischen Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Der Fokus liegt dabei auf dem ländlichen Raum, wobei aber die kirchlichen Verhältnisse in den teilweise gut erforschten Groß- und Mittelstädten nicht außer Acht gelassen werden. Der Untersuchungsraum umfasst alle welfischen Teilfürstentümer (Lüneburg, Braunschweig-Wolfenbüttel, Calenberg-Göttingen und Grubenhagen) sowie das von diesen umschlossene Gebiet des Hochstifts Hildesheim. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von den ersten Nachweisen der durch Luther angestoßenen Erneuerungsbewegung in den frühen 1520er Jahren bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges.
In einer ersten Projektphase von Mai 2010 bis April 2011 werden die Quellenbestände in den relevanten Staats-, Kirchen- und Stadtarchiven gesichtet, inhaltlich auf ihr Forschungspotenzial untersucht, Fragestellungen zukünftiger Forschungsprojekte entwickelt und diese zur Einwerbung weiterer Forschungsmittel konkretisiert. In einer zweiten Phase von Mai 2011 bis Dezember 2011 ist die Tiefenerschließung eines zentralen Quellenbestands, der Überlieferung des Konsistoriums des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel zwischen 1568 und 1617 vorgesehen. Dieses kirchliche Leitungsgremium war nicht nur für die geistliche Gerichtsbarkeit sowie die Examinierung und Dienstaufsicht über Pfarr- und Schulpersonal zuständig, sondern auch für dessen Versorgung und die materielle Ausstattung der kirchlichen Einrichtungen. Zugleich erweiterte sich der räumliche Zuständigkeitsbereich, u. a. durch den Anfall der Teilfürstentümer Calenberg-Göttingen (1584) und Grubenhagen (1596) an Braunschweig-Wolfenbüttel beträchtlich, so dass die erhaltenen Akten seit der Wende zum 17. Jahrhundert weite Teile des zentralen, östlichen und südlichen Niedersachsens berühren. Die Sitzungsprotokolle und Geschäftsbücher der wöchentlichen Konsistorialsitzungen wie auch die Mitschriften des mehrmals jährlich tagenden Generalkonsistoriums stellen eine zentrale Quelle für die Reformations- und Kirchengeschichte in den ersten fünf Jahrzehnten nach der offiziellen Einführung des lutherischen Bekenntnisses im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1568 dar. Obwohl dieser Aktenbestand von überragender Bedeutung sowohl für die Entwicklung des Fürstentums als auch für die Umsetzung der Reformation über alle politischen, administrativen und sozialen Ebenen hinweg ist, kann er bislang von der Forschung nur eingeschränkt genutzt werden. Zum einen sind die Bestände auf mehrere Archive (Landeskirchliches Archiv Wolfenbüttel, HStA Hannover u. StA Wolfenbüttel) verteilt, zum anderen ist ein zielgerichteter Zugriff ohne Hinweise aus anderen Beständen angesichts des Umfangs von mehr als 15.000 Blatt kaum möglich. Daher soll in der angesprochenen zweiten Projektphase ein Register der Sitzungsdaten, -teilnehmer, der verhandelten Sachen und der Entscheide einschließlich einem Personen- und Ortsregister erstellt und als Publikation der Wissenschaft und der historisch interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.