Lehre

   

In der Didaktik der Biologie werden Studierende im 2-Fächer Bachelor und im Master of Education in insgesamt drei Pflichtmodulen für das Unterrichten von Biologie, sowie Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) qualifiziert (siehe Abb. 1). Mit fortschreitendem Studium der Didaktik der Biologie werden unsere Studierenden dabei sukzessive auf Forschendes Lernen vorbereitet. Besonderer Wert wird sowohl auf die Bedeutung biologiedidaktischer Forschung für die Gestaltung des Biologieunterrichtes und außerschulischer Bildungsveranstaltungen als auch auf eine Förderung biologiedidaktischer Forschungskompetenzen gelegt. Das Ausbildungscurriculum für die Lehre in der Didaktik der Biologie an der Universität Göttingen zeichnet sich insbesondere durch seinen kumulativen Aufbau aus.

Übersicht Lehre
Abb. 1: Überblick über Module der Didaktik der Biologie in der Göttinger universitären Lehrerausbildung

Unsere biologiedidaktischen Module zielen auf die Entwicklung eines forschend reflexiven Habitus bei Studierenden ab. Unsere Studierenden erhalten Einblicke in biologiedidaktisch bzw. BNE-relevante Lehr-Lernforschung und Möglichkeiten selbst dabei mitzuwirken (u.a. durch Masterarbeiten). Eine sukzessive Entwicklung von Forschungskompetenzen bei Studierenden – angelehnt an das Modell von Thiel und Böttcher (2014), das wir auf die Didaktik der Biologie angepasst haben – ist systematisch in unserem biologiedidaktischen Ausbildungscurriculum angelegt. Recherche-, Methoden-, Reflexions- und Kommunikationskompetenzen, sowie biologiedidaktisches Wissen werden in den folgenden Modulen gemeinsam mit Studierenden sukzessive erarbeitet.

B.Bio.200
Bereits während des Bachelorstudiums kommen die Studierenden mit biologiedidaktischer Forschung in Kontakt. Das Modul B.Bio.200 (6C) besteht aus zwei miteinander verzahnten, aufeinander aufbauenden Lehrveranstaltungen (Teilmodulen). Um möglichst früh im Studium theoriegeleitet Praxis gestalten und Praxiserfahrungen theoriegeleitet reflektieren zu können (Teilmodul 2), werden die Studierenden zunächst mit zentralen Erkenntnissen der Didaktik der Biologie vertraut gemacht (Teilmodul 1).
Im ersten Teilmodul, der „Einführung in die Didaktik der Biologie“ (verkürzt in Abb. 1 als Vorlesung bezeichnet), gewinnen die Studierenden einen ersten Überblick über fachdidaktisches Wissen für die Vermittlung von Biologie. Angesprochen werden hier beispielsweise die im Unterrichtsfach Biologie bei Schüler*innen zu entwickelnden Kompetenzen verschiedener schulrelevanter Curricula. Auch zentrale biologiedidaktische Konzepte, Methoden und Forschungsansätze, zentrale Befunde empirisch biologiedidaktischer Forschung (wie Lernvoraussetzungen, Interessen und Kompetenzmodelle) sowie grundlegende biologiedidaktische Fachliteratur spielen eine Rolle.

Im zweiten Teilmodul vertiefen die Studierenden ihr zunächst theoretisch erworbenes Wissen. Dies geschieht durch ein eigenständiges, begleitetes Entwickeln erster Konzepte für Biologie- bzw. BNE-bezogene Bildungsveranstaltungen an außerschulischen Lernorten (bzw. deren schulische Vor- und Nachbereitung). Durch angeleitete konzeptionelle Planung samt fachdidaktischer Aufbereitung, Durchführung und theoriegeleiteter Auswertung einer Bildungsveranstaltung (bzw. vor- oder nachbereitender Biologiestunde) erarbeiten sich Studierende Vermittlungskompetenzen.
Durch Überlegungen und kritisch-konstruktive Diskussionen zur Festlegung geeigneter, (curricular) begründeter Lernziele/Kompetenzen und deren Umsetzung in Bildungsveranstaltungen und Unterricht werden insbesondere Planungs- und Reflexionskompetenzen von Studierenden entwickelt. Die Planung und Durchführung der Bildungsveranstaltung bzw. des Unterrichts geschieht unter Einbezug von Lernvoraussetzungen, kriterienorientierter Medienauswahl und didaktischen Gestaltungsprinzipien für Lernmaterialien und -umgebungen.

Arbeiten von Studierenden zum Basiskonzept Struktur und Funktion
Abb. 2: Arbeiten von Studierenden zum Basiskonzept Struktur und Funktion (anhand des Herzmodells).

M.Bio.214/215
Das Modul M.Bio.214/215 (11C) ist in insgesamt drei Teilmodule unterteilt. Die Studierenden lernen, Biologieunterricht theoriebezogen zu planen, zu gestalten, zu evaluieren und zu reflektieren. Das Modul wird abgerundet durch ein entweder vierwöchiges (M.Bio.214) oder fünfwöchiges (M.Bio.215) Fachpraktikum an einer Schule mit gymnasialer Oberstufe.
Im ersten Teilmodul erfolgt eine projektartige Erarbeitung einschlägiger biologiedidaktischer Forschungstheorien, -methoden und -ergebnisse in Gruppen (Abb. 2), um biologiedidaktische Forschung nutzbar zu machen für Weiterentwicklungen von Unterrichtspraxis.

Präsentation der Projektarbeit in einer Gruppe
Abb. 3: Präsentation der Projektarbeit einer Gruppe in M.Bio.214/215 Teilmodul 1.

Begleitet wird dies durch die Kursleitung und i.d.R. durch eine Tutor*in. Gegenstände der Auseinandersetzung sind beispielsweise biologiedidaktische Erkenntnisse zu Schüler*innenvorstellungsforschung, Interessenforschung, Forschung zu Lernschwierigkeiten bei der Kompetenzentwicklung von Schüler*innen sowie zu geeigneten Lehr-/Lernarrangements. Dabei werden im kooperativen Lernen curricular relevante Bildungsangebote und -materialien für den Biologieunterricht bzw. für BNE weiterentwickelt. Die Produkte der Projektarbeiten werden im Kurs diskutiert (Abb. 3).

Studierende bei Gruppenarbeiten
Abb. 4: Studierende bei Gruppenarbeiten.

Im Kurs kommen die Studierenden zudem in Austausch mit ausgewählten, einschlägigen Nachwuchswissenschaftler*innen der Didaktik der Biologie von Universitäten bundesweit, die ihre Arbeiten bei uns vorstellen und mit uns diskutieren.

Das zweite Teilmodul bereitet die Studierenden auf die vier- bzw. fünfwöchigen Fachpraktika vor. Dabei werden einzelne Unterrichtsstunden bzw. -sequenzen curricular valide, theoriegeleitet und kompetenzorientiert geplant, gestaltet, evaluiert und reflektiert. Unter anderem wird auf die Anwendung digitaler Werkzeuge im Biologieunterricht sowie auf die Analyse von Lernschwierigkeiten im Biologieunterricht eingegangen. Im vierwöchigen Fachpraktikum ist eine systematische Evaluation von Biologieunterricht – beispielsweise unter Anwendung von Concept Mapping und deren Auswertung – samt theoriegeleiteter Reflektion der Evaluationsergebnisse Teil der Veranstaltung.
Das dritte Teilmodul umfasst eine mit dem zweiten Teilmodul verknüpfte Unterrichtspraxis im Fach Biologie von vier oder fünf Wochen. Beim fünfwöchigen Fachpraktikum steht das eigene Unterrichten – neben dem Hospitieren – im Fokus. Es wird über durch die ZEWIL vermittelte Mentor*innen an Schulen begleitet. Beim vierwöchigen Fachpraktikum liegt der Fokus auf der Evaluation von Unterricht – neben Unterrichten bzw. Hospitieren im Biologieunterricht. Beide Ausgestaltungen von Fachpraktika werden kriteriengeleitet in einem Reflexionsseminar ausgewertet.


M.Bio.211
In Modul M.Bio.211“Biologiedidaktisches Forschungspraktikum“ (4C) bearbeiten Studierende nach dem Ansatz des Forschenden Lernens in Projektgruppen eine innovative biologiedidaktischen Fragestellung bzw. BNE-relevante Umweltproblemsituationen. Der Fokus kann hier auf Entwicklungsforschung bzw. empirischer Lehr-/Lernforschung liegen (je nach Angebot).

Bei der Entwicklungsforschung geht es um eine forschungsbezogene (Weiter-)Entwicklung von biologiedidaktischen Bildungsmaterialien mit beispielsweise einem Schwerpunkt auf Kompetenzförderung für heterogene Lerngruppen. Hierbei können Aufgaben zu den Kompetenzbereichen Erkenntnisgewinnung, Bewertung (u.a. socioscientific issues) bzw. Kommunikation im Zusammenhang mit Fachwissen ausgearbeitet werden. Weiterhin können die Materialien für einen (z.B. sprach-, interessen-, leistungsbezogenen) Umgang mit Heterogenität adaptiert werden und entsprechende Aufgaben entwickelt werden. Dabei bearbeiteten Studierende beispielsweise Themen wie „Das schwarze Gold Tansanias – Kaffeeanbau als Fluch oder Segen?“ (Baeumer, Jung, Schütte & Tönnies 2021) oder „Reis um jeden Preis? Reisanbau in Kuttanad (Indien)“ (Lorenz, Ortmann, Potzkai, Schönfeld & Smola 2021).
Weiterhin können Studierende Fragestellungen entwickeln, die sie mit Studien Lauten Denkens zu Lern- oder Diagnoseaufgaben untersuchen. Die Studien werden von Lehramtsstudierenden mit Schüler*innen durchgeführt. Analysiert werden die Denkprozesse der Schüler*innen in Auseinandersetzung mit dem Bildungsmaterial. Je nach Fragestellung dienen die Erkenntnisse der Weiterentwicklung von Bildungsmaterial oder der Generierung von Erkenntnissen zu Lernausgangslagen, Lernprozesse bzw. Lernergebnissen (learning outcomes) von Schüler*innen. Schließlich werden die Ergebnisse der Forschungsprojekte der Studierenden (Entwicklungsforschung oder empirische Forschung) im Plenum dem Kurs vorgestellt und diskutiert.
Mit den Modulen M.Bio.214/215 und M.Bio.211 werden Recherche-, Methoden-, Reflexions- und Kommunikationskompetenzen sowie biologiedidaktisches Wissen gefördert.


Weitergehende Lehrangebote
Arrondiert wird das Lehrangebot der Didaktik der Biologie um Zusatzqualifikationen, die für ein Bilinguales Unterrichten von Biologie („Teaching in Biology“) qualifizieren. Mit der Entwicklung des Schlözer Programm Lehrerbildung (SPL) wurde das bilinguale Angebot der Didaktik der Biologie der Fakultät für Biologie und Psychologie für Studierende des Zertifikats Fächerübergreifendes Unterrichten geöffnet. Im Zertifikat können weiterhin Zusatzqualifikationen zu Schwerpunkten wie das Unterrichten von Naturwissenschaften und BNE erworben werden. Bezogen auf das Unterrichten von Naturwissenschaften richtet die Didaktik der Biologie für Studierende der Fächer Chemie und Physik das Modul „Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Grundlagen Biologie“ aus.

Es besteht aus zwei Lehrveranstaltungen. Die erste Lehrveranstaltung zu den fachwissenschaftlichen Grundlagen der schulbezogenen Biologie für Naturwissenschaftler*innen wurde seitens der Didaktik der Biologie der Fakultät für Biologie und Psychologie neu geschaffen. In diesem fachwissenschaftlich fokussierten Seminar werden die acht Basiskonzepte der Biologie systematisch erarbeitet und durch den „roten Faden“ Evolution vernetzt. Dabei werden zum einen biologische Erkenntnismethoden bzw. Denk- und Arbeitsweisen passend integriert und – wo möglich – praktisch angewandt. Zum anderen werden überblicksweise Bezüge zu den biologischen Fachdisziplinen hergestellt und sich sowohl exemplarisch mit historischen als auch mit kontroversen und aktuellen (cutting-egde) Forschungsthemen, -erkenntnissen und -problemen auseinandergesetzt. Dabei wird auch auf die Interessen der teilnehmenden Chemie- und Physiklehramtsstudierenden an biologischen Themen und Tätigkeiten eingegangen. So bietet die Veranstaltung auch die Möglichkeit, sich beispielsweise mit bioethischen Themen, wie den Umgang mit Lebewesen im Unterricht, Tierethik, sexueller Diversität und Drogenkonsum aus fachwissenschaftlicher Perspektive schulpraxisrelevant auseinanderzusetzen und entsprechende Anlaufstellen für Beratung und Unterstützung vorzustellen.
Übergreifend wird die Vielfalt der Biowissenschaften und deren Potentiale sowie mögliche Umsetzungen für den biologischen als auch naturwissenschaftlichen Unterricht aus der Sicht von angehenden Lehrkräften im Kurs diskutiert und reflektiert.
Für die zweite Lehrveranstaltung „Didaktik der Biologie“ wurde die Veranstaltung B.Bio.200.TM1 geöffnet (siehe Ausbildungscurriculum der Didaktik der Biologie).

In Kooperation mit anderen MINT-Fachdidaktiken gestaltet die Didaktik der Biologie das "Praxisnetzwerk Fachdidaktiken: Biologie, Chemie, Mathematik, Physik" mit.


Abschlussarbeiten für den Master of Education in der Didaktik der Biologie werden größtenteils an die laufende Forschungsprojekte der Abteilung angebunden (siehe Abschnitt
current research projects ). Die Masterarbeiten können – je nach Projekt – in englischer oder deutscher Sprache verfasst werden.


Lageplan Seminarraum Didaktik der Biologie (R 1.208)