Diversity Turn in Land Use Science: Die Bedeutung sozialer Diversität für nachhaltige Landnutzungsinnovationen am Beispiel des Vanilleanbaus in Madagaskar
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Projekt Teaser:
Thema
In dem Forschungsvorhaben "Diversity Turn" wird ein Transformationsprozess erforscht, dessen Potenziale und Risiken kontrovers diskutiert werden: Die Einführung vertikal integrierter Wertschöpfungsketten in Ländern des globalen Südens, die kleinbäuerliche Haushalte eng an international tätige Unternehmen binden. Dies wird am Beispiel des Vanilleanbaus in Madagaskar untersucht. Zwei Drittel der weltweit produzierten Vanille stammen aus Madagaskar, einem der ärmsten Länder der Erde. Gleichzeitig gehören die dortigen Wälder zu den besonders schützenswerten "Hotspots" biologischer Vielfalt.
Projektziele
Ziel des Projekts ist es, die Wirkungen der vertikalen Integration von Wertschöpfungsketten in der Vanilleproduktion zu untersuchen und nachhaltige Handlungsmöglichkeiten im Rahmen der regionalen Landnutzungssysteme zu entwickeln. Dabei werden wirtschaftliche und ökologische sowie soziale Veränderungen – in ihrem Zusammenspiel – beforscht. Ziel ist es insbesondere, in diesen Analysen systematisch auf die Erkenntnisse der sozial-wissenschaftlichen Diversitätsforschung Bezug zu nehmen und die Bedeutung unterschiedlicher Kategorien sozialer Ungleichheit (z. B. Gender, regionale Herkunft, soziale Stellung) zu fokussieren. Aus der empirischen Arbeit werden Elemente einer Theorie inklusiver Landnutzung bzw. Landnutzungsforschung gewonnen.
Über ein auch externen Nachwuchskräften offen stehendes Zertifikatsprogramm "Transformative Land Use Science" wird diese diversitätssensible Nachhaltigkeitsperspektive in der Ausbildung verankert und damit der angestrebte "Diversity Turn" in der Landnutzungsforschung in die Breite getragen.
Fragestellung
Vor dem Hintergrund vertikal integrierter Wertschöpfungsketten und deren sozial-ökologischer Relevanz geht der Projektverbund der Frage nach, welche Auswirkungen die enge Einbeziehung kleinbäuerlichen Vanilleanbaus in internationale Wertschöpfungsketten auf Menschen und Umwelt vor Ort hat. Mithilfe qualitativer und quantitativer sozialwissenschaftlicher sowie naturwissenschaftlicher Erhebungs- und Auswertungsmethoden analysieren die Wissenschaftler*innen die Wirkungen, die
- die Integration auf die lokalen Haushalte und ihre Mitglieder sowie
- die kleinbäuerliche Landnutzung mit Vanilleanbau auf die biologische Vielfalt vor Ort hat.
Inter- und Transdisziplinarität
In "Diversity Turn" arbeiten Agrar-, Erziehungs-, Forst-, Naturschutz-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler*innen in einem aktiv gestalteten Prozess inter- und transdisziplinär zusammen. Neben den kleinbäuerlichen Haushalten und deren Organisationen arbeiten wir mit einer Reihe weiterer regionaler, nationaler und internationaler Partner*innen zusammen. Insbesondere ist eine Zusammenarbeit vorgesehen mit einer im Aufbau befindlichen Universität im Projektgebiet (CURSA), verschiedenen in der Region ansässigen Naturschutzorganisationen einschließlich des madagassischen Nationalparkservice und mit Vanille kaufenden Unternehmen. Trotz der Vielzahl an Partner*innen liegt der normative Fokus unserer Untersuchungen auf Seiten der lokalen, kleinbäuerlichen Bevölkerung und deren Informationsbedürfnissen hinsichtlich Landnutzung und vertikaler Integration. Ein wissenschaftlicher Projektbeirat wacht über wissenschaftsethische Fragen, die sich bei gleichzeitiger Zusammenarbeit mit multinationalen Unternehmen und deren kleinbäuerlichen Lieferant*innen ergeben.