Presseinformation: Studie: Prägen Herkunft und Kultur den Umgang mit der Zeit?
Nr. 133/2003 - 11.06.2003
Deutscher Studienpreis: Auszeichnung für Arbeit von Göttinger Studierenden
(pug) Spanier machen mitten am Tag eine Siesta, Chinesen sind die Ruhe selbst, Lateinamerikaner kom-men nie pünktlich, und auf Zugfahrpläne kann man sich nur in Nordeuropa verlassen. Vorurteile darüber, wie Menschen in verschiedenen Ländern mit ihrer Zeit umgehen, sind weit verbreitet. Was aber erleben Studierende, wenn sie in einem anderen Land die Universität besuchen? Tickt dort die Uhr tatsächlich anders? Zum Thema „Zeitwelten von Studierenden unterschiedlicher Herkunft“ hat eine international und interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe von neun Studentinnen und Studenten der Universität Göttingen eine empirische Studie angefertigt. Die Arbeit, die von der Agrarsoziologin Prof. Dr. Heide Inhetveen vom Institut für Rurale Entwicklung und Dr. Diethard Mai vom Tropenzentrum betreut wurde, hat jetzt einen zweiten Preis im diesjährigen Forschungswettbewerb der Hamburger Körber-Stiftung erhalten. Das Thema des Wettbewerbs für den Deutschen Studienpreis hieß „Tempo! - Die beschleunigte Welt“. Dazu hatten knapp 400 Studierende Forschungsarbeiten eingereicht. Die Juroren wählten 30 preiswürdige Beiträge aus. Die Preisverleihung findet am 26. Juni 2003 in Berlin statt.
Für dieses Projekt führte ein Teil der Gruppe Interviews mit jeweils zwei Studierenden aus Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Deutschland zum Thema Zeitverhalten. „Kultur prägt die Zeitgestaltung mit, aber sie bestimmt sie nicht allein“, fasst Mitautor Thorsten Hollmann-Hespos das Ergebnis zusammen. Die Arbeitsgruppe stellte Unterschiede in der Zeitgestaltung, im Zeitverständnis, im gefühlten Zeitdruck und im Umgang damit fest. Dabei seien diese Unterschiede zwischen den Personen eines Kontinents eben so groß wie zwischen den Kulturkreisen, so Thorsten Hollmann-Hespos. So spielen Charaktereigenschaften, persönliche Lebensziele und individuelle Lebensumstände, wie etwa die Notwendigkeit zur Eigenfinanzierung des Studiums durch Arbeit, eine große Rolle in der Gestaltung und Geschwindigkeit der eigenen Zeitwelt. Der andere Teil der Gruppe beobachtete, wie viel Zeit sich Studierende für das mittägliche Essen in der Mensa nehmen. Ganz gleich, woher die Studierenden kamen: Frauen verweilten länger als Männer in der Mensa und Gruppen länger als Einzelpersonen. Am längsten blieben Frauen, die in einer Gruppe aßen.
Mit dem Deutschen Studienpreis will die Körber-Stiftung nach eigenen Angaben den Dialog zwischen Hochschule und Gesellschaft fördern. Der Preis unterstützt praxisrelevante, interdisziplinäre und teamorientierte Forschung von Studierenden. Weitere Informationen können im Internet unter der Adresse www.stiftung.koerber.de abgerufen werden.
Hinweis an die Redaktionen:
Ein Foto von den Göttinger Preisträgern ist digital in der Pressestelle abrufbar.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Heide Inhetveen
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Institut für Rurale Entwicklung
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