In publica commoda

Presseinformation: „Ringelnatz!“-Projekt sucht verschollene Bilder

Nr. 50/2000 - 06.04.2000

Joachim Ringelnatz (1883-1934) zählt zu denjenigen Dichtern unseres Jahrhunderts, deren kulturgeschichtlicher Rang am meisten unterschätzt wird. Heute ist er nur noch als Verfasser amüsanter Gedichte und als Kabarettist bekannt, während der ernsthafte Teil seines literarischen wie auch sein malerisches Werk, wesentlicher Schwerpunkt seines Schaffens nach dem 1. Weltkrieg, vollständig in Vergessenheit geraten sind. Wie hoch er für sein bildkünstlerisches Werk zeitgenössisch eingeschätzt wurde, verrät die Tatsache, daß seine Werke gemeinsam mit denjenigen von beispielsweise Otto Dix und George Grosz ausgestellt wurden.
Ein Projektteam an der Universität erarbeitet unter dem Titel „Ringelnatz!“ eine umfassende Ausstellung mit Schwerpunkt auf dem bildkünstlerischen Werk, die am 15. Oktober 2000 in der Kunstsammlung der Universität eröffnet wird. Für den Ausstellungsbestand sind die Literatur- und Kunstwissenschaftler noch auf der Suche nach verschollenen Originalen:
Seit Ringelnatz selbst 1933 von Nazis von der Bühne geholt, ein Gemälde als "entartet" aus der Berliner Nationalgalerie entfernt und in den Kriegswirren viele bedeutende Privatsammlungen zerschlagen wurden, galt ein großer Teil seines Werks bis jetzt als verloren, eine kunsthistorische Aufarbeitung seines Werks fehlte fast völlig. In den letzten Monaten konnten viele Werke nachgewiesen und großenteils aufgefunden werden; das Verzeichnis umfaßt aktuell rund 250 Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen. Vieles davon wird nun erstmals öffentlich zu sehen sein. Wer einen originalen „Ringelnatz“ besitzt, vielleicht geerbt oder in einem Nachlaß entdeckt hat, wird gebeten, sich mit dem Ausstellungsbüro in Verbindung zu setzen. Auch eine Homepage ist eingerichtet: Unter www.ringelnatz.uni-goettingen.de findet man ausgewählte Bilder und Texte von Ringelnatz.

Kunstsammlung der Universität, Auditorium
15. Oktober bis ca. 30. November 2000, Di.-So. 10-17 Uhr
Kontakt: www.ringelnatz.uni-goettingen.de, E-mail Ringelnatz@uni-goettingen.de
Ausstellungsbüro: Seminar f. Deutsche Philologie, Käte-Hamburger-Weg 3, 37073 Göttingen
Tel. 0551/39-7538 oder Pressestelle der Universität, Dr. Frank Woesthoff, Tel. 0551/39-4342