Presseinformation: Agrarökologie: Blühende Rapsfelder fördern Hummeln in der Agrarlandschaft
Nr. 256/2003 - 29.10.2003
Studie von Göttinger Forschern: Nicht nur Naturlandschaften bieten optimalen Lebensraum
(pug) Als Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen haben Hummeln eine wichtige Funktion in unserer Agrarlandschaft. Ihr Vorkommen ist jedoch durch die Zerstörung naturnaher Lebensräume und die Intensivierung der Landwirtschaft bedroht. Wissenschaftler der Universität Göttingen haben herausgefunden, dass großflächig angebaute, blühende Kulturpflanzen wie etwa Raps die Verbreitung dieser Insekten fördert. Das Forscherteam des Fachgebietes Agrarökologie widerlegt mit seiner Studie die unter Wissenschaftlern und Naturschützern verbreitete Meinung, dass naturbelassene Landschaften den optimalen Lebensraum für Hummeln darstellen. Bei Umweltmaßnahmen im Agrarbereich soll daher, so folgern die Agrarökologen, auch der Beitrag großer Anbauflächen für den Umweltschutz und den Erhalt der Artenvielfalt berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Ecology Letters“ publiziert.
„Insbesondere Hummelköniginnen, die im Frühjahr neue Kolonien gründen und die erste Generation von Arbeiterinnen allein heranziehen, profitieren von den massenhaft verfügbaren Rapsblüten“, erläutert Agrarwissenschaftlerin Catrin Westphal. Mit geringem Aufwand könnten die Insektenköniginnen größere Mengen Nektar und Pollen in den Blütenfeldern sammeln und so das Überleben ihrer Nachkommen sichern. Bisher wurde die Bedeutung des massenhaften Blütenangebots von blühenden Kulturpflanzen, so genannten Massentrachten, aufgrund der kurzen Blühperioden als gering eingestuft. Catrin Westphal: „Hummeln profitieren allerdings von Massentrachten nur dann, wenn ihnen zusätzlich ausreichend Nistplätze und ein kontinuierliches Blütenangebot in den naturnahen Lebensräumen der Agrarlandschaft zur Verfügung stehen. Aufgrund der hohen Mobilität von Hummeln sollten Agrarumweltmaßnahmen auf Landschaftsebene und nicht nur lokal für einzelne Lebensräume umgesetzt werden.“
In der Umgebung von Göttingen hatten die Wissenschaftler 16 kreisförmige Untersuchungsgebiete definiert, die von intensiv landwirtschaftlich genutzen Gebieten bis zu Landschaften mit zahlreichen naturbelassenen Lebenräumen reichten. Im Zentrum dieser Landschaftsausschnitte wurde die Dichte der Hummeln bestimmt. „Gab es in den Landschaftsausschnitten durch blühende Massentrachten mehr verfügbare Nahrungsressourcen für die Hummeln, konnten wir einen positiven Effekt auf die Hummeldichten nachweisen“, so Catrin Westphal. Die Agrarwissenschaftlerin hat die Untersuchung im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchgeführt. Betreut wurde sie dabei von Privatdozent Dr. Ingolf Steffan-Dewenter und Prof. Dr. Teja Tscharntke. Ihr Projekt wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert und ist dem Biolog-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) angegliedert.
Hinweis an die Redaktionen:
Zwei Fotos sind digital in der Pressestelle abrufbar. Sie zeigen eine Ackerhummel am Klee (Foto: Catrin Westphal) und eine Rapslandschaft (Foto: Susanne Schiele).
Kontaktadresse:
Catrin Westphal
Georg-August-Universität Göttingen
Agrarwissenschaftliche Fakultät
Fachgebiet Agarökologie
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