Presseinformation: Theologische Nachwuchsgruppe erhält Förderung aus dem Emmy-Noether-Programm
Nr. 68/2000 - 02.05.2000
Mittel aus neuer Nachwuchsförderung der DFG erneut nach Göttingen -
Bundesweit nur 4 von 100 Zusagen an Geisteswissenschaftler
(pug) Zum zweiten Mal geht eine Förderung aus dem Emmy-Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) nach Göttingen. Der Theologe Dr. Niclas Förster erhält für drei Jahre Personal- und Sachmittel, um eine eigene Forschungsgruppe an der Theologischen Fakultät zu leiten. Zu der Gruppe, die auch Aufgaben in der Lehre übernimmt, gehören als wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Karl-Heinz Ostmeyer, Florian Schneider und Jacob Wright.
Die DFG hat das Emmy-Noether-Programm vergangenes Jahr ins Leben gerufen. Hochkarä-tige Nachwuchswissenschaftler erhalten Fördergelder für den Aufbau und die Leitung einer eigenen Nachwuchsgruppe, wenn sie unmittelbar nach der Promotion einen zweijährigen Forschungsaufenthalt im Ausland absolviert haben. Auf diese Weise sollen sich Nachwuchs-wissenschaftler frühzeitig - ohne die in Deutschland übliche Habilitation - für die Lehrtätig-keit an einer Hochschule qualifizieren können.
Dabei ist die theologische Nachwuchsgruppe in Göttingen bundesweit eine Rarität. Von den mittlerweile 100 bewilligten Fördergeldern aus dem Emmy-Noether-Programm gehen gerade einmal vier an Geisteswissenschaftler. Diese haben erheblich weniger Anträge gestellt als ihre Kollegen aus den Naturwissenschaften. Vermutlich fühlen sich Geisteswissenschaftler durch die Ausschreibung weniger angesprochen, da sie nur selten in Gruppen forschen.
Hier werden die Theologen der Nachwuchsgruppe unter Dr. Niclas Förster neue Wege gehen. Ihr gemeinsames Forschungsthema: "Das urchristliche Gebet und sein jüdischer Ursprung - an den Quellen untersucht". Christliche Gebetstexte, aber auch Gebetsgesten und -rituale haben ihre historischen Wurzeln in jüdischen Gebetstraditionen. So entstand aus dem Buch der Psalmen im Alten Testament zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert das Gebetsbuch des Urchristentums. Und in urchristlichen Gebetsordnungen sind vielfach die jüdischen Vorbilder
erkennbar. Die vier Theologen erforschen diese Beziehungen anhand von Quellen aus der Entstehungszeit des Christentums. So werten sie Druckausgaben der Handschriften von Qumran aus, die bis ins 3. vorchristliche Jahrhundert zurückgehen, und ziehen die Mischna heran, eine jüdische Gesetzessammlung aus dem 2. Jahrhundert. Insgesamt wird die Göttinger Nachwuchsgruppe einen zeitlichen Bogen zwischen 300 v. Chr. und 300 n. Chr. spannen.
Weitere Informationen
Dr. Niclas Förster
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