Presseinformation: Nationalsozialismus, Nobelpreis und die Peter Debye-Affäre
Nr. 371/2006 - 15.11.2006
Göttinger Institut für Wissenschaftsgeschichte lädt zu Gastvortrag ein
(pug) Über „Nationalsozialismus, Nobelpreis und die Peter Debye-Affäre“ referieren am Dienstag, 21. November 2006, Prof. Dr. Dieter Hoffmann vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und Prof. Dr. Mark Walker vom Union College in Schenectady/New York (USA). Im Mittelpunkt ihrer gemeinsamen Vortragsveranstaltung steht der aus den Niederlanden stammende Wissenschaftler Peter Debye (1884 bis 1966), der an deutschen Universitäten auf dem Gebiet der physikalischen Chemie arbeitete und 1936 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde. 1940 verließ er Deutschland und wurde sechs Jahre später amerikanischer Staatsbürger. Der kürzlich erhobene Vorwurf, Debye habe mit dem nationalsozialistischen Regime kollaboriert, löste eine internationale Kontroverse aus. Zu diesem Gastvortrag lädt das Institut für Wissenschaftsgeschichte der Universität Göttingen ein. Er findet im Heyne-Haus, Papendiek 16, Seminarraum (Erdgeschoss), statt und beginnt um 16.15 Uhr.
Peter Debye forschte auch an der Universität Göttingen, an der er zwischen 1914 und 1920 eine Professur inne hatte. Eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus und eine nach ihm benannte Straße in Weende erinnern an den Wissenschaftler. Auch in seinem Heimatland wurde er mit der Verwendung seines Names zur Bezeichnung von Universitätsinstituten und Forschungspreisen geehrt. Nach dem Vorwurf der Kollaboration widerriefen allerdings vor einigen Monaten niederländische Hochschulen diese Würdigungen. Sollten auch Göttingen und andere Universitätsstädte, in denen der Wissenschaftler gearbeitet hatte, diesem Beispiel folgen und seinen Namen nicht mehr für öffentliche Zwecke verwenden? In der Debatte um Peter Debye wurde sogar vorgeschlagen, ihm den Nobelpreis abzuerkennen. In ihrem gemeinsamen Vortrag werden Prof. Hoffmann und Prof. Walker die Ursprünge der „Debye-Affäre“ untersuchen, Debyes Handeln in den Kontext von Naturwissenschaft und Naturwissenschaftlern unter NS-Herrschaft stellen und erörtern, ob wissenschaftliche Ehrungen aus nicht-wissenschaftlichen Gründen zurückgenommen werden sollten.
Kontaktadresse:
Wolfgang Böker
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Institut für Wissenschaftsgeschichte
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Telefon (0551) 39-9468, Fax (0551) 39-9748
e-mail: wboeker@gwdg.de
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