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Presseinformation: Forscher können wertvolle Sammlung von Pflanzenbelegen künftig online studieren

Nr. 95/2008 - 06.05.2008

Mellon-Stiftung in New York (USA) fördert Digitalisierungsarbeiten im Göttinger Universitätsherbarium

(pug) Der Göttinger Botaniker August Grisebach hat im 19. Jahrhundert mehr als 3.000 Pflanzenarten erstmals wissenschaftlich beschrieben. Diese wertvollen Typusbelege, die auch zahlreiche bis dahin unbekannte Pflanzen aus Argentinien und Kuba umfassen, sind Bestandteil des Göttinger Universitätsherbariums. Experten der Georg-August-Universität wollen sie nun über das Internet weltweit zugänglich machen. Über einen Zeitraum von vier Jahren werden mehr als 12.000 solcher Belege, auf denen die Originalbeschreibungen von Pflanzenarten beruhen, erfasst und digitalisiert. Die Andrew W. Mellon Foundation in New York (USA) unterstützt das Projekt mit Sach- und Personalmitteln. Die an der Biologischen Fakultät angesiedelten Arbeiten sind Teil eines internationalen Verbundprojekts.

Herbarien sind Sammlungen getrockneter und archivierter Pflanzen, die Informationen zu Aussehen, Herkunft, Sammler und Sammeldatum liefern. Das Göttinger Universitätsherbarium enthält derzeit rund 800.000 Belege aus allen Teilen der Welt und gehört damit zu den größten Sammlungen dieser Art in Deutschland. „Die ältesten Belege reichen bis in das 18. Jahrhundert zurück. So verfügen wir über eine Serie von Pflanzen aus der Südsee, die der Naturforscher Georg Forster während der zweiten Weltreise mit Kapitän James Cook zwischen 1772 und 1775 gesammelt hat“, so Privatdozent Dr. Jochen Heinrichs, der wissenschaftlicher Leiter des Herbariums ist. Der Reichtum an Typusbelegen, insbesondere aus Europa und Südamerika, zieht regelmäßig Wissenschaftler aus aller Welt an, um das wertvolle Originalmaterial in Göttingen einzusehen. „Allein im April dieses Jahres hatten wir 36 Gäste aus elf Ländern, die Teile unserer Sammlungen studiert haben“, so Dr. Heinrichs.

Da eine Forschungsreise oder eine Ausleihe von Belegen nicht immer möglich ist, sollen die wertvollen Sammlungen verstärkt online verfügbar gemacht werden. „Für das Digitalisierungs-Projekt in Göttingen hat uns die Mellon-Stiftung einen Hochleistungsscanner zur Verfügung gestellt, mit dem wir die teilweise sehr empfindlichen Herbarpflanzen schonend einlesen können“, erläutert Dr. Elena Reiner-Drehwald, die die Arbeiten am Herbarium durchführt. Damit können die Göttinger Forscher ihre bereits heute verfügbare umfangreiche Online-Dokumentation von Pflanzenbelegen erneut erweitern. Im Jahr 2003 zum Beispiel wurden Fotos der historischen Forster-Pflanzensammlung ins Internet eingestellt. Weitere Informationen zu den Sammlungen im Herbarium und zu den Sammlern sind im Internet unter www.sysbot.uni-goettingen.de/herbarium.html abrufbar.

Hinweis an die Redaktionen:
Digitales Fotomaterial kann in der Pressestelle abgerufen werden.

Kontaktadresse:
Privatdozent Dr. Jochen Heinrichs, Dr. Maria Elena Reiner-Drehwald
Biologische Fakultät – Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
Telefon (0551) 39-2220, -7861, e-mail: jheinri@uni-goettingen.de, mreiner@uni-goettingen.de