Presseinformation: Neue Ölsaaten für die Herstellung von Schmierstoffen in der Chemischen Industrie
Nr. 242/2008 - 29.10.2008
Weltweites Verbundprojekt zur Pflanzenbiotechnologie mit Beteiligung Göttinger Wissenschaftler
(pug) Wissenschaftler der Georg-August-Universität sind Partner in einem weltweiten Verbundprojekt, das auf dem Gebiet der Pflanzenbiotechnologie angesiedelt ist. Erforscht werden dort innovative Verfahren, mit denen neuartige Samenöle für den Einsatz in der Chemischen Industrie verfügbar gemacht werden können. Diese sollen als nachwachsende Ressourcen in Zukunft fossile Mineralöle ersetzen. An dem Vorhaben „Industrial Crops Producing Added Value Oils for Novel Chemicals“ (ICON) sind insgesamt 23 Forschergruppen aus elf Ländern beteiligt. Die Europäische Union (EU) fördert die vierjährigen Arbeiten, die im Oktober 2008 begonnen haben, mit 6 Millionen Euro. Davon fließen rund 500.000 Euro an das Team von Prof. Dr. Ivo Feußner, der am Göttinger Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften lehrt und forscht.
„Während es für die Energieproduktion eine Reihe von Alternativen zu Erdöl gibt, kann die Herstellung von Mineralöl-basierten Chemieprodukten nur auf Ausgangssubstanzen biologischer Herkunft ausweichen“, betont Prof. Feußner. Ziel der Forschungsinitiative ist es daher, ertragreiche Ölsaaten zu entwickeln, deren Öle zum Beispiel als Schmierstoffe dienen können. Dazu sollen die Pflanzenarten Brassica carinata und Crambe abyssinica gentechnisch so verändert werden, dass sie in ihren Samen vor allem sogenannte Wachsester anhäufen. Diese neu zu entwickelnden Speicherlipide sollen weitaus resistenter gegenüber hohen Temperaturen und Drücken sein als synthetische Öle oder Lipide klassischer Samenöle. Das Team von Prof. Feußner arbeitet dabei an der Isolation und Charakterisierung von Genen, die für die Wachsester-Synthese verantwortlich sind.
Wie der Göttinger Wissenschaftler betont, erfordern die von Mineralölen ausgehenden Herstellungsverfahren für Produkte der Chemischen Industrie einen hohen Energieaufwand, der bei der Verwendung veränderter Pflanzenöle maßgeblich gesenkt werden kann. „Mit dem weltweit steigenden Bedarf an hochwertigen Industrieölen eröffnen sich Landwirten mit den neuen Ölsaaten ökonomisch interessante Anbaualternativen, ohne dass die für diesen Zweck benötigte Anbaufläche bei ihrer begrenzten Größe dafür in Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion treten müsste“, erläutert Prof. Feußner. Weitere deutsche Partner im Verbundprojekt sind Forschergruppen in Aachen und Bonn. Informationen im Internet können unter http://icon.slu.se/ICON abgerufen werden.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Ivo Feußner, Universität Göttingen
Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
Justus-von-Liebig-Weg 11, 37077 Göttingen, Telefon (0551) 39-5743
e-mail: ifeussn@gwdg.de, Internet: www.plant-biochem.uni-goettingen.de