Presseinformation: „Heimatland“ und „Nation“ in der modernen arabischen Literatur
Nr. 139/2011 - 24.06.2011
Workshop am Lichtenberg-Kolleg mit öffentlicher Filmvorführung und Autorenlesung
(pug) Die Konzepte von „Heimatland“ und „Nation“ spielen in der modernen arabischen Literatur der vergangenen Jahrzehnte eine herausragende Rolle. Ab den frühen 1980er Jahren nahmen arabische Autoren und Intellektuelle zunehmend eine kritische Haltung gegenüber den häufig autoritären Regierungen ihrer Länder ein. Seit den 1990er Jahren schwand unter ihnen jedoch die Hoffnung auf eine bessere politische Lage zunehmend. Wie sieht die Situation nun nach dem Frühling der „arabischen Revolution“ 2011 aus? Welche neuen Perspektiven ergeben sich dadurch für arabische Schriftsteller? Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine internationale Tagung am Lichtenberg-Kolleg der Universität Göttingen am 30. Juni und 1. Juli 2011. Der Workshop mit dem Titel „Visions and Representations of Homeland in Modern Arabic Literature“ wird veranstaltet vom Lichtenberg-Kolleg und vom Seminar für Arabistik und Islamwissenschaft der Universität Göttingen. Das wissenschaftliche Programm wird ergänzt durch zwei öffentliche Veranstaltungen mit freiem Eintritt: eine Filmvorführung und eine Autorenlesung.
Am Donnerstag, 30. Juni, zeigen die Veranstalter den Dokumentarfilm „Waiting for Abu Zayd“ des syrischen Journalisten, Filmemachers und Bürgerrechtlers Muhammad Ali Atassi. Der Film porträtiert den 2010 verstorbenen ägyptischen Literatur- und Islamwissenschaftler Nasr Hamid Abu Zaid, einen der führenden liberalen Denker des Islam. Aufgrund seiner zeitgemäßen Interpretation des Koran warfen ihm seine Kritiker vor, er sei kein Muslim: 1995 wurde Abu Zaids Ernennung zum Professor abgelehnt, er wurde von seiner Frau zwangsgeschieden und ging ins niederländische Exil. Der Fall sorgte international für Schlagzeilen. Der Film wurde 2010 auf dem internationalen Filmfestival in Marseille ausgezeichnet. Die Aufführung in Originalfassung mit englischen Untertiteln beginnt um 20 Uhr im Roten Saal der Historischen Sternwarte, Geismar Landstraße 11. Anschließend ist eine Podiumsdiskussion mit Teilnehmern des Workshops geplant.
Am Freitag, 1. Juli, findet ebenfalls im Roten Saal der Historischen Sternwarte eine Autorenlesung in Kooperation mit dem Literarischen Zentrum Göttingen statt. Der Schriftsteller Abbas Khider stellt seinen zweiten Roman „Die Orangen des Präsidenten“ vor. Darin zeichnet er ein erschütterndes Bild seiner früheren Heimat, des Irak. Abbas Khider war unter der Herrschaft von Saddam Hussein im Irak inhaftiert, lebt seit dem Jahr 2000 in Deutschland und hielt sich während der Revolution in Ägypten Anfang dieses Jahres in Kairo auf. Außerdem liest die libanesische Autorin und Journalistin Alawiyya Sobh aus ihrem viel beachteten Roman „Marjams Geschichten“ von 2002, der im vergangenen Jahr auf Deutsch erschien. Darin berichtet sie schonungslos von Frauenschicksalen im Libanon von den 1950er Jahren bis heute. Wegen seiner Offenheit erregte der Roman großes Aufsehen in der arabischen Welt. Die Lesung beginnt um 20 Uhr. Weitere Informationen sind im Internet unter www.literarisches-zentrum-goettingen.de zu finden.
Kontaktadressen:
Dr. Stephan Milich
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät – Seminar für Arabistik und Islamwissenschaft
Papendiek 16, 37073 Göttingen, Telefon (0551) 39-4399
E-Mail: smilich@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/24588.html
Dr. Johanna Pavliashvili
Georg-August-Universität Göttingen
Lichtenberg-Kolleg
Geismar Landstraße 11, 37083 Göttingen, Telefon (0551) 39-4399
E-Mail: johanna.pavliashvili@zvw.uni-goettingen.de
Internet: www.lichtenbergkolleg.uni-goettingen.de