Presseinformation: Neue Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe in der Mathematik
Nr. 42/2013 - 08.03.2013
Wissenschaftler berechnen die Struktur biologischer Makromoleküle mit statistischen Methoden
(pug) Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe verstärkt die Forschung an der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Göttingen. Am Institut für Mathematische Stochastik untersucht ein Team von Nachwuchswissenschaftlern unter der Leitung von Dr. Michael Habeck die Struktur und Funktionsweise biologischer Makromoleküle. Dabei nutzen die Forscher Computersimulationen und anspruchsvolle statistische Methoden, zum Beispiel sogenannte Bayes’sche Monte-Carlo-Verfahren. Die Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe wurde 2009 in Tübingen gegründet und ist seit Beginn dieses Jahres an der Universität Göttingen angesiedelt. Die DFG unterstützt das Projekt fünf Jahre lang mit insgesamt rund einer Million Euro.
„Biologische Zellen sind Miniaturstädte, in denen Moleküle die Aufgaben von Dolmetschern, Fabriken und Recyclinghöfen übernehmen. Mikroskope und Spektrometer, die diesen Nanomaschinen bei der Arbeit zuschauen, liefern oft nur verschwommene, indirekte und lückenhafte Aufnahmen“, erläutert Dr. Habeck. Auf der Basis dieses rudimentären Bildmaterials wollen die Wissenschaftler mit statistischen Methoden unter anderem Rückschlüsse auf die Struktur und Funktionsweise der Moleküle ziehen sowie die Raumposition aller Atome in diesen Riesenmolekülen möglichst genau messen. Kooperationspartner sind dabei die statistisch-mathematische Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Axel Munk am gleichen Institut sowie auf dem Gebiet der Strukturbiologie die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Christian Griesinger am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen. „Der Göttingen Research Campus bietet für derartige Kooperationen ein ideales Umfeld“, so Dr. Habeck. Zukünftig will er mit seinem Team außerdem Methoden für die Berechnung noch größerer Strukturen wie Proteinkomplexe oder Chromosomen entwickeln.
Michael Habeck, Jahrgang 1973, studierte Physik an den Universitäten Siegen und Heidelberg. Seine Dissertation fertigte er am Institut Pasteur in Paris an, promoviert wurde er 2004 an der Universität Regensburg. Nach einem Postdoktorandenaufenthalt an den Max-Planck-Instituten für Biologische Kybernetik und für Entwicklungsbiologie in Tübingen gründete er dort 2009 seine Emmy-Noether-Arbeitsgruppe. Die DFG möchte mit dem Emmy-Noether-Programm herausragenden jungen Forschern einen Weg zu früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit eröffnen. Das Programm ist benannt nach der Mathematikerin Emmy Noether (1882 bis 1935), die im Jahr 1919 als erste Frau an der Universität Göttingen habilitierte.
Kontaktadresse:
Dr. Michael Habeck
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Mathematische Stochastik
Goldschmidtstraße 7, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-172136
E-Mail: michael.habeck@mathematik.uni-goettingen.de
Internet: www.stochastik.math.uni-goettingen.de/habeck