Presseinformation: Das Handwerk lebt zunehmend von anderen Unternehmen - Göttinger Studie zur Kundenstruktur im Handwerk
Nr. 13/2000 - 02.02.2000
(pug) Wer nutzt die Dienste des Handwerks? Dieser Frage ging Dr. Klaus Müller, Mitarbeiter der Außenwirtschaftlichen Abteilung des Seminars für Handwerkswesen, nach. Der neu erschienene Band 61 der Göttinger Handwerkswirtschaftlichen Studien enthält eine umfassende Analyse der Kundenstruktur im Handwerk. Die Studie soll einen Beitrag zur Verbesserung der Kundenorientierung leisten. Die Untersuchung basiert auf einem Ver-gleich der Daten der Handwerkszählungen 1977 und 1995 und einer 1999 durchgeführten Umfrage bei 14 Handwerkskammern.
Als wichtigstes Ergebnis der Handwerkszählung 1995 ergab sich, dass die Bedeutung des Unternehmenssektors als Abnehmer für handwerkliche Leistungen im Vergleich zur Zählung 1977 beträchtlich gestiegen ist. Die Umsatzanteile, die mit privaten Haushalten und mit anderen Unternehmen erzielt werden sind mit ca. 43-44% beinahe identisch. Die öf-fentliche Hand hingegen macht nur etwa 13 % aus. Bis zu einer Betriebsgröße von 20 Be-schäftigten, wozu über 90% der Handwerksbetriebe zählen, sind die privaten Haushalte die wichtigsten Kunden, den nächstgrößeren Anteil haben andere Handwerksbetriebe. Mit zunehmender Unternehmensgröße nimmt allerdings die Bedeutsamkeit der privaten Kun-den ab - in diesen Betrieben dominiert der Absatz an industrielle Auftraggeber. Müller führt dies darauf zurück, dass das Volumen von Aufträgen der Industrie und der öffentli-chen Hand meist relativ groß ist und auch die gehobeneren Qualitätsanforderungen von kleinen Betrieben oftmals nicht zu erfüllen sind. Für die Mehrheit der Handwerksbetriebe (ca. 70 %) sind aber nach wie vor die privaten Haushalte die wichtigsten Absatzpartner. Die Umfrage 1999 ergab, dass der Umsatzes in den vergangenen fünf Jahren mit allen drei Kundengruppen tendenziell gefallen ist. Besonders auffällig ist die Entwicklung bei den Aufträgen der öffentlichen Hand: Nur knapp 10 % der befragten Unternehmen meldeten für diesen Bereich steigende, jedoch fast 40% fallende Umsätze.
Die Gründe für die gestiegene Bedeutung des Absatzes an Unternehmen sind vielfältig: So ist der Handwerker z.B. immer häufiger Subunternehmer, Unternehmen betreiben zuneh-mend outsourcing und viele Handwerker verkaufen ihre Produkte nicht mehr ausschließlich direkt, sondern setzen einen Teil der Ware auch über Wiederverkäufer ab.
Band 61 Kundenstruktur im Handwerk, Klaus Müller, 130 S., DM 32,-Verlag Mecke Druck, Duderstadt
Für weitere Informationen:
Seminar für Handwerkswesen; Tel. : 0551/39- 8022; e-mail: sfhgoe@uni-goettingen.de