Chemie-Nobelpreis für Prof. Dr. Stefan W. Hell
17.11.2014
(pug) Prof. Dr. Stefan W. Hell vom Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie in Göttingen hat den diesjährigen Nobelpreis für Chemie erhalten. Er teilt sich den Preis mit Eric Betzig und William E. Moerner aus den USA. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften würdigt damit die bahnbrechenden Arbeiten des Physikers auf dem Gebiet der ultrahochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie.
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Beisiegel würdigt seine hervorragenden und für die Lebenswissenschaften hoch relevanten Forschungsergebnisse: „Für mich ist es großartig, dass er seine wissenschaftliche Heimat hier am Göttingen Campus hat und die Kooperation zwischen dem Max-Planck-Institut und der Universität in hohem Maße fördert.“
Stefan Hell ist seit 2004 Honorarprofessor an der Fakultät für Physik und arbeitet auch eng mit der Fakultät für Chemie zusammen. Er ist an zahlreichen Forschungsprojekten mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität und Universitätsmedizin beteiligt. So ist er Projektleiter am Sonderforschungsbereich 755 „Photonische Abbildungen auf der Nanometerskala“ und am Sonderforschungsbereich 1002 „Modulatorische Einheiten bei Herzinsuffizienz“.
„Neben der herausragenden wissenschaftlichen Leistung von Stefan Hell beeindruckt mich sein besonderer Einsatz bei der Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in unseren gemeinsamen Graduiertenschulen“, fügt Ulrike Beisiegel hinzu. Denn Stefan Hell engagiert sich auch an der Graduiertenschule GAUSS, unter deren Dach die naturwissenschaftliche DoktorandInnenausbildung gebündelt ist. Unter diesem Dach befindet sich auch die in der Exzellenzinitiative geförderte Graduiertenschule für Neurowissenschaften, Biophysik und Molekulare Biowissenschaften (GGNB), in der Stefan Hell Mitglied ist.
Bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der ultrahochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie
Prof. Hell gelang es, die bisherige Auflösungsgrenze optischer Mikroskope radikal zu unterlaufen – ein Durchbruch, der neue wegweisende Erkenntnisse in der biologischen und medizinischen Forschung ermöglicht. Das MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen bildet zusammen mit der Universität Göttingen und weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen den Göttingen Campus.
Stefan W. Hell wurde 1962 im rumänischen Arad geboren, studierte in Heidelberg Physik. Nach seiner Promotion im Jahr 1990 in Heidelberg verfolgte er seine Ideen zunächst als „freier Erfinder“. Nach seiner Zeit als Postdoktorand am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg ging er 1993 als Gruppenleiter nach Turku (Finnland). Dort entwickelte er das Prinzip der STED-Mikroskopie. Von Turku wechselte Hell 1997 als Leiter einer Max-Planck-Nachwuchsgruppe an das MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen, wo er seit 2002 die Abteilung Nano-Biophotonik leitet. Er ist wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Honorarprofessor für Experimentalphysik an der Universität Göttingen. Darüber hinaus leitet er die Abteilung Optische Nanoskopie am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Für seine Leistungen wurde Prof. Hell schon vor Zuerkennung des Chemie-Nobelpreises mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. Er erhielt unter anderem den Preis der International Commission for Optics (2000), den Carl-Zeiss-Forschungspreis (2002), den Karl-Heinz-Beckurts-Preis (2002), den 10. Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten (2006), den Julius-Springer-Preis für Angewandte Physik (2007), den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2008), den Niedersächsischen Staatspreis (2008), den Otto-Hahn-Preis für Physik (2009), den Ernst-Hellmut-Vits-Preis (2010), den Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft (2011), den Göteborger Lise-Meitner-Preis (2010/11), den Meyenburg-Preis (2011), die Paul Karrer Medaille (2013), die Carus-Medaille der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina (2013) und den Kavli-Preis für Nanowissenschaften (2014). Prof. Hell hält Ehrendoktorwürden der Universitäten Turku (Finnland) und Vasile Goldis (Rumänien) sowie der Polytechnischen Universität Bukarest (Rumänien).