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Presseinformation: Je symmetrischer die Knie, umso schneller der Läufer

Nr. 277/2014 - 17.11.2014

Göttinger Wissenschaftler untersuchen Körperbau von Elite-Sprintern aus Jamaika

(pug) Je symmetrischer die Kniegelenke eines Läufers, desto besser die Laufleistung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie eines internationalen Forscherteams unter der Leitung der amerikanischen Rutgers University mit Beteiligung der Universität Göttingen. Die Wissenschaftler konnten anhand des Körperbaus von Weltklasse-Athleten aus Jamaika zeigen, dass die Sprinter mit den symmetrischsten Knie- und – in geringerem Maße – Sprunggelenken die besten Laufleistungen vorweisen konnten. Auch war die Symmetrie der Knie- und Sprunggelenke unter den Athleten insgesamt größer als unter einer gleichaltrigen Vergleichsgruppe. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift PLOS ONE erschienen.

Jamaikas Elite-Sprinter zählen zu den besten der Welt. Das Forscherteam unter der Leitung des amerikanischen Evolutionsbiologen Prof. Dr. Robert Trivers untersuchten 74 Mitglieder des renommierten MVP Track & Field Club in Kingston, darunter die mehrfachen Weltmeister und Olympiasieger Shelley-Ann Fraser-Pryce und Nesta Carter. Ergebnis: Je symmetrischer die Knie, umso schneller waren die Athleten auf den Laufstrecken von 100 bis 800 Meter. Dabei wies die Gruppe der 100-Meter-Läufer den höchsten Grad der Symmetrie auf. Als Vergleichsgruppe dienten 116 Personen der Landbevölkerung aus dem Süden Jamaikas, unter denen die Symmetrie der Knie- und Sprunggelenke insgesamt geringer war.

„Da die Knie beim Sprint einer enormen Belastung ausgesetzt sind, ist Kniesymmetrie hier für eine effiziente Laufleistung wesentlich“, erläutert der Evolutionspsychologe Dr. Bernhard Fink von der Universität Göttingen. Längere Laufstrecken beinhalten mehr Kurven, was zu einer höheren Asymmetrie von Körpermerkmalen führen kann. Die Ergebnisse ergänzen eine Studie von Prof. Trivers und Kollegen aus dem vergangenen Jahr: Damals hatten Wissenschaftler die Körpersymmetrie von achtjährigen Kindern auf Jamaika untersucht und einen Zusammenhang zu deren Laufleistungen im Alter von 22 Jahren nachgewiesen.

„Unsere Ergebnisse zeigen die Bedeutung der Körpersymmetrie für die gegenwärtige Laufleistung und für die Vorhersage künftiger Laufleistungen“, so Dr. Fink. In Folgestudien wollen die Wissenschaftler nun unter anderem den Zusammenhang zwischen Körpersymmetrie und der Kraft der Bein- und Gesäßmuskulatur untersuchen. Weitere Untersuchungen könnten sich mit der Frage beschäftigen, ob sich Kniesymmetrie ab einem Alter von etwa 20 Jahren verändert und ob sich eine solche Veränderung auf die Laufleistung auswirkt beziehungsweise ob eine genetische Grundlage für die Leistungsfähigkeit von Jamaikas Spitzenathleten in Westafrika zu finden ist.

Originalveröffentlichung: Robert Trivers et al. Lower body symmetry and running performance in elite Jamaican track and field athletes. PLOS ONE 2014. Doi: 10.1371/journal.pone.0113106.

Kontaktadresse:
Dr. Bernhard Fink
Georg-August-Universität Göttingen
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie /
Courant Forschungszentrum „Evolution des Sozialverhaltens“
Kellnerweg 6, 37077 Göttingen
Telefon (0551) 39-9344
E-Mail: bfink@gwdg.de
Internet: www.evolutionary-psychology.de