In publica commoda

Presseinformation: Marketing für Hülsenfrüchte

Nr. 249/2017 - 07.12.2017

Göttinger Wissenschaftler untersuchen Werbung mit Gesundheits- und Umweltaspekten

(pug) Kaum ein Land konsumiert so wenig Hülsenfrüchte pro Person wie Deutschland. Dabei sind Erbsen und Bohnen grundsätzlich reich an Proteinen und gesunden Ballaststoffen, und ihr Anbau ist vergleichsweise umweltfreundlich. Die Symbiose von Hülsenfrüchten mit Bodenbakterien ermöglicht die Nutzung von Luftstickstoff, einem zentralen Baustein im Pflanzenwachstum. Hülsenfrüchte benötigen daher keinen zusätzlichen Stickstoffdünger. Die Produktion von mineralischem Stickstoffdünger ist sehr energieaufwändig und seine Anwendung kann die Nitratbelastung des Grundwassers erhöhen. Agrarwissenschaftler der Universität Göttingen wollten herausfinden, ob sich die Wertschätzung von Hülsenfrüchten erhöhen lässt, da Nachhaltigkeit mittlerweile für einige Konsumentinnen und Konsumenten eine Rolle spielt. In einer Online-Studie untersuchten sie die Auswirkungen von Werbung mit Gesundheits- und Umweltaspekten für Hülsenfrüchte. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Sustainability erschienen.

Die Forscherinnen und Forscher organisierten eine experimentelle Auktion, bei der rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf Hülsenfruchtprodukte bieten konnten. Je nach Untersuchungsgruppe enthielten die Produkte unterschiedliche Werbebotschaften. Dabei boten die Teilnehmenden, die eine Werbebotschaft erhielten, im Durchschnitt mehr als jene, die keinen positiven Aspekt der Produkte aufgezeigt bekamen. „Die Gruppe, die sowohl Umwelt- als auch Gesundheitsaspekte aufgezeigt bekam, zeigte eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft“, erläutert der Erstautor der Studie, Dominic Lemken. Gleichzeitig weisen die Ergebnisse aber auch darauf hin, dass eine große Anzahl von Werbebotschaften zunehmend weniger zusätzliche Überzeugungskraft für den Verbraucher haben kann.

Weitere Analysen zeigen auch Konsumbarrieren und Vermarktungschancen für Hülsenfrüchte auf. „Neue und verbesserte Pflanzensorten könnten die Verdaulichkeit optimieren und damit die Vorbehalte einiger Verbraucher zerstreuen“, so Lemken. Auch eine innovativere Produktgestaltung, beispielsweise für Erbsen, die in der Regel in Dosen verkauft werden, könnte neue Verbrauchersegmente erschließen. In diesem Zusammenhang bringt die Erbse gute Verarbeitungsqualitäten mit, beispielsweise in Form von Nudeln. „Wenn Umweltaspekte stärker in die Produktkommunikation einbezogen und Konsumbarrieren abgebaut werden, könnten Hülsenfrüchte schon bald wieder einen höheren Stellenwert in unserer Ernährung einnehmen“, so das Fazit der Wissenschaftler.

Originalveröffentlichung: Dominic Lemken et al. The Value of Environmental and Health Claims on New Legume Products: A Non-hypothetical Online Auction. Sustainability 2017. Doi: 10.3390/su9081340.

Kontakt:
Dominic Lemken
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-10713
E-Mail: dlemken@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/490194.html