Presseinformation: Externe Gutachter prüfen Impfstoff-Herstellung und klinische Ergebnisse genauer
Nr. 209/2002 - 11.07.2002
Im Fall der Göttinger Nierenkrebsstudie wird ein Abschlussbericht im September vorliegen
(pug) Im Fall der umstrittenen Vakzinetherapie bei Nierenzellkarzinomen im Göttinger Universitätsklinikum werden sich die hinzugezogenen externen Gutachter auf die Untersuchung von Einzelfragen der Anfertigung der Impfstoffe und der Immunantwort der Patienten konzentrieren. Bei einem Treffen in München kamen die Experten außerdem überein, die klinischen Ergebnisse der Therapie genauer zu bewerten. Die Gutachter unterstützen mit ihrer Arbeit ein vom Senat der Universität Göttingen gewähltes Ombudsgremium, das die Frage prüft, ob bei einer Veröffentlichung über die Behandlung von 17 mit einem neuen Impfstoff therapierten Patienten in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ gute wissenschaftliche Praxis eingehalten wurde. Nach Angaben des Ombudsgremiums wird der Abschlussbericht im September vorliegen und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Tätig wurde das Ombudsgremium im Juli vergangenen Jahres, nachdem ein Würzburger Wissenschaftler starke Bedenken gegen die in „Nature Medicine“ vorgestellte Methode der Zellverschmelzung von Tumorzellen von Nierenkrebspatienten mit im Labor kultivierten dendritischen Zellen geäußert hatte. Die Überprüfung erwies sich nach Angaben des Sprechers des Ombudsgremiums, Prof. Dr. Hans-Jürg Kuhn, als unerwartet zeitaufwändig, weil zahlreiche datenschutzrechtliche Hindernisse aus dem Weg geräumt sowie umfangreiche Krankenakten und Laboraufzeichnungen aus verschiedenen klinischen Disziplinen aufgearbeitet und die Ergebnisse bewertet werden müssen. Prof. Kuhn: „Es handelt sich ja hier nicht darum, dass ein Impfstoff hergestellt wurde, der dann für alle Patienten mit metastasierenden Zellkarzinomen aus dem Kühlschrank genommen werden konnte und der jetzt noch geprüft werden könnte, sondern es wurde aus lebenden Tumorzellen jedes Patienten ein Impfstoff jeweils für nur einen einzelnen Patienten hergestellt.“ Hinzu komme, dass die Veröffentlichung in „Nature Medicine“ fünfzehn Autoren habe, deren Beitrag einzeln betrachtet werden müsse.
Das neue Verfahren zur Immunisierung gegen metastasenbildende Nierenzellkarzinome war von Göttinger, Tübinger und Berliner Wissenschaftlern in der Fachzeitschrift beschrieben worden. Durch die Zellverschmelzung wurden demnach Hybridzellen produziert, die dem Abwehrsystem des Patienten Eigenschaften der Tumorzelle darbieten und es damit gegen die Tumor-Metastasen aktiviert. Die an 17 Patienten gewonnenen Ergebnisse ließen das Verfahren nach Ansicht der Autoren erfolgversprechend erscheinen, während die durchschnittliche Überlebenszeit beim metastasierenden Nierenzellkarzinom ohne Behandlung oder unter den bisherigen Methoden nur wenige Monate beträgt.