FoLL XIV – Lyrikerinnen

von Anna Bers, Lena Benthe, Joséphine Grandel, Kiara Lohmann, Henrike Manuwald, Susanne Müller, Christian Philipp, Antonia Philine Roedszus


Frauen dichten anders, so lautet der fragwürdige Titel einer in ihrer Popularität und in ihrer Stoßrichtung recht repräsentativen Gedichtanthologie weiblicher Lyrik von Marcel Reich-Ranicki (1998). Unser FoLL-Projekt möchte solche unbewusst exotisierenden Annahmen zu deutschsprachigen Gedichten von Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart hinterfragen. Dazu haben wir drei unterschiedliche, aber auf einander aufbauende Forschungsperspektiven angedacht.


  • Zum einen nehmen wir Gedichtcorpora aus verschiedenen Epochen quantitativ in den Blick. Wenn ‚anders dichten‘ bedeutet, dass Frauen eine größere Affinität zu bestimmten Gedichtthemen, -genres oder -motiven haben, dann müsste sich dies statistisch nachweisen lassen. Ausgehend von tradierten Klischees wollen wir für repräsentativ ausgewählte Zeiträume herausfinden, ob Frauen tatsächlich ‚anders‘ dichten, indem sie sich auffällig oft lyrisch mit Liebesdingen befassen.
  • Zum anderen fragen wir nach sozialhistorischen Bedingungen des Dichtens. Es könnte sein, dass Frauen gar nicht ‚anders dichten‘, sondern nur (oder zumindest auch) anderen Produktionsbedingungen unterliegen: Der Zugang zu Bildung, materiellen Gütern, juristische Möglichkeiten der Autorschaft, aber auch spezifische Rezeptionsweisen und -zeugnisse weiblicher Lyrik sollen in ausgewählten Fallstudien untersucht werden.
  • Schließlich untersuchen wir die Texte selbst und fragen nach weiblichen Ichs im Gedicht. Im Mittelalter gibt es so gut wie keine genuin lyrischen Texte von Frauen, dennoch sind weibliche Stimmen im Gedicht keine Seltenheit. Diese Tatsache verweist auf die spannungsreiche und literarisch produktive Beziehung zwischen textexternen Instanzen (Autor_in, Sänger_in) und Ichs bzw. Figuren im Gedicht. Welche Eigenschaften haben weibliche Ichs in späteren Epochen und in welchem Verhältnis stehen sie zum empirischen Autor, zur empirischen Autorin?


Unterstützt wird unsere Forschung durch Workshops und eine Exkursion ins DLA in Marbach.
Termine:
November 2017 – Methodenworkshop mit Prof. Dr. Caroline Sporleder
Dezember 2017 – Workshop zum Ich im Gedicht mit Dr. Claudia Hillebrandt
Januar 2017 – Workshop zu historischen und systematischen Fragen mittelalterlicher Autorschaft von Frauen mit Prof. Dr. Almut Suerbaum
Februar 2018 – Exkursion ins DLA Marbach

Für Informationen zum Vorhaben und zu den Veranstaltungen wenden Sie sich gerne an Anna Bers