Langzeitliche Vegetationsdynamik auf Höhen- und Längengradienten in der Hyrkanischen Waldregion (Nord-Iran) und die Rolle von Klima-, Seespiegelveränderungen, Feuer und anthropogenen Einflüssen im Spätquartär
Hyrkanische Wälder kommen im Iran in Form eines 820 km langen schmalen Gürtels auf den nördlichen Hängen des Alborz- und Talysh-Gebirge vor und umfasst eine Fläche von 6%. Dieses Gebiet beinhaltet 3234 Pflanzenarten einschließlich etwa 500 endemischer Pflanzen und entspricht 44% der pflanzlichen Diversität in Iran.
Zusammen mit den Wäldern von Nordanatolien bilden die Hyrkanischen Wälder das wichtigste Refugium und die letzten Relikte der breitblättrigen laubwerfenden Wälder, die die temperierten Zonen in der nördlichen Hemisphäre vor dem Quartär bedeckten. Da hier viele Relikte der Arkto-Tertiären und Indo-Malaysischen Flora vorkommen, ist dieses Zentrum der Artenvielfalt von globaler Bedeutung.
Heute ist die ursprüngliche Vegetation zoniert von der Küste hin zum Alborz- und Talysh-Hochland. Da das Gebiet mit dem Kaspischen Meer (KM) nach Norden und mit dem Hochland nach Süden begrenzt ist, ist die obere Waldgrenze und die Küstenvegetation stark beeinflusst von Temperatur- und Niederschlagsänderungen, bzw. Seespiegeländerungen des Kaspischen Meeres in Raum und Zeit. Zusätzlich haben anthropogene Einflüsse die Vegetation in den letzten Jahrhunderten stark verändert.
Da dieses Gebiet sehr leicht von Umweltveränderungen beeinflusst werden kann, ist die Untersuchung der Umweltgeschichte, einschließlich Vegetation, Biodiversität, Klima, Feuer, menschlicher Einfluss und Seespiegeländerungen von hoher Bedeutung. Es gibt nur wenige paläoökologische Studien in der Hyrkanischen Region.
Die Provinz Gilan ist am wenigsten untersucht und ist von großer Bedeutung weil:
i) Gilan mit den ausgedehnten Wäldern und Feuchtgebieten Umweltarchive gibt um paläoökologische Studien durchzuführen,
ii) Gilan ist der Korridor der die isolierte südliche Küste vom Kaspischem Meer mit dem westlichen Eurasien verbindet, und dessen Vegetationsgeschichte ermöglicht neue Einsichten zur Refugium-Hypothese der westlichen eurasischen temperiert laubwerfenden Wälder,
iii) Gilan ist die feuchteste unter den Hyrkanischen Provinzen und dessen Paläoökologie ermöglicht den Vergleich über einen Ost-West-Niederschlagsgradienten in der Vergangenheit,
iv) Gilan ist die Heimat der ältesten bekannten Siedlungen im Iran, und
v) hat das größte erhaltene Gebiet an Küstenüberflutungswäldern.
In diesem Projekt werden innovative Multiproxy-Studien (Pollen-, Sporen-, Holzkohle-, geochemische und andere Analysen) an mehreren Sedimentkernen angewendet, sowie der moderne Pollenniederschlag auf Höhengradienten in der Gilan Provinz zusätzlich innovativ (DNA meta-barcoding) erfasst um die Umweltgeschichte in Gilan zu erforschen. Weiterhin wird ein Vergleich der Umweltgeschichte zwischen der östlichen und westlichen Hyrkanischen Region möglich sein. Diese Studien werden auch wichtige Hintergrundinformationen zum Schutz und Management für dieses Biodiversitätszentrum liefern und die Ergebnisse sind von hoher Bedeutung wie z.B. für den Naturschutz, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Archäologie und nachhaltige Entwicklung.
Postdoc: Dr. Fang Gu
Phd-project:
Supervisors: Prof. Behling, Prof. Bergmeier, Dr. Giesecke
Phd-student: Leila Homami Totmaj
Project Fund: DFG 2018-2021