Funktionelle und genomische Charakterisierung der Schlupffähigkeit bei Nackthalshühnern
Von 1881 bis 2016 ist die mittlere Temperatur in Deutschland um 1,4 °C gestiegen und Klimaprojektionen gehen von einer weiteren Erhöhung um etwa 2-5°C bis zum Jahr 2100 aus (Quelle: Deutscher Wetterdienst). Damit einhergehend wird es zu einer starken Zunahme extremer Wetterereignisse kommen. So könnte es im Extremfall bis zum Jahr 2100 zu einer Vervierfachung der „heißen Tage“, d.h. Tagen mit einer Temperatur von mehr als 30°C, kommen (Quelle: Pressekonferenz des Deutschen Wetterdienstes, 14.03.2017, www.dwd.de/DE/presse/). Dies stellt für die Nutzung spezialisierter Hochleistungsrassen ein gravierendes Problem dar, weil dies neben Leistungsdepressionen (u.a. verminderte Futteraufnahme) insbesondere auch Tierverluste verursacht. Gegenmaßnahmen setzen einen hohen Einsatz an Technologie voraus , was mit sehr hohen Anfangsinvestitionen, sehr hohem Wasserverbrauch und sehr hohem Einsatz fossiler Energieträger verbunden ist . Während bei Säugern die thermische Belastung zur gesteigerten evaporativen Wärmeabgabe führt, limitiert die stark isolierende Wirkung des Federkleides diese beim Huhn. In verschiedenen Hühnerrassen segregiert als Teil des natürlichen Genpools des Haushuhnes (Gallus gallus domesticus) ein Gen für Nackthalsigkeit und Befiederungsreduktion (Na). Tiere mit diesem Merkmal zeigen eine deutlich größere Hitzetoleranz mit verbesserten produktiven und reproduktiven Leistungen unter klimatischen Belastungssituationen. Eine negative Begleiterscheinung ist jedoch eine deutlich verringerte Schlupffähigkeit. Dadurch ist sowohl aus Gründen des Tierschutzes als auch unter wirtschaftlichen Aspekten eine umfassende kommerzielle Nutzung dieser Genetik bisher nicht möglich.
Die kausale Genavariante für Nackthalsigkeit ist bereits bekannt, allerdings ist der Zusammenhang zwichen Reduktion der Befiederung und verminderter Schlupfähigkeit völlig unklar. Um diese Zusammenhänge aufzuklären, soll ein Schlupffähigkeitsindex etabliert werden, der bereits in den letzten Tagen der Brut eine Vorhersage der Schlupfwahrscheinlichkeit ermöglich. Inumfangreichen molekularen Analysen an Hühnerembryonen soll so die Ursache der verminderten Schlupffähigkeit geklärt werden.
Es handelt sich um ein gemeinschaftliches Projekt der Abteilungen Tierzucht und Haustiergenetik (Dr. Sharifi) und Functional Breeding (Prof. Tetens)