Lehrforschungsprojekt Deutsche Erinnerung - Nationalsozialismus

Grundgedanken

Im Sommersemester 2019 wurde das Lehrforschungsprojekt ‚Deutsche Erinnerung – Nationalsozialismus‘ angeboten. Mit unterschiedlichen Prüfungsleistungen konnten die Studierenden Leistungen in insgesamt sechs Modulen erwerben. Die Veranstaltung sollte flexibel und modulhaft aufgebaut sein, um den Studierenden die Chance zu geben, ihre Leistungen an ihre zeitlichen Kapazitäten anzupassen. Innerhalb des Lehrforschungsprojektes wollten wir auch so viele digitalisierte Elemente wir möglich einbauen, sofern sie denn sinnvoll eingesetzt werden konnten. Als Lernziele formulierten wir:

  • Wissenschaftliche Praxiserfahrung
  • Präsentationstechniken für die eigene Forschung
  • Wissen über Erinnerungsformen
  • Tiefergehendes Wissen über den Nationalsozialismus
  • E-Learning-Elemente kennenlernen


Inhalt

Eine gemeinsame Geschichte ist einer der wichtigsten Grundpfeiler einer Nation. Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik sind also wichtige Themen auf der Tagesordnung. Wer hier die Deutungsmacht besitzt, hat großen Einfluss auf die Geschicke eines Landes. In diesem Lehrforschungsprojekt wollen wir gemeinsam unterschiedliche Formen der Erinnerung auf staatlicher und nicht-staatlicher Ebene untersuchen. Die Überlegungen zu Erinnerungsorten fußten auf der Einführung in der ersten Sitzung, in der im Plenum geklärt wurde, warum und was erinnert werden muss. Dazu gab es eine detaillierte Einordnung in das Nation-building, denn ohne eine gemeinsame Geschichte würde ein wichtiger gemeinsamer Pfeiler der neuen Nation fehlen. Es wurden verschiedene Erinnerungsstrategien vorgestellt und mit den auf den Ideen von Maurice Halbwachs basierenden Theorien von Jan und Aleida Assmann, die später vielverwendeten Konzepte des kollektiven Gedächtnisses und seiner Teile, der kulturellen und kommunikativen Gedächtnisse, sowie die Theorien zu Erinnerungsorten von Pierre Nora diskutiert.
Durchgeführt wurde, neben dem eigentlichen Seminarverlauf, auch eine Exkursion nach Berlin, um vor Ort Monumente, Initiativen und Ausdrucksformen kennenzulernen. Ebenso haben wir eine Fahrt zum Jugend-KZ Moringen unternommen und die Studierenden haben zwei Stadtführungen durchgeführt, die und an wichtige Erinnerungsorte geführt haben.

Teilnehmende


Module und Prüfungsleistungen


Förderung


Struktur


Exkursionen

Output

Die Sozialwissenschaften tragen Ihre Ergebnisse seltener in die Außenwelt als andere Fachbereiche. Mit diesem Lehrforschungsprojekt haben wir versucht, die Prüfungsleistungen der Studierenden auch mit dem Blick auf Forschungsmöglichkeiten zu publizieren und in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

APP


Poster


www.wiki-goettingen.de


Buchveröffentlichung


Öffentliche Präsentation der Ergebnisse

Internationalization at Home

Im Nachgang des LFP wurde mit dem Kollegen Seth Bruggeman, Associate Professor of History und Direktor des Center for Public History, von der Temple University in Philadelphia, USA eine gemeinsame Übung gestaltet. Die Studierenden des LFP und des Lehrforschungsprojektes ‚Deutsche Erinnerung – SED-Diktatur und Kolonialzeit‘ aus dem Wintersemester 2019/20 wurden gebeten, auf Englisch eine Replik auf den Artikel ‚Holocaust History‘ von Adina Langer zu schreiben und dabei persönliche Begegnungen mit dem Holocaust einzubauen. Auf diese Beiträge antworteten dann die Studierenden des Kurses ‚The Historian’s Craft’ aus Philadelphia, wobei diese sich sowohl auf den Langer-Artikel bezogen als auch ihre eigenen Erfahrungen mit denen der Göttinger Studierenden in Bezug setzten. Die Antworten der US-Amerikaner wurden wiederum an die deutschen Studierenden geschickt. Auf deutscher Seite haben 15 Studierende freiwillig mitgemacht, aus Philadelphia haben 24 Studierende geantwortet. Beide Seiten bewerten das Experiment als sehr gelungen, da der Blickwinkel auf jeden Fall um einige Punkte und Perspektiven erweitert wurde und die Inhalte und die Vorschläge aus dem Artikel unterschiedlich aufgenommen und besprochen wurden. Solche und ähnliche Aufgaben und Kooperationen sollen auf jeden Fall weiter zusammen gestaltet werden.


Evaluation

Von den 20 Rückmeldungen auf die Evaluation gaben 100% der Studierenden an, im Bachelor zu studieren, davon 5% im 1. oder 2., 35% im 3. oder 4., 50% im 5. oder 6. sowie jeweils 5% im 7. bis 10. Und 11. bis 14. Semester. Für 60% war die Lehrveranstaltung Pflicht, für 30% Wahlpflicht und 10% hatten es frei gewählt. Diese 10% hatten es auch als Schlüsselkompetenzangebot gewählt. Nach Meinung der Studierenden bestand die Veranstaltung aus 20% Lektüre, 80% Referaten, 45% Diskussion und 55% Sonstigem (Mehrfachnennungen möglich). 55% der Teilnehmenden waren weiblich, 45% männlich.
In der Bewertung gibt es keinen Antwortwert schlechter als 4,3 auf einer Siebener-Skala, diesen Wert gibt es etwa bei der Frage nach dem inhaltlichen Niveau, das 65% als ‚genau richtig‘ einschätzen und Nützlichkeit der hier erworbenen Schlüsselkompetenzen, was sehr divers beantwortet wurde sowie bei der Abgestimmtheit mit anderen Veranstaltungen des Moduls, wobei es keine anderen Veranstaltungen in diesem Modul gab. Wir freuen uns über gute Mittelwerte bei den Fragen zu Lernerfolg (5,1), Nützlichkeit der Lehr- und Lernformen (5,1 bzw. 5,4) und gute Betreuung (5,4) und Erreichbarkeit der Lehrperson (6,1) sowie den bestätigten Eindruck des Gut-Vorbereitet-Seins (5,8) und der Fähigkeit, schwierige Sachverhalte gut erklären zu können (5,9). Ebenso über den jeweiligen guten Wert von 5,1 bei den Fragen nach der regelmäßigen Vor- und Nachbereitung und der Anregung zur aktiven Beteiligung, denn das war eines unserer Ziele.
Insgesamt wird das Lehrforschungsprojekt mit 5,4 bewertet und 65% der Teilnehmenden empfehlen sie für die Nominierung zum Lehrpreis der Sozialwissenschaftlichen Fakultät.

Nachhaltigkeit

Über den Willen von Leitung und Teilnehmenden des Lehrforschungsprojektes ‚Deutsche Erinnerung – Nationalsozialismus‘, Beiträge aus dem Projekte öffentlich zu machen und über die Möglichkeiten, die Ergebnisse öffentlich auszustellen und zu präsentieren, hat dieses LFP einen deutlich höheren Output als viele andere Veranstaltungen. Mit einer intensiven Betreuung auf verschiedenen Ebenen können die Qualität der Ergebnisse wie Poster, App, Beiträge auf www.wiki-goettingen.de und Buchartikel und auch die Motivation der Studierenden konstant hochgehalten werden. Sehr hilfreich war die Unterstützung durch das Projekt ‚Internationalisierung der Curricula‘ und den E-Learning-Service, durch die wir viele Ideen umsetzen konnten, sowie die Adam von Trott-Stiftung, durch die wir weitere Angebote für die Studierenden realisieren konnten.
Das Konzept des Lehrforschungsprojektes ist also aufgegangen, einige Teile werden derzeit noch abgeschlossen. Es läuft im Wintersemester 2019/20 aber auch schon das nachfolgende Lehrforschungsprojekt ‚Deutsche Erinnerung – SED-Diktatur und Kolonialzeit‘, zu dem wiederum 33 interessierte und motivierte Studierende angemeldet sind.