Barrierefreie Webseiten im GCMS
Was bedeutet eigentlich Barrierefreies Web und warum ist es so wichtig?
Eine barrierefrei gestaltete Webseite beachtet diverse mögliche Einschränkungen – seien es Beeinträchtigungen in der visuellen Wahrnehmung (eingeschränkte Sicht, Farbfehlsichtigkeiten bishin zur Nutzung von Screenreadern zum Auslesen der Seite), der auditiven Wahrnehmung ebenso wie kognitive und physische Einschränkungen.
Barrierefreie Webseiten sind für alle Nutzer ein Vorteil
Es reicht schon die vergessene Lesebrille, das in der Sonne spiegelnde Display oder der gebrochene Finger, dass gute Kontraste und Tastaturbedienbarkeit plötzlich essenziell werden. Aber auch das übersichtliche Layout einer aufgeräumten Seite oder Texte, die zum Lesen einladen und nicht müde machen, verschönern jede Nutzererfahrung.Die Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates (2016/2102) definiert einen grundsätzlichen Standard für barrierefreie Webseiten und mobile Anwendungen öffentlicher Stellen. Darauf aufbauend ist es den einzelnen Ländern überlassen, verbindliche Vorgaben zu definieren.
Das Land Niedersachsen hat sich entschieden, die Vorgaben des Europäischen Parlaments weitestgehend unverändert zu übernehmen.
- Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates (2016/2102)
-
Vorgabe zur Gestaltung des Niedersächsischen Sozialministeriums
(verfasst nach Paragraf § 9e des NBGG) - Niedersächsisches Behindertengleichstellungsgesetz (NBGG) §9a ff.
Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)
Das Europäische Parlament sowie das Land Niedersachsen berufen sich in ihren Vorgaben auf die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die vom World Wide Web Consortium (kurz W3C) verfasst wurden.
Das W3C wurde 1994 am MIT Laboratory for Computer Science in Cambridge (Massachusetts) gegründet. Es handelt sich um ein Gremium aus verschiedenen Mitgliedsorganisationen. Ihr Ziel besteht darin, Standards für das World Wide Web zu entwickeln.
Die Web Content Accessibility Guidelines strukturieren die Anforderungen für Barrierefreiheit in drei aufeinander aufbauende Level: A (niedrigste Mindestanforderungen), AA und AAA (höchster Standard). Die EU-Richtlinie und das Land Niedersachsen schreiben mindestens das mittlere Level AA vor.
- Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1) des W3C
- Die Vorgängerversion WCAG 2.0 steht auch in deutscher Übersetzung zur Verfügung
Wichtige Schritte zu einer Barrierefreien Webseite im GCMS:
Texte
Gestalten Sie Ihre Texte grundsätzlich „Webseiten-freundlich“ – Übersichtlich, kurz, auf den Punkt- Ein Text, der gut "Querlesbar", also einfach und schnell zu erfassen ist, kommt sowohl den Vorlieben durchschnittlicher Webseiten-Nutzer als auch der Barrierefreiheit entgegen.
- Geben Sie dem Text Struktur: Definieren Sie Zwischenüberschriften und kurze Absätze
- Bevorzugen Sie (wenn möglich) einfache, leicht verständliche Sprache und einfachen Satzbau.
Bilder und Grafiken
Ein Grundsatz der Barrierefreien Webgestaltung ist, dass Inhalte nach Möglichkeit über zwei verschiedene Sinne erfassbar sein müssen. Text kann, sofern man ihn selbst nicht sehen oder lesen kann, gut über Screenreader ausgelesen werden – bei Bildern muss etwas nachgeholfen werden.Alternativ-Text
- Definieren Sie eine Beschreibung des Bildes in Text-Form – einen sog. Alternativ-Text (kurz: Alt-Text oder auch Alt-Tag oder Alt-Attribut)
- In der GCMS-Bilddatenbank wird aktuell der Titel des Bildes als Alt-Text verwendet. Es wird derzeit an einer Lösung gearbeitet, ein separates Feld für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen.
< img src="..." alt="Dies ist eine Beschreibung der Abbildung.">
Text als Grafik
Vermeiden Sie sofern möglich als Bild-Dateien angezeigten Text. Im Gegensatz zu normalem Text, kann sich Text als Grafik zum Beispiel nicht proportional anpassen. Auf Mobilgeräten wird er oft zu klein angezeigt oder wenn Nutzer die Schrift größer zoomen müssen, um ihn lesen zu können, wird der Text schnell unscharf.Beispiel:
(Bild Vergrößern)
Falls Sie dennoch Grafiken mit Text verwenden, beachten Sie folgende Punkte:
- Testen Sie die Lesbarkeit auf Mobilgeräten
- Hat der Text ausreichend Kontrast zu seinem Hintergrund? Könnte es bei Farb-Fehlsichtigkeit zu Problemen kommen? (Rot-Grün-Schwäche ist das am weitesten verbreitete Beispiel – allerdings nicht die einzige mögliche Farb-Fehlsichtigkeit. Sofern ein ausreichender Hell-Dunkel-Kontrast gegeben ist, ist die Lesbarkeit normalerweise auch bei Farbfehlsichtigkeit gesichert.)
- Achten Sie darauf, dass der Alt-Text die Schrift in der Grafik wiedergibt.
Layout und Strukturierung der Inhalte
Sind Ihre Seiten übersichtlich und intuitiv bedienbar?- Weniger ist mehr: Ballast abwerfen und auf das Wesentliche konzentrieren! Schlanke Seiten sind viel einfacher erfassbar und die wirklich wichtigen Informationen gehen nicht unter.
- Wer ist Ihre Zielgruppe? Was ist für diese Zielgruppe relevant? Wo und unter welchen Begriffen würde sie nach Inhalten suchen?
- Weißraum nutzen: durch ausreichend Platz zwischen einzelnen Elementen wird der Inhalt leichter erfassbar.
- Funktioniert das Responsive Design? Testen Sie die Seite mit verschiedenen Bildschirmgrößen – vor allem auf Mobilgeräten.
Navigation
- Ist Ihre Haupt-Navigation übersichtlich und stellt sie eine sinnvolle und zielgruppengerechte Struktur dar?
- Prüfen Sie Ihre Breadcrumb-Navigation:
- Funktionieren alle Links oder leiten sie auf leere Seiten?
- Ist die Struktur sinnvoll?
- Tauchen Seiten auf, die nicht zur Anzeige auf der Seite bestimmt waren?
Hier ein Beispiel, wie es nicht aussehen sollte:
(Bild Vergrößern)
[Link zu einer ausführlicheren Anleitung in der GCMS-Hilfe über das Zusammenspiel von Navigationen und Seitenbaum folgt in Kürze.]
Strukturierung der Überschriften
Hierarchisch aufgebaute Überschriften helfen sowohl visuell als auch bei der Nutzung von Screenreadern bei der Orientierung auf der Seite. Zudem sind sie für Suchmaschinen relevant.Mehr erfahren: Ausführliche Beschreibung und Einordnung des Themas aus dem BITV-Test für Barrierefreiheit
< h1> Überschrift 1 < /h1> ist die wichtigste Überschrift auf der Seite und sollte im Gegensatz zu untergeordneten Überschriften nur einmal pro Seite vergeben werden. Im GCMS entspricht das Feld „Überschrift“ der h1. Wählen Sie für dieses Feld einen sinnvollen Titel, der den Inhalt der Seite zusammenfasst.
(Bild Vergrößern)
Für < h2>Überschrift 2 < /h2> haben Sie die Möglichkeit das Feld „Subüberschrift“ oder mit html-Tag im GCMS-Text zu arbeiten.
< h3> Überschrift 3 < /h3> kann ebenso wie < h2> direkt im GCMS-Text als HTML-Tag verarbeitet werden.
(Bild Vergrößern)
Bevorzugen Sie die Nutzung von < h2> / < h3> vor einfach nur gefettetem Text als Überschrift. Für Screenreader, aber auch Suchmaschinen geht dadurch an Bedeutung und Struktur verloren.
HTML-Code
Im GCMS-Text Editor ist die Verwendung von HTML fast unerlässlich. Egal, ob Sie vereinfachten Elemente für den GCMS-Text Editor oder reguläre HTML-Tags verwenden, prüfen Sie auf jeden Fall, ob alle Tags richtig gesetzt sind:- Sind alle geöffneten Elemente auch wieder geschlossen? Z.B. :< liste>< punkt>….< /punkt>< /liste>
- Sind Elemente richtig verschachtelt? Z.B.: < liste>< punkt> … < /liste> < /punkt> (< punkt>< /punkt> ist < liste>< /liste> untergeordnet und muss daher innerhalb des Elements geschlossen werden).
- Validator des W3C
- Viele Fehler lassen sich auch bereits durch eine ordentliche Formatierung des Codes vermeiden bzw. erkennen. Auch hierfür gibt es nützliche Tools:
Z.B.: https://www.freeformatter.com/html-formatter.html
Wenn Sie selbst gebaute HTML-Funktionalitäten verwenden, prüfen Sie bitte, ob die Funktionalitäten barrierefrei (z.B. Lesbarkeit für Screenreader, Tastaturbedienbarkeit usw.) sind
- Test-Möglichkeiten zur Selbstkontrolle siehe nächster Punkt.
- Umfassende Informationsgrundlage für die Aufbereitung von Inhalten (Sowohl technisch als auch redaktionell): WCAG 2.1 oder WCAG Quick reference (thematisch filterbar)
Webseite testen
Checkliste zur Barrierefreiheit
Das Projekt BIK bietet eine sehr empfehlenswerte Checkliste zur Selbstbewertung an. Für unsere Seite reichen die Vorgaben des WCAG aus, was in diesem Test der Bewertung „Eher erfüllt“ entspricht. Die Überschriften im Test verlinken auf umfangreiche Erklärungen und Beschreibungen zu allen Themen. Eine Demoversion ohne Anmeldung ist ebenfalls vorhanden.Automatisierte Test-Tools
Umfassen nicht die volle Bandbreite der Barrierefreiheit, aber geben einen sehr guten Überblick über viele wichtige Aspekte.- Wave – die praktische Browser-Extension für Firefox und Chrome
Nach der Installation der Browser-Extension kann jede geöffnete Webseite analysiert werden. Auf der Seite erscheinen verschiedene Symbole, die positives und negatives Feedback zur Seite geben. Erklärungen sind direkt (englische Sprache) verlinkt. - AChecker: Test-Tool ohne Installation im Browser Die gewünschte Seite wird nach Angabe der URL automatisch analysiert. Das Ergebnisprotokoll enthält ebenfalls zu allen Themen Erklärungen.
Kontraste:
Zum Prüfen von Kontrasten z.B. für Text/Hintergrund-Kombinationen:https://webaim.org/resources/contrastchecker/
Simulator für verschiedene Arten von Farb-Fehlsichtigkeit:
https://www.color-blindness.com/coblis-color-blindness-simulator/