„Geometrie unter Tage“: Markscheider im Oberharz der Frühen Neuzeit als Spezialisten im europäischen Kontext
Für den erfolgreichen Weiterbetrieb des Bergbaus im Oberharz in der Frühen Neuzeit war der bergbauliche Vermessungsspezialist – der sogenannte Markscheider – unabdingbar. Zu seinen Tätigkeitsfeldern gehörten neben der Raumerschließung unter und über Tage auch technische Bereiche wie der Ausbau des Wasserwirtschaftssystems oder des Maschinenwesens. Mit den Markscheidern wird fallbeispielhaft eine hochspezialisierte Berufsgruppe in der Frühen Neuzeit im europäischen Kontext untersucht: Neben der Rekrutierung von geeigneten Lehrlingen aus dem In- und Ausland sowie der Bildung von sogenannten Markscheiderdynastien im Oberharz wird die Verwissenschaftlichung der markscheiderischen Ausbildung, die schließlich in der Gründung der europäischen Bergakademien resultierte, in den Fokus gerückt. Die Nachwuchsarbeit der Bergämter umfasste darüber hinaus die Entsendung von Fachkräften in auswärtige Bergwerke in ganz Europa. Hierbei fielen die Austauschkontakte zwischen den Markscheidern im Oberharz, in Skandinavien, Niederungarn und im Erzgebirge besonders intensiv aus, sodass der Kultur und Wissenstransfer zwischen den europäischen Bergwerken sowie die internationale Vernetzung der Markscheider einen Schwerpunkt des vorliegenden Projektes bildet. Schließlich werden die Markscheider als Spezialisten für die Erschließung und Visualisierung von Räumen untersucht und im Kontext zu anderen vermessungstechnischen Experten im Rahmen der herrschaftlichen Landesvermessungen in der Frühen Neuzeit analysiert. Das Vorhaben verfolgt das Ziel, die Markscheider im Oberharz im Spannungsfeld zwischen Administration, Ökonomie, Politik und Wissenschaft und damit auch über ihre Stellung im eigentlichen Bergbaubetrieb hinaus in einem Segment der europäischen Kulturgeschichte zu verorten.