Recycling in den Wissenschaften
Bedingungen, Praktiken und Politiken wissenschaftlicher Wiederverwertung
Montags, 18.15 UhrHistorische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11
Präparate, Modelle, Instrumente - auch die Dinge der Wissenschaften sind nicht beständig, sondern haben jeweils ihre eigene Nutzungsdauer. Nach einer oftmals mühsamen Phase der Herstellung und des Gebrauchs werden sie unbrauchbar, ersetzt, widerlegt oder kommen einfach aus der Mode. Die Objekte werden zu Dingen, die keinen wissenschaftlichen Wert mehr besitzen.Damit endet aber keineswegs ihre Geschichte. Objekte und wissenschaftliche Daten erweisen sich oftmals beständiger als die Erkenntnisumgebung, für die sie einst hergestellt worden waren. Das macht eine Zweitnutzung unter neuen Fragestellungen möglich.
Hier setzen die Referentinnen und Referenten an und fragen an unterschiedlichen Fallbeispielen nach den Möglichkeiten und Bedingungen einer erneuten Nutzung 'alten' Materials in den Wissenschaften. Dabei werden die Vorträge keine Erfolgsgeschichte wiedergeben, sondern werfen einen reflektierten wissenschafts-historischen Blick auf die erkenntnistheoretischen, praktischen, politischen und kulturellen Möglichkeitsbedingungen solcher Techniken des Recyclings.
Welche Akteure, Praktiken und Bedeutungen sind bei der Zweitnutzung von Objekten und Daten beteiligt? Wie konstruiert sich über Praktiken der Wiederverwertung die wissenschaftliche persona, aber auch das Selbstverständnis des jeweiligen Faches? Welche praktischen und erkenntnistheoretischen Schwierigkeiten ergeben sich aus der retrospektiven Bearbeitung 'alten' Materials? Wie werden die 'alten' Daten bearbeitet, verändert oder angepasst, um in neue Forschungsgefüge zu passen?
Über die Wiederentdeckung der ersten Alzheimer-Fälle
Lara Keuck
Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin
Montag, 25. April 2016, 18:15 Uhr
(Historische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11)
Originalpräparate der Patientin Auguste D., gefertigt von Alois Alzheimer
Die Wiederverwertung antiker Rezepturen und der erste Nobelpreis für Medizin für China im Jahre 2015
Paul Unschuld
Horst-Görtz-Stiftungsinstitut für Theorie,Geschichte und Ethik Chinesischer Lebenswissenschaften, Charité Berlin
Montag, 9. Mai 2016, 18:15 Uhr
(Historische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11)
Eine Forschungsreise auf der Spur der weltältesten Fernrohre
Michael Korey
Staatliche Kunstsammlung Dresden
Montag, 23. Mai 2016, 18:15 Uhr
(Historische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11)
Objektivlinse eines Fernrohrs aus der Boldrocchi-Sammlung (Italien)
Über die Benutzung einer Itembatterie im Schweizer Umweltsurvey
Anne-Marie Weist
Professur für Wissenschaftsforschung, ETH Zürich
Montag, 6. Juni 2016, 18:15 Uhr
(Historische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11)
Simon Werrett
Department of Science and Technology Studies, University College London
Montag, 20. Juni 2016, 18:15 Uhr
(Historische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11)
Chemie-Laborat Borsche
Reusing Old Anatomical Collections in New Medicine
Hieke Huistra
Institute for History and Foundations of Science, Utrecht University
Montag, 4. Juli 2016, 18:15 Uhr
(Historische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11)
1902-2016
Wolfgang Brunk
Vorsitzender des Vereins Wichert'sche Erbebenwarte, Göttingen
Manfred Henger
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover
Montag, 18. Juli 2016, 18:15 Uhr
ACHTUNG: abweichender Veranstaltungsort:
Neues Erbebenhaus Wichert'sche Erdbebenwarte, Herzberger Landstraße 180/182
Seismogramm des Erbebens in San Francisco 1906