Mögliche Berufsfelder für Geschlechterforscher*innen
Geschlechterforscher*innen befassen sich aus interdisziplinärer Perspektive mit der sozialen Kategorie Geschlecht, die die menschlichen Denk- und Wissenssysteme ebenso bestimmt wie gesellschaftliche und kulturelle Organisationsformen. Ihre grundlegenden Kenntnisse im Umgang mit Theorien zur kulturellen Konstruktion von Geschlecht und zu Dimensionen des Geschlechterverhältnisses (Gleichheit, Differenz, Hierarchie) in Geschichte und Gegenwart können Geschlechterforscher*innen in vielen Arbeitsbereichen einsetzen und werden in vielen Arbeitsfeldern ausdrücklich gewünscht.Weiterhin haben der Gender Mainstreaming-Ansatz sowie die verschärften Diskriminierungsverbote der EU neue Anforderungen an Organisationen und Unternehmen vor allem im Personalbereich hervorgebracht. Dies erfordert ein Wissen, das durch die Kombination von Geschlechterforschung und dem gewählten Zweitfach erlangt wird. Gefragt sind die Verknüpfung von Gender-Wissen mit Fachwissen und zum Beispiel die Entwicklung neuer Konzepte (Projektplanung im Controlling, des Qualitätsmanagement, der sozialen Beratung etc.).
Für welchen Einsatzbereich sich Absolventinnen und Absolventen der Geschlechterforschung qualifizieren, ist vor allem abhängig von dem im Studium gewählten Profil. Daher ergeben sich aus den verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten im 2-Fächer Bachelor unterschiedliche Kompetenzen. Weiterhin bilden die Schlüsselqualifikationen und Praxiserfahrungen einen Teil dieser Kompetenzen und können somit zu einem individuellen Berufsprofil im Bereich der Geschlechterforschung beitragen. So gibt es zahlreiche Beispiele für den Einsatz von Geschlechterforscher*innen in den Bereichen:
- Wissenschaft (Forschung und Lehre im universitären sowie im außeruniversitären Bereich)
- Bildungs-, Gesundheits-, und Sozialwesen (Selbsthilfeorganisationen, Beratungsstellen, Volkshochschulen etc.)
- Öffentlichkeitsarbeit und PR, bspw. in NGO´s, Gewerkschaften und Parteien
- Politik und Verwaltung
- Kultur, Medien und Freizeit
- Wirtschaftsunternehmen
- Geschlechterforschung/Ethnologie ➜ Entwicklungsarbeit, Tourismus, Museen etc.
- Geschlechterforschung/VWL ➜ Diversity Management/Gender Mainstreaming in großen oder mittelständischen Unternehmen etc.
- Geschlechterforschung/Germanistik ➜ Verlagswesen, Theater etc.
- Geschlechterforschung/Politik ➜ Parlamente, Ausschüsse etc.
- Geschlechterforschung/American Studies ➜ Journalismus, race/whiteness Fragen etc.
Grundlegende Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Motivation, Kreativität, analytisches Denken, Belastbarkeit, Kommunikationsfähigkeit etc. werden in allen Berufen vorausgesetzt. Die einzelnen Berufsfelder setzen jedoch weitere, speziellere Kompetenzen voraus, die mit dem Studium der Geschlechterforschung ausgebildet werden. So sollte im Bereich der Forschung und Lehre grundsätzlich Methoden- und Theoriesicherheit in Bezug auf die Geschlechterforschung bestehen und auch die Fähigkeit vorhanden sein, Entwicklungen und Theorien innerhalb des Faches kritisch zu hinterfragen und zu analysieren. In Bereichen des Sozial- oder Bildungswesen sollten die Geschlechterforscher*innen ihre erworbenen Fähigkeiten nutzen, um Geschlechterkonstruktionen in gesellschaftlichen Gegenstandbereichen zu erkennen und entsprechend zu handeln. In großen Wirtschaftsunternehmen sind dagegen eher Kompetenzen im Bereich von Gender Mainstreaming und Diversity Management empfehlenswert.
Die Tätigkeitsfelder für Geschlechterforscher*iinnen sind breit gefächert und das Fach mit seiner Ausrichtung auf (aktuelle) Gender-spezifische Themen bietet die Möglichkeit, in einem aufsteigenden Arbeitsfeld tätig zu werden. So wurden in vielen Unternehmen und Organisationen in den letzen Jahren Geschlechterforscher*innen für spezielle Aufgaben (z.B. Genderreferate) eingestellt und neue Arbeitsbereiche eingerichtet, um neue Perspektiven zu eröffnen und veraltete Strukturen aufzuzeigen und neu zu formen.
Generell stehen Geschlechterforscher*innen die gleichen Chancen offen wie Absolvent*innen der Wirtschafts- oder Geisteswissenschaften, sodass der Arbeitsmarkt breit gefächert ist. Darüber hinaus können jedoch auch neue Berufsfelder erschlossen werden, in denen Gender-Kompetenz ausdrücklich vorausgesetzt wird.