Rykle Borger

Ab dem Wintersemester 1957/58 erhielt Rykle Borger einen Lehrauftrag an der Universität Göttingen. Borger, am 24. Mai 1929 in Wieuwerd/Niederlande geboren, studierte von 1946-53 an der Universität Leiden Orientalistik und Theologie. Dort erfolgte im Jahr 1953 die Promotion mit einer Arbeit „Die Inschriften Asarhaddons, Königs von Assyrien“. Ab 1954 war Borger in Göttingen bei von Soden als Hilfskraft an dessen Arbeit am AHw beteiligt und führte diese Arbeit später bis 1957 in Wien fort. Gegen Ende des Jahres 1958 folgte die Habilitation Borgers mit der „Einleitung in die assyrischen Königsinschriften. Erster Teil: Das zweite Jahrtausend vor Chr.“ und 1959 die Umwandlung des Lehrauftrags in eine Diätendozentur. Nachdem Borger 1961 einen Ruf als Nachfolger von Sodens an die Universität Wien erhielt, trug ihm die Universität Göttingen ein neu zu gründendes Ordinariat für Assyriologie am „Seminar für Keilschriftforschung“ an, welches Borger 1962 antrat. Borger, der bis zu seiner Emeritierung am 30. September 1997 in Göttingen blieb, leistete in dieser Zeit wichtige Arbeit für die Altorientalistik im Ganzen und für das Fach in Göttingen im Speziellen. 1975 organisierte er die „Rencontre Asssyriologique Internationale“ in Göttingen, die weltweit größte Tagung von Altorientalisten. An Arbeiten sind von ihm in den vielen Jahren am Standort solch unentbehrliche Werke wie das „Handbuch der Keilschriftliteratur Vol. 1-3“ (Berlin 1967-75) entstanden, welches die gesamte Sekundärliteratur des Faches bis 1974 aufführt und damit unentbehrlich sowohl für Studenten als auch für Wissenschaftler wurde. Auch die „Babylonisch-assyrischen Lesestücke“ (Rom 1979), ein Lehr- und Lesebuch, waren Antwort auf ein drängendes Desiderat an geeignetem Lehr- und Lernmaterial. Ein drittes grundlegendes Werk ist die „Assyrisch-babylonische Zeichenliste“ (Kevelaer 1978), die 2003 stark überarbeitet und erweitert als "Mesopotamisches Zeichenlexikon" in Münster neu gedruckt wurde und für die Transliteration altorientalischer Texte unentbehrlich ist. Die erwähnten Arbeiten sind allerdings nur eine kurze Momentaufnahme der überaus fruchtbaren Tätigkeiten Borgers. Borger legte die Arbeit mit der Emeritierung nicht nieder, sondern nahm sich unter anderem vor, auch in seinem jetzigen „Ruhestand“ das HKL auf einen aktuellen Stand zu bringen.


(von Friederike Schulze)