Allgemeines zur Biologie, Ökologie und Morphologie

Linden können ein Alter von 700 bis 1000 Jahren erreichen (DOHRENBUSCH). Es wird gesagt, dass sie „300 Jahre komme, 300 Jahre stehe und 300 Jahre vergehe“ (2. GODET 1999).

Systematische Übersicht von Tilia cordata und Tilia platyphyllos

Reich:Plantae (Pflanzen) Tracheophyta (Gefäßpflanzen)
Abteilung: Spermatophyta (Samenpflanzen)
Unterabteilung: Angiospermae (Bedecktsamer)
Klasse: Dicotyledoneae (Zweikeimblättrige)
Unterklasse: Hamamelidiae (Kätzchenblüter)
Ordnung: Malvales
Familie: Tiliaceae (Lindengewächse)
Gattung: Tilia (Linde)
Art: Tilia cordata (Winterlinde)
Art: Tilia platyphyllos (Sommerlinde)

Tilia cordata (Winterlinde) und Tilia platyphyllos (Sommerlinde) sind Spermatophyta, das bedeutet sie gehören zu den Samenpflanzen. Weiter werden sie in die Unterabteilung der An-giospermae (bedecktsamige Pflanzen) eingeordnet und hier in die Klasse der Dicotyledoneae (zweikeimblättrige Pflanzen), dann in die Unterklasse der Hamamelididae (Kätzchenblüter). Hier gehören sie zur Familie der Tiliaceae, der Lindengewächse (BARTELS 1993), die zur Ordnung der Malvales gezählt werden (KLEIN 1992).
Besonderes Merkmal der Familie sind Blüten mit mehreren Staubblättern, die am Grunde zu fünf oder zehn Bündeln verwachsen sind (BARTELS 1993), sowie die Schleimzellen in Mark und Rinde (SCHWAER 1989).
Die Gattung Tilia umfasst sommergrüne Bäume, die mit 50 Arten in Nordamerika und Eurasien vertreten sind. Bei der Frucht handelt es sich um eine Nuss mit 1 - 3 Samen (DOHRENBUSCH). Die Winter- und die Sommerlinde erhalten ihre Geschlechtsreife im Freistand im Alter von 20 - 30 Jahren.
Die meisten Linden sind aus Stockausschlägen hervorgegangen. Ihr Verbreitungsgebiet entwickelte sich hauptsächlich an den oberen Höhengrenzen, z.B. in der Rhön oder auf Blockhalden (WALDBAUINSTITUT 1992). Die Abgrenzung der Arten innerhalb der Gattung ist schwierig, da diese formenreich sind, zur Bastardisierung neigen und geographische Rassen ausbilden (EISENHUT 1957).
Beide Baumarten wachsen schnell. In der Jugend wachsen sie relativ langsam und im Alter schneller. Sie besitzen ein hohes Ausschlagvermögen. Generell wächst die Sommerlinde schneller als die Winterlinde. Die Winterlinde wird bis zu 30 m hoch, die Sommerlinde bis zu 40 m (www.wald-in-not.de). Das Höhenwachstum endet mit 180 Jahren, dagegen kann das Dickenwachstum noch weiter gehen (SCHWAER 1989). Beide Arten erreichen beachtliche Durchmesser (WALDBAUINSTITUT 1992).
Die Linden sind ausgeprägt einschichtige Baumarten (BARTELS 1993). Dies bedeutet, dass die Blätter links und rechts des Lindenzweiges entspringen und in einer Ebene liegen. So werden die Lücken zwischen kleinen und großen Blättern minimiert und eine optimale Nutzung des Sonnenlichts gewährleistet. Das Licht wird mit den flach ausgebreiteten Zweigen besser genutzt und mehr Schatten geworfen. An einem kontinental geprägten Standort, wie z.B. dem Bialowiecza-Urwald, mit typischem Sommerregen kann die Linde mit ihrem späten Blattaustrieb ihren Wasserbedarf perfekt decken (GRABE et al. 1991).
Sommer- und Winterlinde besitzen eine langschäftige und vollholzige Stammform im Bestand. Die Krone bildet bei der Sommerlinde im Regelfall eine durchgehende Achse und ist formenreicher als die der Winterlinde, deren Aufbau starrer ist. Bei der Winterlinde löst sich die Achse eher auf und wird eiförmig (WALDBAUINSTITUT 1992). Ihre Krone ist im Alter unregelmäßig gewölbt, die der Sommerlinde ist in der Jugend halbkugelig und später kegelförmig (DOHRENBUSCH). Die Kronen der Linden wandeln sich in ihrem Bestandesleben mehrfach (GRABE et al. 1991). Im Bestandesschluss bilden die Linden schlanke, astfreie Stämme und ihre kleinen Kronen sind hoch angesetzt (www.wald-in-not.de).
Der Habitus einer freistehenden Winterlinde ähnelt stark den Umrissen eines Lindenblattes (PETRUSZEK 1991).
Linden treiben unter vollen Lichtbedingungen zweimal im Jahr. Dem Haupttrieb folgt dann im Laufe des Sommers der so genannte „Johannistrieb“. Er verholzt sehr spät und stirbt schon bei Herbstfrost ab. So erklären sich auch die auf freien Flächen häufig zu beobachtenden Zwieselbildungen, welche die Qualität eines Wertholzstammes erheblich mindern (GRABE et al. 1991).
Beide Lindenarten sind aufgrund ihres kräftigen Wurzelwerkes sturmfest. Am Anfang bilden beide Arten Pfahlwurzeln aus und im Alter große Wurzelstöcke, die tiefreichende Herzwurzeln sowie weitreichende Seitenwurzeln besitzen. (WALDBAUINSTITUT 1992). Sie haben ein intensives Feinwurzelnetz und besitzen nur eine relativ geringe mechanische Wurzelenergie, da sie dicht gelagerte Bodenhorizonte nicht zu durchdringen vermögen. Bei verdichteten oder wasserstauenden Bodenschichten im Wurzelbereich können die Linden den Unterboden nicht mehr erschließen und bleiben flachwurzelnde Bäume.
Außer der Vermehrung bzw. der Verjüngung durch Samenfall ist die Linde auch zu vegetativer Vermehrung fähig (GRABE et al. 1991). Im Sommer treiben Linden eine starke Wurzelbrut (LAUDERT 2003). Wenn Bäume aufgrund ihres hohen Alters gestorben oder geerntet sind, erfolgt über Ausschlagen verborgener Knospen am Wurzelhals (Stockausschlag) sowie durch Treiben von Schösslingen direkt aus der Wurzel (Wurzelbrut) die vegetative Vermehrung. Es ist unklar, ob in Naturwäldern die vegetative oder die generative Verjüngung dominiert (GRABE et al. 1991).