Biologie und Ökologie



Lichtbedarf


Die Lärche ist eine ausgesprochene Lichtbaumart: sie meidet sowohl schattige Standorte als auch seitlichen Konkurrenzdruck. Es muss eine dauerhaft hohe Strahlungsintensität mit mindestens 100 Tagen voller Insolation (Sonneneinstrahlung) im Jahr gegeben sein. Der hohe Lichtbedarf ist schon daran erkennbar, dass die Lärche ausschließlich Lichtnadeln bildet, in schattigen Gebieten entstehen verkümmerte Nadeln mit Lichtblattstruktur, keinesfalls aber Schattennadeln (LEIBUNDGUT 1991).


Standort


Der Lärche als Pionierbaumart ist es möglich, neben Böden mit Mullauflage auch humusarme Moder- und Rohhumusböden zu besiedeln. Dabei ist sie weitgehend unabhängig vom Ausgangsgestein: Sie kann sowohl auf Böden über Kalkgestein, als auch über Quarz- und Silikatgestein eingebracht werden. Optimalen Wuchs zeigt sie auf frischen, nährstoffreichen, lehmig-tonigen, mittel- bis tiefgründigen Standorten. Dagegen meidet sie nasse, sauerstoffarme, verdichtete Böden. Rutschhänge und Lawinenzüge in subalpinen Lagen behindern eine optimale Entwicklung, werden aber dennoch von den Lärchen besiedelt. Der Belastung durch Rauchgase ist die Lärche nicht gewachsen, daher ist sie in Großstädten besonders schlechtwüchsig.


Klima


Die europäische Lärche bevorzugt eine sommerwarme, nebelarme, lufttrockene, winterkalte, subkontinentale bis kontinentale Klimalage (Landklima). Temporär erweist sie sich als resistent gegenüber Temperaturen von -40 °C, hochsommerliche Hitze und Trockenheit sowie Perioden erhöhten Niederschlages, sofern diese nicht die benötigte Strahlungsintensität beeinträchtigen. Als typischer Gebirgsbaum zeigt sie guten Wuchs in montanen und subalpinen Lagen, die aufgrund der erhöhten Windbewegung eine von ihr benötigte hohe Transpiration ermöglichen. Talstandorte mit hoher Luftfeuchtigkeit und wenig Wind werden von der Lärche gemieden.


Morphologie


Die Lärche ist ein sommergrüner Nadelbaum (Abb. 3 und 4). Bei optimalen klimatischen Bedingungen und Standorteigenschaften kann sie einen Stammdurchmesser von 1,5 m, ein Alter von 600 - 800 Jahren und eine Höhe von 40 m (FARJON 1998) bis zu 50 m (GODET 1999) erreichen.


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Abb. 3: Habitus der Europäischen Lärche im Sommer (S. Schüler)


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Abb. 4: Habitus der Europäischen Lärche im Winter (S. Schüler)


Die Krone ist in der Jugend schlank bis kegelförmig, regelmäßig und dicht beastet. Im Alter wird sie dann breiter, lichter und abgeflachter. Die Hauptäste sind fast quirlig angeordnet (Abb. 5). Zwischen den Hauptästen befinden sich kleinere, waagerecht abstehende oder gekrümmte Äste.


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Abb. 5: Quirlig angeordnete Hauptäste (S. Schüler)


Junge Triebe hängen schlaff herunter und sind nur mäßig verzweigt. Sie sind strohgelb bis hellbraun und von Nadelpolstern umgeben. Die Lärche besitzt in der Jugend eine glatte, gelbliche Rinde. Im Laufe ihrer Entwicklung wandelt sich diese in eine ca. 10 cm dicke, äußerlich graubraune, innerlich rötlichviolette, tiefrissige Borke um (Abb. 6).


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Abb. 6: Borke eines Lärchenaltbaumes (S. Schüler)


Nadeln


Die Nadeln sind einjährig, lineal, weich, abgeflacht, stumpf oder leicht zu gespitzt und 1,5 bis 3 cm lang. Die Nadeloberseite ist flach, die Unterseite dagegen gekielt. An den jungen Langtrieben stehen sie einzeln und sind spiralig angeordnet. Zwei- oder mehrjährige Zweige besitzen Kurztriebe, an welchen die Nadeln zu 30 - 40 gebüschelt stehen (Abb. 7). Die Spaltöffnungen auf der Nadelunterseite sind durch eine Wachsschicht geschützt und nicht eingesenkt.


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Abb. 7: Nadeln an einjährigen Trieben spiralig angeordnet (linke Bildseite) und an mehrjährigen Trieben in Büscheln stehend (Bildmitte) (S. Schüler)


Die Nadeln der Lärche färben sich im Herbst goldgelb und fallen zum Einbruch des Winters ab. Sie werden anschließend durch bodenbewohnende Bakterien zersetzt und ihre Nährstoffe aufgeschlossen. Dadurch erhöht sich die Qualität des Bodens. Dies führt zur möglichen Ansiedlung anspruchsvollerer Arten wie Fichte und Arve. Hieraus ist der Pioniercharakter der Lärche erkennbar. Allerdings kann der Abbau der Lärchenstreu bis zu 5 Jahre dauern. Dadurch sind die Nährstoffe länger gebunden, stehen den Feinwurzeln später zur Verfügung und es entwickelt sich eine Tendenz zum Moderhumus (SPÖRK & WOLFSLEHNER 2001).


Blüten, Zapfen, Samen


Die Europäische Lärche ist einhäusig (monözisch), es kommen also sowohl weibliche als auch männliche Blütenstände auf einem Individuum vor.

Die männlichen Blütenstände (Abb. 8) der Lärche sind schwefelgelb, eiförmig bis kugelig und 5 bis 10 mm lang. Die Blüten sind schraubig angeordnet und in großer Zahl vorhanden. Sie besitzen kurzstielige Staubblätter mit einem schuppenförmigen Ende und rückseitig zwei Pollensäcken.

Die weiblichen Blütenstände (Abb. 8) stehen aufrecht, sind 10 bis 25 mm lang, dunkelrot gefärbt und vergrünen nach der Befruchtung. Sie besitzen spiralig angeordnete Deckschuppen und Samen- oder Fruchtschuppen, die zu Beginn noch klein und gelblich sind. Diese tragen je 2 Samenanlagen.


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Abb. 8: männliche (gelb) und weibliche (rot) Blütenstände (www.stihl.de)


Während der Blütenstand zum 2 - 4 cm langen, graubraunen Zapfen (Abb. 9) umgewandelt wird, findet ein starkes Wachstum der Samenschuppen statt. Später bilden sie locker aneinanderliegende Zapfenschuppen.


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Abb. 9: Zapfen der Europäischen Lärche (S. Schüler)


Die Blütezeit der Lärche ist von März bis Mai.

Die Samen besitzen einen 5 bis 6 mm breiten Flügel. Sie sind hellbraun bis weißlich gefärbt, dreieckig und kommen im September bis Oktober des 1. Jahres zur Reife. Im Frühling des nächsten Jahres fallen sie dann aus den Zapfen. Die Samen der Europäischen Lärche sind Schraubendrehflieger. Hierbei wird der Samen, nachdem er aus dem Zapfen gefallen ist, durch einen oftmals einseitig verstärkten Flügel in Rotation versetzt.

Die Lärche ist anemogam (windblütig). Manchmal können die Diasporen jedoch auch hydrochor (durch Wassertransport) oder zoochor (durch Tiere) verbreitet werden. Der Pollen wird bei der Bestäubung durch die Mikropyle, die narbenartige Öffnung an der Spitze der Samenanlage, festgehalten und anschließend durch Schrumpfung zur Samenanlage gezogen. Durch die herabhängenden Blütenstände der Lärche sind die rückseitig am Blütenstand befindlichen Pollensäcke nach oben gerichtet. Hierdurch wird eine Eigenbestäubung bei Windstille verhindert. Die Mannbarkeit, das heißt, den Zeitpunkt der ersten Blüte und die Produktion keimfähiger Samen, erreicht die Lärche im Freistand mit 15 bis 20 Jahren und im Bestand mit 30 bis 40 Jahren (BURSCHEL & HUSS 1997).


Wurzelsystem


Junglärchen besitzen ein nur spärlich ausgestattetes Wurzelsystem, erst im Laufe der Entwicklung des Baumes differenziert sich dieses zu einem Herzwurzelsystem mit anfangs schräg und später senkrecht in den Boden wachsenden Seitenwurzeln.

Die Lärche besitzt eine hohe Wurzelenergie, bei optimaler Durchlüftung des Bodens ist es ihr möglich, bis 2,5 m tief zu wurzeln, bei zerklüfteten Untergrund sogar bis zu 4 m. Hierdurch gelingt es ihr, ihren eigenen hohen Wasserbedarf auch dort zu decken, wo das Bodenwasser für die deutlich weniger verdunstende Fichte nicht ausreicht. Die Lärche besitzt eine gute Feindurchwurzelung, diese ermöglicht ihr eine reichliche Aufnahme von Wasser und Nährstoffen, erhöht also die Vitalität des Baumes und sorgt für eine gute Erschließung des Bodens. Hierdurch wird wiederum der Boden verbessert, wodurch anspruchsvollere Arten die Möglichkeit erhalten, sich anzusiedeln. In skelettreichen, also kies- und steinhaltigen Böden, können Wurzelverkrümmungen- und Verletzungen auftreten. Diese Wunden werden jedoch schnell verharzt, hierdurch wird die Wurzelfäulegefahr vermindert.