Als sommergrüner, laubabwerfender Baum erreicht die Vogelkirsche im Wald eine mittlere Größe zwischen 15 und 20 Metern, teilweise bis zu 30 Metern. Der lange, gerade, vollholzige Stamm geht weit in die gewölbte, eiförmige Krone.
Im Freistand bleiben die Bäume bei stärkerer Kronenausbildung kurzstämmig (Grosser, Teetz, 1988; www.gehölze.ch).
Der Kirschbaum zeigt bei reichlich Lichtzufuhr ein sehr schnelles Jugendwachstum. Schon im Alter von 7 bis 15 Jahren kulminiert der Höhenzuwachs und fällt ab dem 40. Lebensjahr bei einer Höhe zwischen 20 und 23 m ab (Merkblatt, 2004).
Die Bäume werden nur selten älter als 100 Jahre. Pilze dringen häufig durch abgestorbene Äste in den Stamm ein. Infolge dieser Stammfäule erreichen Kirschen nur ein geringes Alter und werden schon nach 70 bis 90 Jahren geschlagen (Spiecker, 1994).
Zu jeder Jahreszeit ist die Kirsche etwas Besonderes. Im Frühling strahlt ihre weiße Blütenpracht.
Kurz vor der Blattentfaltung im April und Mai erscheinen an den Kurztrieben die zwittrigen, reinweißen Blüten. Sie haben, wie alle Rosaceaen, 5 Blütenblätter und stehen in doldigen Büscheln von 2 - 6 auf 2 - 5 cm langen Stielen.
Abb. 03: Die Blüte
(C. KLUGE)
Die hellroten Steinfrüchte reifen im Sommer zu etwa 1 cm kleinen, kugeligen, schwarzroten Früchten heran. Sie enthalten 10 % Zucker und sind wegen ihres bitteren Geschmacks für Menschen kaum essbar, werden aber gerne von Vögeln und Insekten gefressen.
Abb. 04: Die Frucht
(C. KLUGE))
Nach der Blüte treiben die Blätter aus. Sie sind wechselständig und ihre Blattspreite ist etwa 8 - 15 cm lang und 4 - 7 cm breit. Die Form ist oval bis verkehrt - eiförmig und lang zugespitzt. Am Rande sind sie tief und unregelmäßig gezähnt. Die Oberseite ist glatt und glänzend frischgrün, später dunkelgrün. Unterseits sind sie in den Achseln der Blattnerven leicht behaart. Die Blätter haben einen 2 - 5 cm langen Blattstiel mit 2 - 3 auffälligen, roten Nektardrüsen (www.gehölze.ch, www.baumkunde.de).
Im Herbst färbt sich das Laub der Kirsche in ein auffallendes, leuchtendes Orangerot.
Abb. 05: Das Blatt
(C. KLUGE))
Im Winter erkennt man die rotbraun glänzenden Knospen. Sie sind stumpf bis spitz - eiförmig an den glatten, rötlichen Zweigen, welche später grau und dick werden.
(www.gehölze.ch; Godet, 1987)
Ein einfaches Erkennungsmerkmal ist die Rinde. Bei jungen Bäumen ist sie glatt und rotbraun glänzend. Sie hat auffällige, waagerechte Korkwarzenbänder, die sich in charakteristischen Querstreifen ablösen. Im Altersstadium hat der Kirschbaum eine flachrissige, graue Borke (Grosser, Teetz, 1988).
Abb. 06 und 07: links Rinde am jungen Baum, rechts Rinde am alten baum
(C. KLUGE))
Die Kirsche bildet ein Herzwurzelsystem mit weitreichenden Seitenwurzeln und geringer Feinwurzelintensität aus. Schwere Böden verhindern das Eindringen der Wurzel, hier bildet sie Flachwurzeln (www.gehölze.ch).
Die Mehrzahl der Vogelkirschen sind aus Wurzelbrut oder durch das starke Stockausschlagvermögen entstanden. Diese Form der Verjüngung war in der Mittelwaldwirtschaft üblich und ist wohl auch der Grund für ihr Auftreten in Gruppen (Dengler, 1992).