Daten Lesen Lernen
Als forschungsstarker Verbund universitärer und
universitätsnaher Forschungsinstitutionen arbeitet der
Göttingen Campus federführend an der Entwicklung im Bereich
Data Science mit. Im Zuge des Projektes "Daten Lesen Lernen"
sollen die vorhandenen Kompetenzen und infrastrukturellen
Ressourcen genutzt werden, um Datenkompetenzen auch in der
Fläche des Campus zu verankern. Ziel des Projektes ist dabei
die Etablierung eines breiten und allgemein verfügbaren
Angebots zur Vermittlung von grundlegenden Datenkompetenzen
an alle Bachelorstudierenden als Initiative des Göttingen
Campus, bestehend aus der dafür konzipierten Lehrveranstaltung
"Data Literacy Basics", dem Aufbau eines DataLabs und die
Aufbereitung und Bereitstellung von Open Educational
Resources zur Abrundung des Lehrangebots. Mit diesem
Projekt beteiligt sich die Universität Göttingen an der
Ausschreibung
Data Literacy Education
des Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf Stiftung.
Ab 2020 wird Daten Lesen Lernen durch
das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Projekt DaLeLe4All ergänzt. Ziel des Projekts ist die Bereitstellung der Data Literacy Basics-Veranstaltungen als digitales, barrierefreies Angebot für gehörlose und schwerhöirge Studierende.
Ziel dieses Projektes ist deshalb die Etablierung eines breit verankerten und allgemein verfügbaren Angebots zur Vermittlung von grundlegenden Datenkompetenzen an alle Bachelorstudierenden als Initiative des Göttingen Campus. Dieses Ziel wird mit Hilfe von drei wesentlichen Komponenten erreicht:
- Der für Bachelorstudierende aller Fächer zugänglichen, interaktiven Lehrveranstaltung Data Literacy Basics, in der grundlegende Bestandteile der Datenkompetenz praxisorientiert und forschungsnah vermittelt werden,
- der Etablierung eines DataLabs als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Anwendungsbereichen aus denen die Studierenden der Lehrveranstaltungen kommen, der regionalen Wirtschaft und gesellschaftlichen Akteuren, sowie den im CIDAS organisierten methodisch arbeitenden Wissenschaftler*innen, um die Lehrveranstaltung nahtlos mit konkreten praktischen Anwendungsprojekten zu verknüpfen und
- der Ergänzung der in Lehrveranstaltung und DataLab vermittelten Datenkompetenzen um kuratierte und qualitätsgeprüfte Open Educational Resources, die mit geeigneter Prüfungsform für das Studium anrechenbar sind.
Übergreifend wird als Teil des Lehr-Leitbilds verankert, dass „alle Absolvent*innen die für sie wichtigen digitalen Kompetenzen für Studium, Forschung, Beruf und gesellschaftliche Partizipation erwerben können.” In einem von Stifterverband und CHE geförderten Peer-to-Peer-Beratungsprozess haben Hochschulleitung, Lehrende, Studierende und Serviceeinrichtungen gemeinsam Stärken und Schwächen analysiert und entsprechende Handlungsfelder für die Implementierung abgeleitet. Ein wichtiger Schritt ist die curriculare Verankerung digitaler Kompetenzen in allen Studiengängen.
Lehrveranstaltung "Data Literacy Basics"
Beginnend mit dem Sommersemester 2019 soll "Data Literacy Basics" als gemeinsames Angebot des Göttingen Campus unter Federführung des Zentrums für Statistik, mit begleitenden Tutorials als neue Lehrveranstaltung zur Vermittlung grundlegender Datenkompetenzen für Bachelorstudierende starten. Die Veranstaltung wird wöchentlich stattfinden und pro Woche jeweils zwei Stunden Vorlesung und Tutorials im DataLab beinhalten, so dass die Studierenden die relevanten Konzepte praktisch durch die Auswertung geeigneter Datensätze erlernen.Um von Beginn an eine breite curriculare Anrechenbarkeit für Bachelorstudierende aller Fachrichtungen zu erreichen, wird die Veranstaltung ab Sommersemester 2019 als Teil des universitätsweiten Schlüsselkompetenzangebots wählbar sein. Für das Sommersemester 2020 ist vorgesehen, die Lehrveranstaltung in die Curricula der Philosophischen Fakultät, der Sozialwissenschaftlichen Fakultät, der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und im Bereich Lehrerausbildung in geeigneten Studiengängen fest zu verankern. Dabei wird bewusst ein Fokus auf geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer gewählt, in denen die Vermittlung von Datenkompetenzen besonders großes Innovationspotenzial hat. Für das Sommersemester 2021 ist geplant, weitere Fakultäten in diesen Prozess einzubeziehen.
Dabei besitzt die geplante Lehrveranstaltung insbesondere einen konzeptionellen Fokus auf
- methodenbasierten Inhalten der Vorlesung,
- fachspezifischen Inhalten der Übungsaufgaben in den Tutorials,
- dem Bereitstellen von Lerninhalten und Übungsdatensätzen in Form von offenen, online verfügbaren und mit der Vorlesung abgestimmten Modulen,
- einem durchgängigen "Hands-on" Ansatz mit direktem Einsatz erlernter Methoden und
- einem frühen Einbinden lokaler Unternehmen, Forschungseinrichtungen und gesellschaftlicher Akteure in die Konzeption der Lehrinhalte sowie in die Generierung von praxisnahen Übungsbeispielen und Abschlussprojekten.
Die Vorlesung wird interaktiv durch den Einsatz einer browserbasierten Programmierumgebung unterstützt, welche allen Studierenden ohne zusätzlichen Aufwand mit einem Universitätsaccount auf dem eigenen Laptop zur Verfügung steht.
> Erlernen einer Skriptsprache
Um die Studierenden zu befähigen, Werkzeuge wie Bibliotheken zum Umgang mit Daten zu nutzen, benötigen sie Kenntnisse einer Skriptsprache. Bei der Wahl dieser Sprache liegt der Fokus sowohl auf der einfachen Erlernbarkeit, als auch auf der universellen Einsetzbarkeit. Ziel ist es, den Studierenden ein Werkzeug an die Hand zu geben, welches sie später unabhängig von der Problemstellung in möglichst allen Bereichen einsetzen können. Python bietet hier durch seine weite Verbreitung in vielen Disziplinen und seine Open Source-Natur große Vorteile. Das Python-Universum bietet außerdem mit Jupyter Notebooks und dem JupyterHub zwei Browser-basierte Werkzeuge, die interaktives Lehren und Lernen stark vereinfachen und einen schnellen Einstieg ermöglichen.
> Daten sammeln, lesen, schreiben und säubern
In diesem Teil der Vorlesung liegt der Fokus darauf, den Studierenden eine Einführung in die Sammlung und das Management von Daten zu geben sowie das (automatisierte) Lesen, Schreiben und Säubern von Daten in gängigen Formaten zu ermöglichen. Dafür benötigen die Studierenden eine Einführung in die Natur von Daten, die kurz und praxisnah gehalten ist und das Gelernte in einem größeren gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Kontext einordnet. Anschließend wird vermittelt, wie Problemstellungen der Organisation, Manipulation und Konvertierung von Daten mit etablierten und weit verbreiteten Werkzeugen aus dem Python-Universum (Python-Standardbibliothek, Pandas) bewältigt werden können. Schlussendlich wird vermittelt, wie mit unvollständigen oder korrumpierten Einträgen in Datensätzen umgegangen werden kann und wie sich unvollständige Datensätze auf Analyseergebnisse auswirken können.
> Erkunden von Daten
In diesem Teil der Vorlesung wird detaillierter als im ersten Teil darauf eingegangen, wie eine Bibliothek und ihre Methoden erschließbar und anwendbar sind. Weit verbreitete Bibliotheken (Pandas, Matplotlib), die den Umgang mit Daten erleichtern, werden eingesetzt um einfache Kenngrößen von Datensätzen zu berechnen und diese zu visualisieren. Mit Hilfe dieser Werkzeuge wird den Studierenden dann vermittelt, wie die gewonnenen Erkenntnisse zu interpretieren sind.
> Statistische Analyse
Auch hier liegt der Fokus auf der Befähigung zur Anwendung von Methoden und weniger auf der Vermittlung von fundierten theoretischen Kenntnissen der Statistik. Mit Hilfe von Bibliotheken (SciPy, Scikit-learn) können zügig lineare Regressionen und einfache Methoden aus dem Bereich des Machine Learning auf erschlossene Datensätze angewandt und anhand der Anwendung eventuell auftretende Probleme mit der Anwendung der Methoden bzw. der Interpretation der resultierenden Ergebnisse illustriert werden. Hierbei soll eine Orientierung dafür vermittelt werden,
- welche Methoden für welche Art von Fragen und Daten geeignet sind,
- wie die gewonnenen Erkenntnisse verwendet werden können, um Antworten auf die initialen Fragen zu finden und wo die Schwächen verschiedener Methoden liegen.
> Ethik, Datenschutz und Veröffentlichung von Daten
Als Zusammenfassung der Data Literacy Basics werden die Inhalte in den Gesamtkontext der Arbeit mit Daten eingeordnet und die Bedeutung der Aspekte von Datenethik, Datenschutz und der Veröffentlichung von Daten dargestellt. Hierdurch werden die Studierenden angeregt, ihre erfolgreich erworbenen Kompetenzen entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse in weiteren Lerneinheiten zu erweitern und zu vertiefen. Dazu können sie aus einem Katalog passender Open Educational Resources wählen, der als dritte Säule des Projekts erarbeitet wird.
Einrichtung eines DataLabs
Als zweiter wesentlicher Bestandteil unserer Initiative wird ein DataLab aufgebaut, welches eng mit der Lehrveranstaltung verknüpft ist und die praktische Anwendung in verschiedenen Fachdisziplinen ermöglicht. Das DataLab bietet den Raum für die Umsetzung von Tutorials und eine Betreuung von Abschlussprojekten für die oben beschriebene Vorlesung, bezieht aber auch bereits bestehende Strukturen zur Beratung für Studierende und Promovierende an der Universität Göttingen ein und macht diese für die Lehre nutzbar. Das DataLab baut außerdem auf der systematischen Integration des wissenschaftlichen Nachwuchses von mehr als 3000 Promovierenden der Universität Göttingen und des Göttingen Campus sowie den (zu erwartenden) ca. 100 Studierenden pro Jahrgang in Data Science-Studiengängen auf. Ein signifikanter Anteil der Promovierenden hat bereits fundierte Kompetenzen in der eigenen fachspezifischen Datenanalyse erworben und könnte diese im Rahmen der skizzierten Veranstaltung an die Teilnehmenden weitergeben. Als Tutoren angestellte Studierende aus den Data Science-Studienprogrammen können auf der anderen Seite ihre Kompetenzen hinsichtlich technischer Aspekte der Datenverarbeitung einbringen. Somit zeigt das DataLab teilnehmenden Studierenden die fachspezifische Anwendung von Datenkompetenzen in ihrem eigenen Interessensbereich auf. Zusätzlich wird das DataLab als Anlaufstelle für regional ansässige Unternehmen dienen, um Kooperationen rund um die Analyse von Daten zu fördern.> Tutorials und Projektarbeiten
Ergänzend zur der Vorlesung "Data Literacy Basics" werden wöchentlich begleitende Tutorials angeboten. In einer ersten Phase dieser Tutorials soll den Studierenden die selbständige Anwendung von Datenkompetenzen anhand von praxisnahen und fachspezifischen Beispielen vermittelt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Hilfestellung beim Lösen fachspezifischer Probleme und der Vermittlung von weiterführenden und eigenständigen Problemlösungskompetenzen im Umgang mit der Skriptsprache und den Werkzeugen zur Bearbeitung von Datenproblemen. Beispielhaft seien hier folgende drei Anwendungen jeweils aus der wirtschaftswissenschaftlichen, der sozialwissenschaftlichen und der philosophischen Fakultät genannt:
- In Tutorials für Studierende der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät können anhand umfassender Panel-Datenbanken und unter Verwendung von Regressionstechniken komplexe Zusammenhänge zwischen sozio-ökonomischen Variablen wie Arbeitszeit, Arbeitslöhnen und Arbeitslosigkeit analysiert werden.
- In einem Tutorial an der sozialwissenschaftlichen Fakultät können die online frei verfügbaren Wahlprogramme der im Bundestag vertretenen Parteien eingelesen und mittels korpusgestützter Forschungsmethoden verglichen werden.
- In der philosophischen Fakultät können die erlernten Datenkompetenzen beispielsweise verwendet werden um in Kooperation mit dem 3D Campuslabor der klassischen Archäologie topometrische Untersuchungen zu erläutern, in welchen die computergestützte vergleichende Objektanalyse den Studierenden nähergebracht wird.
Im DataLab wird neben der Durchführung der Tutorials auch die Betreuung der Abschlussprojekte für die Veranstaltung "Data Literacy Basics" stattfinden. Dabei werden Studierende an einem fachlich für sie relevanten Datenproblem arbeiten und somit demonstrieren, dass sie die vermittelten Inhalte praxisbezogen anwenden können. Die Projekte werden in Kleingruppen von 3 bis 5 Bachelorstudierenden bearbeitet, wobei jede Kleingruppe durch einen Tutor betreut wird. Die enge Betreuung gewährleistet dabei eine umfassende Hilfestellung für die Studierenden.
> Generierung von Praxisbeispielen auf Basis des Data Consulting
Seit 2012 bietet das Zentrum für Statistik eine statistische Beratung für Abschlussarbeiten an der Universität Göttingen an, welche sich an Studierende aller Fachbereiche richtet. Ergänzt wird diese Beratung durch fachspezifische Beratungsmöglichkeiten für Studierende und Promovierende an sieben verschiedenen Fakultäten. Im Zuge eines zu schaffenden DataLabs wird eine zentrale Anlaufstelle für Studierende und Promovierende des Göttingen Campus geschaffen, an welche diese sich mit datenbezogenen Problemstellungen wenden können. Das bestehende Angebot wird so verbessert und ausgeweitet werden. Zusätzlich wird die Wahrnehmung des DataLabs durch Studierende über den Einsatz einer zentralen und gezielten Informationspolitik gesteigert.
Im Rahmen der Beratung werden anfallende fachspezifische Fragestellungen und Datensätze systematisch gesammelt und, soweit möglich, für die Lehre nutzbar gemacht. Insbesondere sollen Fragestellungen, Datensätze und Schlussfolgerungen so aufbereitet werden, dass diese in der oben skizzierten Vorlesung und den dazugehörigen Tutorials als Anwendungsbeispiele verwendet werden können, um möglichst viele Anwendungsbereiche von Datenkompetenzen abzudecken. Darüber hinaus soll die statistische Beratung im Zuge des beantragten Projektes auch Hilfestellungen für die eingesetzten Tutoren bei Problemstellungen in den Abschlussprojekten im Zuge der geplanten Veranstaltung leisten.
> Anlaufstelle für gesellschaftliche Akteure und die regionale Wirtschaft
Aufbauend auf bereits existierenden Netzwerken innerhalb des Göttingen Campus, des SüdNiedersachsenInnovationsCampus und des Measurement Valley wird das DataLab als Anlaufstelle für Unternehmen und weitere gesellschaftliche Akteure sowie als Plattform für den Austausch zwischen Studierenden, Forschern, Unternehmen und außeruniversitären Einrichtungen zu spezifischen Fragestellungen in Hinblick auf Datenanalysen etabliert. Zu diesem Vorhaben trägt das beantragte Projekt über die Bearbeitung von datenspezifischen Fragestellungen außeruniversitärer Partner als Abschlussprojekte bei.
Open Educational Resources (OER)
Ergänzend zu der Vorlesung und dem DataLab werden in der dritten Säule des Projektes weitere Veranstaltungen aus anderen Universitäten als frei verfügbare Lernmaterialien den Studierenden zur Verfügung gestellt. Dies können sowohl Inhalte wie „Datenorganisation” oder „Zitieren aus Datenbanken” sein, als auch die Vertiefung von Bereichen wie Datenethik, datengesteuerte Entscheidungsfindung oder Publikation von Daten.> Inhalte und Umfang
Der Schwerpunkt liegt dabei vorrangig auf niedrigschwelligen Angeboten, die auch für Studierende der geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer nutzbar sind. Hierbei sollen im Rahmen des Projekts nur in geringem Umfang neue Angebote mit direktem Bezug zur geplanten Lehrveranstaltung entstehen (etwa die Aufzeichnungen der Vorlesung) und stattdessen das bereits von anderen Anbietern erstellte Material zielgruppengerecht zusammengestellt und katalogisiert werden. Dies geschieht zum einen durch die Projektmitarbeiter und zum anderen können Studierende und Lehrende entsprechende Vorschläge machen und Bedarfe anmelden. Verschiedene Bedarfe werden hierbei durch Module mit unterschiedlichem zeitlichem Aufwand und inhaltlicher Tiefe bedient.
> Anrechenbarkeit der Lehrangebote
In Zusammenarbeit mit den zuständigen dezentralen und zentralen Gremien wird im Rahmen des Projekts ein Prozess etabliert, der die Rahmenbedingungen und die praktischen Fragen der Anrechnung in den Curricula regelt. Im Rahmen der Katalogisierung werden auf dieser Basis Modulbeschreibungen erstellt und verabschiedet. Hierzu werden auch gleichartige Angebote parallel angeboten, hinsichtlich Ihrer Eignung systematisch verglichen und auf dieser Basis entsprechende Empfehlungen für die Auswahl gegeben.
> Zugang zu den Materialien
Die aufbereiteten Informationen zum generellen Prozess und zu den katalogisierten OER werden mit Partnern im eCULT+-Netzwerk abgestimmt und online veröffentlicht. So können auch Studierende und Studiengangsverantwortliche anderer Hochschulen auf diese mit dem jeweiligen OER-Material verknüpften Daten zugreifen. Auf diese Weise erreicht man eine Übertragbarkeit der entsprechenden Angebote über die Nutzung an der Universität Göttingen hinaus.
Evaluation und Qualitätssicherung der entwickelten Angebote
Die Evaluation der neu etablierten Angebote zur breiten Vermittlung von Datenkompetenzen findet auf verschiedenen Skalen statt. Zur unmittelbaren Evaluation der einzelnen Veranstaltungen, insbesondere der Vorlesung „Data Literacy Basics“ und des DataLabs wird das an der Universität bereits etablierte EvaSys-Evaluierungssystem verwendet. Diese Möglichkeit soll intensiv genutzt werden, um insbesondere in der Etablierungsphase der neuen Angebote detaillierte Rückmeldungen der Studierenden einzuholen. Zudem wird ein Prozess zur formativen Evaluation der Vorlesung „Data Literacy Basics“ und des DataLabs, auch unter Einbezug von Social Media-Kanälen, etabliert.Um gleichzeitig die Erreichung der globalen Projektvision - die Vermittlung von Datenkompetenzen an Bachelorstudierende aller Fachbereiche - sicherzustellen, wird das Projekt von einem Beirat unterstützt werden. Im Beirat werden Forscher*innen aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Stakeholder aus Wirtschaft und Gesellschaft sowie Studierendenvertretungen gemeinsam einmal jährlich die Lehrangebote und die erreichten Ziele evaluieren und dem Projektteam Vorschläge zu Veränderungen und Verbesserungen geben. Grundlage der Evaluation wird ein jährlicher Bericht sein, der Kennziffern zur Nutzung und Auslastung der Angebote, die Evaluationsergebnisse des EvaSys-Evaluierungssystems sowie weitere relevante Informationen enthalten wird.
Warum ist die Vermittlung von Datenkompetenzen von so großer Relevanz?
Die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft macht den Umgang mit Daten und das Verständnis von aus Daten abgeleiteten Erkenntnissen zu einer Kernkompetenz für die gesellschaftliche Teilhabe. Dies spiegelt sich einerseits in der zunehmenden Berücksichtigung entsprechender Qualifikationen als Einstellungsvoraussetzung in zahlreichen Arbeitsbereichen wider. Andererseits ist die Entwicklung spezialisierter Data Science-Studiengänge zu beobachten, die in der Regel entweder informatisch, statistisch oder mathematisch dominiert sind. Damit entsteht ein Spannungsfeld zwischen der Ausbildung spezialisierter Datenwissenschaftler*innen und dem breiten Bedarf an datenkompetent ausgebildeten Berufsanfänger*innen ohne tatsächliche Spezialisierung als Datenwissenschaftler*innen.Welche Voraussetzungen bietet der Göttingen Campus für "Daten Lesen Lernen"?
Am Göttingen Campus, einer langjährigen Zusammenarbeit der Universität Göttingen, der Universitätsmedizin, fünf Max-Planck-Instituten, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, dem Deutschen Primatenzentrum und anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, bestehen ausgezeichnete Voraussetzungen für die Etablierung eines fakultätsübergreifenden, campusweiten Lehrangebots zur Vermittlung von Datenkompetenzen. Daher bietet das Förderprogramm “Data Literacy Education” für den Göttingen Campus die Möglichkeit, ein solches Angebot zielgerichtet für Bachelorstudierende aufzubauen und nachhaltig curricular zu verankern.Im Präsidium der Universität zeichnet die Vizepräsidentin für Studium und Lehre gemeinsam mit dem hauptamtlichen Vizepräsidenten für Infrastrukturen für die Verankerung von digitaler Lehre verantwortlich. Das Göttinger Zentrum für Statistik hat als Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen aus sieben Fakultäten langjährige Erfahrung in der fächer- und fakultätsübergreifenden Ausbildung sowohl im Rahmen des Masterstudiengangs Angewandte Statistik als auch im Promotions- und Zertifikatsprogramm Angewandte Statistik und empirische Methoden. Das Zentrum für Statistik bietet darüber hinaus in verschiedenen Formen statistische Beratung an (für Studierende, Promovierende und Forschungsverbünde) und hat damit den aktuellen Bedarf an Datenkompetenzen in diversen Fachkulturen gut im Blick.
Mit der eResearch Alliance hat die Universität darüber hinaus in den letzten Jahren große Kompetenzen im Bereich des Datenmanagements als Unterstützung des vollen Lebenszyklus‘ von Daten aufgebaut (Design und Durchführung der Erhebung, Aufbereitung und Analyse, Langzeitspeicherung und Veröffentlichung, Wiederverwendung der Daten). Der Service für Digitales Lernen und Lehren berät Lehrende als Partner didaktisch bei Fragen zur Vermittlung digitaler Kompetenzen und beim Einsatz neuer Medien. Im in zweiter Phase BMBF-geförderten niedersächsischen Verbund eCult+ besteht ein intensiver Austausch mit zwölf anderen Hochschulen zu digitalen Lehr- und Lerntechnologien. Mit der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung (GWDG) steht zudem ein professioneller Anbieter auch für anspruchsvolle IT-Infrastrukturen zur Verfügung. Darüber hinaus führen die GWDG und die eResearch Alliance bereits äußerst erfolgreich mit weiteren Partnern wie dem Zentrum für Statistik jährliche, interdisziplinäre Data Science Summer Schools durch, die die hohe Vernetzung der Einrichtungen und den gemeinsamen datenwissenschaftlichen Schwerpunkt unterstreichen. Der Göttingen Campus besitzt exzellente Kontakte zur regionalen Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft, insbesondere über den SüdNiedersachsenInnovations-Campus und das Measurement Valley.
Derzeit im Aufbau befindet sich das Campus-Institut Data Science (CIDAS) als gemeinsame Einrichtung des Göttingen Campus. Das CIDAS liegt an der Schnittstelle von Informatik, Statistik, Mathematik und Anwendungsdisziplinen, insbesondere aus wirtschafts-, sozial-, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Bereichen und soll neueste Methodenentwicklungen in verschiedenen Bereichen der Datenwissenschaften (z.B. maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz, simulationsbasierte Methoden, Angewandte Statistik,...) mit international kompetitiver Forschung in Profilfeldern des Standorts verbinden. Dies beinhaltet sowohl derzeit in verschiedenen wissenschaftlichen Zentren bearbeitete Themen als auch die Integration neuer Themenschwerpunkte über vier derzeit in der Ausschreibung befindliche Professuren (in den Bereichen Data Science, künstliche Intelligenz und Machine Learning). Das CIDAS wird zudem die Bachelorstudiengänge Applied Data Science und Mathematical Data Science beheimaten, die zum Wintersemester 2018/19 starten werden.
Der Göttingen Campus stellt bereits derzeit ein ausgezeichnetes Umfeld für datenwissenschaftliche Forschung und die Vermittlung datenwissenschaftlicher Inhalte an in diesem Bereich spezialisierte Studierende dar. Insbesondere durch den Aufbau des CIDAS sind hier für die Zukunft viele Impulse und eine dynamische Entwicklung zu erwarten. Die drei Komponenten des Projektes "Daten Lesen Lernen" ermöglichen es, diese Entwicklungen um eine wichtige Dimension zu erweitern und Datenkompetenzen in der vollen Breite der universitären Ausbildung an Bachelorstudierende aller Fachbereiche zu vermitteln. Dabei erlaubt es die geplante Konzeption, die Maßnahmen adaptiv auch für eine große Zahl von Studierenden zu skalieren, die breite Vermittlung von Inhalten mit fachspezifischen Anwendungen zu verknüpfen und Stakeholder an dem Prozess der Entwicklung zu beteiligen. Mittelfristig soll überprüft werden, ob die entwickelten Maßnahmen im Rahmen eines Data Literacy Zertifikats zusammengeführt und ergänzt werden können, um den Studierenden über die Anrechenbarkeit in den Curricula hinaus einen Nachweis über die Aneignung von Datenkompetenzen zu ermöglichen.
Strukturen und Team
Das Projektteam besteht zum einen aus einem Leitungsgremium, das die Umsetzung der geplanten Ziele begleitet und anleitet, und zum anderen aus konkret an mit der Umsetzung beauftragten Personen. Das Leitungsgremium setzt sich dabei aus den folgenden Personen zusammen:- Prof. Dr. Andrea Bührmann (Vizepräsidentin für Studium, Lehre und Chancengleichheit)
- Prof. Dr. Norbert Lossau (Vizepräsident für Infrastrukturen)
- Prof. Dr. Thomas Kneib (Sprecher des Zentrums für Statistik, Professur für Statistik an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät)
- Prof. Dr. Ramin Yahyapour (Gesellschaft für Wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen, Sprecher des Zentrums für Angewandte Informatik, Professur für Praktische Informatik an der Fakultät für Mathematik und Informatik)
- Prof. Dr. Stephan Herminghaus (Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation)
- Prof. Dr. Stefan Halverscheid (Professur für Didaktik der Mathematik)
- Prof. Dr. Albert Busch (Studiendekan der Philosophischen Fakultät)
- Prof. Dr. Stefan Dierkes (Studiendekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät)
- Prof. Dr. Timo Weishaupt (Studiendekan der Sozialwissenschaftlichen Fakultät)
- Claudia Trepte (Geschäftsführerin Measurement Valley)
Das Leitungsgremium verbindet damit wissenschaftliche Expertise mit der notwendigen Entscheidungskompetenz in Bezug auf die universitäre Lehre, sodass die Veranstaltung erfolgreich durchgeführt und zeitnah breitenwirksam in der Universität verankert werden kann.
Das Team zur konkreten Umsetzung besteht aus
- Dr. Benjamin Säfken (wissenschaftlicher Koordinator des Zentrums für Statistik mit umfassender Erfahrung in der Etablierung quantitativer Kurse in universitären Curricula)
- Dr. Alexander Silbersdorff (Teamleiter für Grundlagenlehre in Statistik und Mathematik an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakutltät Göttingen)
- Dr. Jennifer Lorenz (Statistische Beratung für Studierende und Promovierende im Zentrum für Statistik)
- Dr. Wolfgang Radenbach (Leiter des Bereichs Digitalisierung in Studium und Lehre mit weitreichender Erfahrung im Bereich Open Educational Resources)
- Lea M. Dammann (Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovierende am Lehrstuhl für Statistik)
- René-M. Kruse (Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promovierender am Lehrstuhl für Statistik)