Der Charakter unserer Bäume, Ihre Eigenschaften und Besonderheiten
Von ANDREAS ROLOFF
Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2017, 252 Seiten, 152 Farbaufnahmen, 1 Zeichnung, Leinen gebunden 14,8 x 21,5cm, ISBN 978-3-8001-0929-6, 19,90 €
In 28 Gehölzportraits, wobei in zehn Fällen zwei oder gar drei Baumarten wie z.B. Sand- und Moor-Birke oder Berg-, Feld- und Flatter-Ulme zu einem Portrait zusammengefasst wurden, werden insgesamt 40, unsere Landschaft, Parkanlagen oder Gärten prägende Baumarten vorgestellt und umfangreich beschreiben. 3 Portraits behandeln schnelllebige, 17 Portraits mittelalte und 7 Portraits langlebige Baumarten.
Das Buch ist so aufgebaut, das zunächst wichtige, unsere Bäume charakterisierende Merkmale beschrieben werden. Unter der Überschrift Typisch Baum wird zunächst geklärt was macht Bäume aus. Also z.B. der Unterschied zwischen Baum und Strauch. Wie Anpassungsfähig sind unsere Bäume im Hinblick auf den Klimawandel und worin liegen die charakteristischen Merkmale von Pionier- bez. Klimax-Baumarten. Daran anschließend wird das Erscheinungsbild der Bäume anhand der unterschiedlichen Rinden, Borken, Astnarben usw. erklärt. Ein wichtiger Punkt, um das Erscheinungsbild unserer Bäume lesen zu können, ist neben weiteren Aspekten ein gutes Verständnis vom Ablauf der Baumalterung. Dieses wird anhand von einem 10 Phasenmodel erklärt. Zur besseren Anschauung gibt es dazu z.B. mit Fotos belegte Beispiele über den Einfluss von Wildverbis bez. des Windes auf die Wuchsform.
Bei den folgenden Baumbeschreibungen handelt es sich um ganz individuelle Beschreibungen der Art. Hier wird z.B. auf die besondere Lichtbedürftigkeit, die Trocken- oder Schattentoleranz, Holzeigenschaften und deren Verwendung als Musik- oder Konstruktionsholz, die Blüte, Früchte und deren Verwendung, Herbstfärbung, die Eignung eines Baumes als Park- oder Alleebaum aber auch auf die vielfältige mythologisch kulturelle Bedeutung einer Baumart hingewiesen. Besondere Hinwiese wie z.B., dass die Tanne in den letzten 200 Jahren 90% des ursprünglichen Bestandes verloren hat oder dass die Lärche in Deutschland eigentlich nur im südlichsten Zipfel natürlich vorkommt, aber trotzdem als heimische Baumart gilt, sind in herausgehobener Form gekennzeichnet. So in einem Portrait wie bei den Kiefern zwei Arten einer Gattung beschrieben werden, werden immer wieder die Unterschiede der einzelnen Merkmale, Verwendungsmöglichkeiten, ökologische Ansprüche usw. wie z.B. die Nadellänge oder Rindenstruktur bei den Kiefern usw. erklärt.
Das Buch wendet sich an alle Baumliebhaber, unabhängig davon ob es sich um versierte Fachleute oder Laien handelt. Die Texte sind so verständlich
geschrieben, dass sie auch ein Baumliebhaber ohne große Vorkenntnisse gut nachvollziehen und verstehen kann. Anderseits sind sie aber so gehaltvoll, dass sie auch für Fachleute sehr interessant sind, da sie immer wieder auf Zusammenhänge oder zunächst scheinbare Nebensächlichkeiten hinweisen, die sicherlich nicht zum dendrologischen Grundwissen gehören, die aber sehr interessant sind und z.B. eine Führung sehr bereichern können. Als eines von sehr vielen Beispielen sei hier die Verwendung des Ulmenholzes als traditionelles Sargholz in Großbritannien genannt oder das es Martin Luther war, von dem erstmals der deutsche Name der Elsbeere überliefert ist. Da von der ersten bis zur letzten Seite lesenswert, ein uneingeschränkt zu empfehlendes Buch.
VOLKER MENG, Hannoversch Münden