Exkursionen
Neuseeland/ Hamburg (Museum MARKK)
Update
Anfang August 2021 war es für die kleine Gruppe der großen Neuseelandexkursion endlich an der langersehnten und erfreulichen Zeit ihre Reise anzutreten. Allerdings nicht nach Neuseeland, sondern nach Hamburg. Als Highlight dieser dreitägigen Exkursion besuchte die Seminargruppe das MARKK Museum und in diesem das Haus Rauru; auch als wharenui bekannt. Es handelt sich hierbei um ein Versammlungshaus der Maori in Neuseeland und es konnte, auch wenn es am anderen Ende der Welt liegt, ein wenig das Gefühl von Neuseeland in die Hansestadt übertragen.
Am zweiten Tag der Exkursion begeisterte das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg mit ihrer Heimat Ausstellung sowie weiteren Dauerausstellungen die Expeditionsteilnehmer*Innen. Auch wenn die Exkursion nicht wie geplant nach Neuseeland ging, war es der Gruppe in Hamburg möglich weitere spannende Aspekte über Neuseeland und die Maori, wie die internationalen Beziehungen und Geschichte der Insel zu erhalten.
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Bereits im August 2020 sollte es für eine kleine Gruppe an Studierenden der Religionswissenschaft mit PD Dr. Heinrich nach Neuseeland gehen, um sich dort die Natur, Kultur, die Spuren der Maori und die IAHR-Tagung anzuschauen.
Auf der IAHR Tagung mit dem Titel "Centres and Peripheries" (23.09. - 29.09.2020), die alle 5 Jahre in einem anderen Teil der Welt stattfindet, hätte die Religionswissenschaft als globale Disziplin sichtbar werden sollen.
Es sollte die Chance geben, ReWi Expert*innen aus der ganzen Welt zu hören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen und spannende internationale Beziehungen zu knüpfen. Im SoSe 2020 wurde ein Doppelseminar – "Religion d. Maori" & "Dynamismus – Zentrale Paradigmen marginalisierter Kulturen" von Herrn Heinrich als Vorbereitung auf den Ausflug angeboten, zu dem natürlich auch nicht teilnehmende Studenten kommen konnten.
Aufgrund der gesundheitlichen Situation fiel die Tagung jedoch aus und mit ihr auch die Exkursion.
Neuer Plan war es dennoch die Exkursion, auch ohne das Stattfinden der Tagung, nachzuholen. Der nächste angedachte Zeitraum war August 2021. Da Neuseeland jedoch noch immer seine Grenzen geschlossen hat, wird es auch dieses Jahr nicht möglich sein die Exkursion nachzuholen. Stattdessen ist nun ein Wochenend-Ausflug nach Hamburg geplant. Im Sommer/Herbst 2021 möchte die Gruppe dort das Museum MARKK und dessen Dauerausstellung zu den Maori besuchen und gemeinsam über die, leider, ausgefallene Reise nach Neuseeland reden. Vorausgesetzt natürlich, dass die Situation diese Reise zulässt.
Die Planungstreffen finden online nach Absprache statt.
Neuseeland Nordinsel, nahe der Cathedral Cove
Exkursion zur aztekischen Religionskultur nach Mexiko
Die bislang aufwändigste Exkursion – nach Mexiko – fand im Februar 2018 statt. Sie wurde durch ein Seminar im WS 2017/18 vorbereitet, das sich unter der Leitung von Proff. Andreas Grünschloß und Gordon Whittaker schon vorab der Religion und materialen Kultur der Azteken widmete. Ziel der Exkursion war danach die eingehende Besichtigung von archäologischen Funden und Tempelanlagen aus der vorspanischen Zeit, um das spirituelle Universum der Azteken ‚vor Ort‘ besser verstehen zu können …
Wir waren hierfür in einem kleinen Hotel im Zentrum von Mexiko City untergebracht, gleich hinter der Ausgrabungsstätte des aztekischen Haupttempels „Templo Mayor“, der 1978 zufällig entdeckt und nach und nach ausgegraben worden war. Hier, wie auch im direkt angrenzenden Tempelmuseum – sowie in dem riesigen und aufwändig gestalteten anthropologischen Museum von Mexiko City (Museo Nacional) – konnten wir uns eingehend mit den beeindruckenden Hinterlassenschaften des aztekischen Reichs beschäftigen.
Die siebzehnköpfige Reisegruppe machte zudem mehrere Tagesexkursionen zu weiteren Tempelruinen und Ritualstätten der Azteken, die mitunter auch etwas abseits gelegen waren. An imposantesten war naturgemäß die voraztekische Tempelmetropole Teotihuacan mit ihren weiträumigen Ritualanlagen und mehreren hoch aufragenden, künstlich aufgeschütteten Tempelbergen, die sich organisch in die Silhouette der umliegenden Vulkanlandschaft einfügen.
Teotihuacan Gruppenbild
Zu Fuß erkundeten wir die Wasser-Ritual-Anlage auf dem Berg Tetzcotzinco, die auf den Hängen gegenüber der einstigen aztekischen Doppelmetropole (Tenochtitlan/Tlatelolco) erbaut wurde und neben archäologisch freigelegten Wasserkanälen und Tempelresten einen beeindruckenden Blick über die Millionenstadt Mexiko City bot. Auf dem Rückweg besichtigten wir per Boot die Reste der sog „schwimmenden Gärten“ in Xochimilco, auf denen ursprünglich ein wichtiger Teil der agrarischen Nahrungsgrundlage der aztekischen Hauptstadt erwirtschaftet wurde.
An einem anderen Tag fuhren wir über die – bereits in aztekischer Zeit als Pilgerstätte genutzte – Ortschaft Chalma mit ihrer Kathedrale bis nach Malinalco, wo wir einen berühmten und eigentümlich angelegten Felsentempel besichtigen konnte, der zusammen mit weiteren Ritualanlagen v.a. vom aztekischen Kriegeradel, gewissermaßen den ‚Offiziersanwärtern‘ in der höheren militärischen Ausbildungsphase genutzt wurde. Entsprechend reizvoll war die Umgebung und der Blick …
links: Tetzcotzinco, rechts: Malinalco
Natürlich durfte auch die riesige Tempelpyramide von Cholula nicht fehlen, die wegen ihrer Massivität imposanteste Tempelpyramide, deren Ausmaße v.a. durch das Begehen eines Tunnels durch den künstlichen Tempelberg hindurch erst richtig zu ermessen waren und kaum ins Bild zu bringen sind. — Beschwerlich zu erklimmen war in einem weiteren Tagesausflug der Höhentempel El Tepozteco, der sich imposant über Tepoztlan (Morelos) erhebt. Bei herrlichem Wetter konnten wir auch hier wieder die Anlage und den sich bietenden Ausblick genießen.
links: El Tepozteco; rechts: El Tepozteco Gruppenbild
Unser mexikanischer Busfahrer führte, nachdem er unser Interesse an den vorspanischen Hinterlassenschaften erkannt hatte, zu einer kleinen Kirche, der Iglesia de Santa Tonantzintla, die v.a. von Indigenas genutzt wird und im Innern eine beindruckende Mischung aus vorspanischem Erbe und barockem Katholizismus bot. Überhaupt stießen wir immer wieder auf solche Verflechtungen von vorspanischem, indigenen Erbe und katholischen Traditionen — nicht zuletzt auch besonders gut sichtbar in und um die Marien-Basilika der in Mexiko allgegenwärtigen „Virgen de Guadalupe“ auf dem Hügel Tepeyac , dem katholischen Wallfahrtszentrum, das jährlich die größten Wallfahrtsströme der Welt auf sich zieht (ca. 20 Mio.), letztlich aber auf den alten Verehrungsort einer aztekischen Muttergottheit (!) zurückgeht. Diese transreligiöse Verflechtung ist bis heute in der zärtlichen Ansprache der Mexikanischen Maria als „Madrecita“ zu erkennen, was eine direkte Übersetzung des aztekischen tonantzin („Mütterchen“) darstellt.
links: Pilgernde am Marienheiligtum von Tepeyac; rechts: Iglesia de Santa Tonantzintla
Ein schöner kleiner Tempel aus aztekischer Zeit liegt gleich hinter der offiziellen Stadtgrenze: Die restaurierte kleine Doppeltempel-Pyramide von Acatitlan lässt gut erkennen, wie die Azteken in mehreren Ausbaustufen die Tempel immer wieder überbauten, um sie größer und imposanter auszugestalten. Im Bild sieht man links die erste kleine Ausbaustufe, dann daneben den mittleren Ausbau der rechten Doppeltempelhälfte und im Vordergrund die Basisstufen, die zur größeren, dritten Ausbaustufe gehörten; die Reste des ursprünglichen Gesteins sind in der Kolonialzeit abgetragen worden, um die Kirche Sta. Cecilia daraus zu erbauen (direkt davor, hier nicht im Bild). Diese Ausbaustufen lassen sich im Acatitlan-Tempelmodell ebenfalls gut erkennen (siehe Video).
links: Video des Acatitlan-Modells; rechts: Der Tempel des Acatitlan
In einer optionalen Nachbereitungsphase während der anschließenden Semesterferien widmete sich ein kleinerer Kreis von Studierenden dem gestaltenden Nachbau von aztekischen Artefakten, um das in Mexiko Gesehene noch einmal in weiteren Reflexions- und praktischen Schritten vertiefen und umsetzen zu können. Diese konkrete ‚Bastelphase‘ lieferte beeindruckende Umsetzungen zu dieser Aufgabenstellung. Das daraus (u.a.) in mehrwöchiger Arbeit entstandene Tempelmodell des Templo Mayor kann auch heute noch im Flur vor der Abt. Religionswissenschaft in der Theologischen Fakultät besichtigt werden. Die Arbeitsgruppe hat versucht, das Modell anhand verschiedener Angaben und Abbildungen in kolonialzeitlichen Schriften der Spanier sowie anhand der eigenen vor Ort-Besichtigungen und Abmessungen möglichst maßstabsgetreu zu gestalten (siehe Abbildung und Video). — Ein weiteres Beispiel ist die Nachbildung eines berühmten Fundstücks aus dem aztekischen Tempelkomplex: ein Tongefäß mit dem Gesicht des Regengottes Tlaloc, der links neben dem Stammesgott Huitzilopochtli auf dem Doppeltempel verehrt wurde.
(A. Grünschloß)
links: Nachbau Templo Mayor; rechts: Tlaloc-Tongefäß