Luca Mainitz, Henri Reumschüssel, Sonja Fiehn und Annika Zschiegner sind die Köpfe hinter Notisent. Sonja Fiehn und Annika Zschiegner studieren im Masterstudiengang Unternehmensführung an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Beim diesjährigen Lift-Off-Gründungswettbewerb der Georg-August-Universität Göttingen hat das Team den ersten Platz in der Kategorie Gründungspotentiale belegt. Im Interview stellen sie sich und ihr Produkt näher vor. 1. Wer sind Sie? Annika Zschiegner (CMO): Ich habe einen Bachelor of Science in Internationalem Management an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg absolviert und bin momentan in meinem letzten Semester im Studiengang M.Sc. in Unternehmensführung mit den Spezialisierungen: Strategisches Management & Informationsmanagement. Sonja Fiehn (CFO): Ich habe an der Leuphana Universität Lüneburg meinen Bachelor mit dem Major Betriebswirtschaftslehre und dem Minor Rechtswissenschaften vor zwei Jahren abgeschlossen. Ich studiere mit Annika zusammen Unternehmensführung an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im vierten Semester. Luca Mainitz (CEO): Meinen Bachelor habe ich dual bei Volkswagen als Konstruktionsmechaniker und bei der Ostfalia in B.Eng Fahrzeugtechnik absolviert. Aktuell arbeite ich bei VW in der Typprüfung Internationale Märkte als Homologationsmanger / Marktbetreuer für Hong Kong & Singapur und studiere gemeinsam mit Henri ich an der HAWK (Anm.d.Red.: Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen) im letzten Semester des Masters Elektro- und Informationstechnik mit Vertiefung Ingenieursinformatik. Henri Reumschüssel (CTO): Ich habe meinen Bachelor an der HAW Hamburg in Elektro- und Informationstechnik mit dem Schwerpunkt Regenerative Energien abgeschlossen. Aktuell arbeite ich als Ingenieur im Bereich der Energiewende und studiere im 4. Mastersemester Elektro- und Informationstechnik mit dem Schwerpunkt Automatisierungstechnik an der HAWK in Göttingen. 2. Was ist Notisent? Notisent ist die nächste Generation der KI-basierten Arbeitsassistenten. Durch unsere künstliche Intelligenz werden alle Informationen aus zum Beispiel E-Mails, Dokumenten, Notizen, Kalendern oder aus Software von drei Anbietern miteinander an einem Ort verbunden. Dein persönlicher Assistent hilft dir beim Erledigen organisatorischer Aufgaben wie dem Sortieren und selbstständigen Schreiben von E-Mails oder dem Vorschlagen von relevanten Dokumenten und Dateien. Du kannst Notisent auch einfach bei deinen Meetings zuhören und deine Notizen automatisiert erstellen lassen. Alle Daten werden dabei auf sicherer deutscher Infrastruktur verarbeitet. Für weitere Informationen besucht unsere Website https://notisent.de oder folgt uns auf LinkedIn. 3. Wie sind Sie auf die Idee für Notisent gekommen? Luca Mainitz (CEO): Die Idee für eine App kam uns bereits am Anfang des Studiums, aber eher als Freizeitprojekt. Der erste Versuch war eine sprachgesteuerte Ideen/Notizen/Mindmap-App welche sich mithilfe von Sprache und KI automatisiert füllt, organisiert und dem Nutzer Fragen beantworten kann. Einen ersten Prototypen haben wir im Rahmen eines Augmented Reality Moduls in der Hochschule entwickelt. Als es dann auf unsere Masterarbeit zuging haben Henri und ich uns überlegt: Die Idee weiterzuentwickeln wäre ein spannendes Projekt und man könnte damit vielleicht ein Start-Up gründen. Glücklicherweise haben wir auch unsere Betreuer Prof. Dr. Roman Grothausmann und Dr. Philipp Nolte davon überzeugen können. Im Rahmen des Lift-Offs-Wettbewerbs haben wir mit der Hilfe von Annika und Sonja ein Business Model Canvas erstellt. Wir mussten uns den kritischen Fragen der beiden zu unserem Business Model stellen und haben recht schnell gemerkt: unser Wertversprechen ist eigentlich ein anderes und organisatorische Arbeit fällt nicht nur bei Notizen an. So entwickelte sich die Idee von Notisent, einer Plattform bei der jeder Schritt des Workflows von einem persönlichen Assistenten begleitet wird und wir den Menschen mehr Zeit für Ihre tatsächliche Arbeit zurückgeben können. 4. Wollten Sie schon immer gründen? Annika Zschiegner (CMO): Die Kurzantwort lautet: Nein. Ich habe es tatsächlich nie für mich für möglich gehalten, dass ich mal in einem Start-Up arbeiten, geschweige denn, es von Anfang an mit hochziehen würde. Ich denke, als Kind von Nicht-Akademikern, die auch nie selbstständig waren oder sein wollten, war es eine absolut unmögliche Vorstellung, weshalb ich es nie gewagt habe, davon zu träumen. Nichtsdestotrotz bin ich sehr froh über diese Entwicklung und freue mich über die Herausforderungen, die damit einhergehen. Sonja Fiehn (CFO): Auch ich bin vom Typ eher risikoavers und konnte mir lange nicht vorstellen zu gründen. Im Rahmen des Masterstudiums habe ich jedoch angefangen, zumindest über eine Selbstständigkeit nachzudenken. Ich genieße es, sehr vielfältige und ganzheitliche Aufgaben zu haben und arbeite auch gerne selbstbestimmt. Jedoch hatte ich dabei eher ein höheres Alter im Kopf und freue mich jetzt die Erfahrung als Team machen zu können. Luca Mainitz (CEO): Ich komme tatsächlich aus einer Familie mit zwei selbstständigen Eltern und habe als junger Mensch vor allem die Herausforderungen von Gründungen gesehen. Aufgrund dessen war es für mich auch nie ein konkretes Ziel. Aber ich habe schon immer sehr viel Wert auf eingeständiges und kritisches Denken gelegt, was oft dazu geführt hat, dass ich etablierte Lösungen hinterfragt und kritisiert habe. Das, kombiniert mit einem drang zur Veränderung, hat dann zu neuen Ideen wie z.B. Notisent geführt. Ein Unternehmen zu gründen ist für mich somit eher ein Mittel um den Wirkungsgrad und die Geschwindigkeit bei der Umsetzung zu erhöhen. Henri Reumschüssel (CTO): Ich wollte zwar nie unbedingt selbst gründen, arbeite aber schon seit längerem in einem anderen Start-Up und bin somit direkt mit dem Thema konfrontiert worden. Dadurch ist die Idee, auch etwas Eigenes zu machen definitiv greifbarer geworden. 5. Wie lässt sich die Arbeit für Ihr Start-Up mit Ihrem Studium verbinden? Annika Zschiegner (CMO): Ich muss meine Zeit nicht nur unter Studium und Start-Up aufteilen, sondern habe auch noch eine Werkstudentenstelle (20h/ Woche) bei Sartorius im Projektmanagement Office seit über anderthalb Jahren, d.h. seit Anfang meines Studiums im Wintersemester 2022/23. Das erfordert schon ein hohes Maß an Zeitmanagement. Aber über die Jahre habe ich gemerkt, dass ich einen straffen Terminplan bevorzuge und tatsächlich sogar produktiver bin. Von daher funktioniert es bisher gut. Sonja Fiehn (CFO): Neben dem Studium und der Arbeit für Notisent arbeite ich noch 20h/ Woche für eine Bankberatung in Göttingen. Die Tage sind so tatsächlich ziemlich lang aber man profitiert in allen drei Beschäftigungen voneinander und diese Synergien und Lerneffekte machen einfach Spaß! Mir hilft vor allem viel Sport in der Freizeit, um auch mal richtig den Kopf freizubekommen und neue Energie zu tanken. Luca Mainitz (CEO): Ich habe das Glück, dass Start-Up und Studium aktuell dieselbe Tätigkeit sind. Aber trotzdem ist für mich die richtige Kombination von Arbeit, Start-Up, Hobbies und Freunden wichtig. Abwechslung und Balance zwischen spannender Arbeit und den Kopf freizubekommen sind essentiell. Aber auch zu erkennen, dass manche Wochenenden frei bleiben müssen, um die Batterie wieder zu laden. Henri Reumschüssel (CTO): Ich habe ebenfalls das Glück, dass die Entwicklung des Prototypen von Notisent auch das Thema meiner Abschlussarbeit für das Studium ist. Da ist schon eher die Vereinbarkeit von Job und Start-Up eine Herausforderung. Auch das lässt sich gut lösen und vor allem mit Sport gut ausgleichen. 6. Von wem werden Sie im Gründungsprozess unterstützt? An der HAWK werden wir insbesondere von unseren Betreuern Dr. Philipp Nolte und Prof. Dr. Roman Grothausmann unterstützt. Sie haben es uns überhaupt ermöglicht, so viel Zeit im Rahmen unserer Abschlussarbeiten darauf verwenden zu können und uns auf die Idee gebracht, am LIFT-OFF Wettbewerb teilzunehmen. Den können wir allen Gründungsinteressierten nur ans Herz legen - vor allem die Teilnahme an Workshops. Weiterhin werden wir sehr stark vom Transfer- und Startup Hub (TSH) der Uni Göttingen unterstützt. Durch den Wettbewerb sind wir dort in den Start-Up Space an der Sternwarte eingezogen und haben unzählige Gespräche, Kontakte und Networking Events mitgenommen - besonderer Dank gilt dort Martin Stammann vom TSH und Andreas Heckmann (Agvolution) für ihren Input. Im nächsten Schritt haben wir ein Auge auf den SNIC Life Science Incubator geworfen, der auch an der Sternwarte ansässig ist. Dort gab es bereits einige Gespräche mit Jörn Lindemann von der GWG - Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Göttingen. Durch die GWG haben wir ebenfalls die Möglichkeit bekommen, am 12. Juni auf der LogistikTAGUNG als KI-Team dabei sein zu dürfen. 7. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Durch die rapide Entwicklung im KI-Bereich ist das keine leichte Aussage. Kurzfristig sind wir in der Entwicklungsphase unseres Prototypen und wollen bis Ende des Jahres beginnen erste Nutzertests durchzuführen. Längerfristig haben wir einige Ideen gesammelt, mit denen wir Notisent zu einem erfolgreichen Produkt entwickeln wollen. Die gilt es jetzt strategisch einzuplanen, umzusetzen, zu evaluieren und ggf. zu adaptieren. Foto v.l.n.r.: Prof. Dr. Bernhard Brümmer, Vizepräsident für Forschung und Nachhaltigkeit der Universität Göttingen; Henri Reumschüssel, Sonja Fiehn, Luca Mainitz und Petra Broistedt, Oberbürgermeisterin der Stadt Göttingen Foto: Christoph Mischke
Nächste Generation der KI-basierten Arbeitsassistenten
Start-Up Notisent gewinnt in der Kategorie Gründungspotentiale des LIFT-OFF-Gründungswettbewerbs 2024