Heutige Nutzung
Die Linden wurden durch den früheren Waldbau zugunsten der Buche weitestgehend aus dem modernen Wirtschaftswald verdrängt. Ihr gutes Ausschlagvermögen begünstigt jedoch ihren Anbau in Ausschlagwäldern (Waldbauinstitut 1992).
Anonymus schrieb 1979: „Der derzeitige Flächenanteil der Linde umfasst nur Bruchteile einer Tausendstel-Größe des Gesamtwaldes“, ohne Unterscheidung von Sommer- und Winterlinde (Klein 1992). Die Sommerlinde muss als seltene Baumart in unseren Wäldern angesehen werden. Die Winterlinde wurde in den letzten Jahrzehnten verstärkt angebaut, so dass ihre Verbreitung wieder zunahm (Grabe et al. 1991).
Lindenstreu kann sehr gut und schnell zersetzt werden, insbesondere die der Winterlinde. Daher wirken Linden sehr bodenpfleglich und können zu einer nachhaltigen Verbesserung von nährstoffarmen und ausgelaugten Böden beitragen. Sie haben außerdem eine positive Auswirkung auf die Oberschicht aus (www.wald-in-not.de).
Die Linden können heute als Schatten- und Halbschatten-Baumarten sinnvoll als dienende Baumarten zur Schaftpflege in bisherige Eichen-, Lärchen- und Eschen - Reinbestände (Waldbauinstitut 1992) sowie unter Kiefern und Edellaubbestände gepflanzt werden. Sie bleiben in halbhohem Wuchs und schützen die wertvollen Stämme vor Besonnung (Grabe et al. 1991). In erster Linie wird hierzu die schattenertragendere Winterlinde verwendet (www.wald-in-not.de). Die Bestände, in denen Linden auf diese Weise als dienende Baumart beigemischt werden, sollten zugunsten der Linde durchforstet werden. Weitere Mischbaumarten auf Reliktstandorten für die Linde sind Ahorn, Ulme und Hainbuche (Waldbauinstitut 1992). In Edellaubbestände, in denen sie nicht vorkommen oder in denen Naturverjüngung möglich ist, werden sie künstlich eingebracht (Grabe et al. 1991).
Die Winterlinde wird in allen Bundesländern angebaut. Im Vergleich zu anderen Baumarten ist das Ausmaß ihres Anbaus aber gering (Koss 1981).
Sie sollte in Buchenwaldgesellschaften immer gruppenweise eingebracht werden, da sie bei einzelstammweiser Beteiligung aufgrund ihrer Konkurrenzschwäche gegenüber der Buche, sonst nicht gedeihen könnte. Sie benötigt geeignete Kleinstandorte, wie z.B. trockene spätfrostgefährdete (Winterlinde) oder wasserzügige Hänge (Sommerlinde), um sich gegenüber der Buche behaupten zu können. Außerdem wird sie in lückige oder von Mäusefraß betroffene Buchenverjüngungen zur Nachpflanzung eingebracht. Des Weiteren ist die Linde eine der wenigen Laubbaumarten, die sich zur gruppenweisen Beimischung in Nadelholzbeständen nach einem Kahlschlag eignet (Grabe et al. 1991).
Die Winterlinde kann in Beständen geradschaftig wachsen und auf 10 - 20 m astfreie Stämme erzeugen (Dohrenbusch). Dazu sollten die jüngeren Linden nach Möglichkeit längere Zeit unter dem lichten Schirm von Altbäumen verbleiben. Die Krone durchläuft eine Wandlung im Bestandesleben. Nach dem Jugendwachstum wächst sie in die Dichtphase, wodurch sich der Schaft reinigt, da sich dickere Äste zurückbilden und abfallen. Durch ein Überwallen der Astwunden ergeben sich runde walzige Stämme. Wenn der Bestand stark durchforstet wird, verringert sich die Qualität des Holzes durch Wasserreiser. Die waldbauliche Kunst besteht darin, die Bestände so zu durchforsten, dass sich eine ausreichend große und vitale Krone ausbildet und sich gleichzeitig ein optimaler astreiner walziger Stamm entwickeln kann.
Da die Linden tiefgehende Wurzeln ausbilden und zu intensivem Stockausschlag befähigt sind, eigenen sie sich als Schutzwald zur Untergrundbefestigung an Steilhängen und zum Einsatz also Pionierbaumart auf Steinschutthalden (www.wald-in-not.de).
Beide Linden können für Wind-, Lärm-, Staub- und Blendschutzpflanzungen, als Pflanzungen gegen Wassererosion und zur Sicherung schwach bis stärker geneigter Hänge verwendet werden. Die Winterlinde kann außerdem zum prophylaktischen Uferschutz breiterer Fließgewässer in der Hartholzzone und zum Uferschutz anthropogener, stehender Gewässer in den oberen Bereichen eingesetzt werden (Schlüter U. 1990).
Linden sind gut geeignet zur Pflanzung an Waldrändern, Wald–Feld–Grenzen sowie innerhalb des Waldes entlang von Wegen. Die auf ihnen lebenden Insekten kommen besonders zur Geltung und erhöhen hierdurch die Artenvielfalt des Waldes. Außerdem wird die Abwehrkraft des Ökosystems Wald gestärkt, da die Kronen der Linde genügend Licht zur Ausbildung von Schichtstrukturen durchlassen und somit den ökologischen Reichtum der Übergangsbereiche fördern. Darüber hinaus erfreuen Aussehen und Duft der Linde den Waldbesucher (Grabe et al. 1991).