Holz und Nutzung
Frisches Buchenholz hat eine rötlich weiße Farbe. Im gedämpften Zustand erscheint es mehr rötlich braun, daher auch der Name Rotbuche. Das zerstreutporige Holz hat einen Gefäßdurchmesser von weniger als 0,1 mm. Es ist von feiner, gleichmäßiger Struktur und von mittelschwerem Gewicht (mittlere Rohdichte 0,72 g/cm²), hat deutlich abgegrenzte Jahrringe und ist mit auffälligen Holzstrahlen durchsetzt. Buchenholz ist von hoher Härte und Abriebfestigkeit, sehr zäh, jedoch wenig elastisch. Es schwindet und quillt stark, ist sehr tragfähig und gut zu bearbeiten. Bei Feuchtigkeitswechsel ist es wenig dauerhaft, d.h. es ist ohne vorherige Schutzbehandlung anfällig für Pilzbefall und deshalb ungeeignet für die Verwendung im Außenbereich.
Die Buche im Kaffeehaus
Mit rund 250 bekannten Verwendungsgebieten ist das Holz der Buche eines der vielseitigsten einheimischen Nutzhölzer. Es wird als Rundholz, Schnittholz und Furnierholz sehr geschätzt. Von der Wäscheklammer über die Eisenbahnschwelle bis zu Papier kann eigentlich alles aus Buchenholz produziert werden. Der Hauptverwendungsbereich ist aber die Möbelfabrikation. Um 1830 wurde vom Tischlermeister Michael Thonet ein Verfahren zum Biegen von Holz entwickelt und so der Grundstein der industriellen Massenproduktion von Stühlen gelegt. „Wenn Rotbuchenholz der Einwirkung von überhitztem Wasserdampf ausgesetzt wird, verliert es seine ursprüngliche Festigkeit und kann gebogen werden. Beim Erkalten behalten die Hölzer die ihnen im Wasserdampf gegebene Form, ohne ihre ursprüngliche Zähigkeit und Elastizität zu verlieren. Der Stuhl konnte auch in seine Teile zerlegt, transportiert und vom Käufer ohne besondere Fachkenntnisse montiert werden. Es entstanden die ersten Paketmöbel“ (Eckstein 1977). Das „IKEA-Prinzip" ist demnach schon mindestens 170 Jahre alt. Die aus dampfgebogenem Buchenholz hergestellten Bugholz- oder Thonet-Stühle erfreuten sich größter Beliebtheit und gelten mit ca. 60 Millionen verkauften Exemplaren als die meistgekauften Stühle des 19. Jahrhunderts. Noch heute gehören sie zum Pflichtinventar eines jeden Wiener Kaffeehauses.
Abb. 08: Bugholzstuhl der Firma Thonet
(Foto: www.thonet.de)
Vom Industriefeuer zum Partygrill
Immerschon war die Buche ein wichtiger Brennholzlieferant. 7 m³ Buchenholz haben den gleichen Heizwert, wie 8 m³ Eichenholz. Der weitaus größte Teil des Buchenholzes wurde aber nicht zum Heizen von Wohnräumen verfeuert, sondern in jenen Gewerben, die auf sehr hohe Temperaturen angewiesen waren, wie z.B. Glas- und Eisenhütten. Um den Heizwert des Holzes zu erhöhen, wurde es in Meilern zu Holzkohle verschwelt. Dabei wird unter beschränktem Luftzutritt der Zellstoff und das Lignin langsam ausgebrannt und der Rest des Holzes in Kohle umgewandelt. Ca. eine Woche dauert das Verkohlen von 20 – 30 Raummetern Holz im Meiler. Die Kohlenausbeute variiert je nach Holzart. Aus Nadelholz lassen sich 20 – 26 % des Gewichtes in Holzkohle überführen, bei Buche sind es nur 20 – 22 % (Schoch 1994). Der Vorteil der Holzkohle gegenüber normalem Brennholz ist, dass 50 % des Volumens und 25 % des Gewichts die doppelte Hitzeleistung erbringen. Heute wird Holzkohle allerdings nur noch zum Grillen benutzt, Braun- und Steinkohle haben sie aufgrund der noch höheren Heizwerte aus der Industrie verdrängt. Die Stellen aber, an denen die Kohlenmeiler einst standen, sind noch immer in unseren Wäldern zu finden. Es sind ebene, kreisrunde Plätze, die mit schwarzer Erde bedeckt sind, da diese noch Kohlenreste enthält.
Die Buche und das Glas
Neben der Hauptnutzung als Brennstoff, wurde Holz im 14. Jahrhundert auch erstmals chemisch verwendet. In Aschbrennereien wurden damals große Mengen Buchenholz verbrannt, um Pottasche (Kaliumcarbonat) zu gewinnen. Dies geschah, indem man das Holz verbrannte und die Asche auslaugte, d.h. mit warmem Wasser übergoss. Die so entstandene Lauge wurde eingedampft und die zurückbleibenden Aschereste wurden in speziellen Öfen erhitzt, um sie vollkommen zu trocknen. In den damals aufkommenden Glashütten wurde Pottasche als Flussmittel benötigt. Die Beimischung von Pottasche bewirkt eine Herabsetzung des Schmelzpunktes des Quarzes von 1800°C auf 1200°C (Schoch1994). Die Auswirkungen der Aschbrennerei auf den Wald waren verheerend. Im Einzugsgebiet der Brennereien wurden durch Kahlschläge die gesamten Holzvorräte genutzt, bis kein Stamm mehr in Reichweite war. Dann zogen die mobilen Betriebe weiter, um den nächsten Bestand zu verbrennen.
Buchenasche zum Wäschewaschen
Auch in vielen Haushalten war die Gewinnung von Aschenlauge aus Buchenholz bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. Die in den Öfen anfallende Holzasche wurde im sogenannten „Laugenständer“ gesammelt. In diesem hölzernen Gefäß wurde die Asche dann mit lauwarmem Wasser übergossen und unter gelegentlichem Umrühren ausgelaugt. Nach einigen Stunden konnte man die Flüssigkeit durch ein engmaschiges Tuch schütten, um die Aschenreste auszusieben, und fertig war die Wasch- und Scheuerlauge. Dies war allerdings eine recht aufwendige und zeitraubende Art Waschmittel herzustellen, denn es konnte bis zu 24 Stunden dauern, bis die Asche vollkommen ausgelaugt war.
Feinstes Speiseöl aus Bucheckern
Nicht nur für die Tiere des Waldes sind die Bucheckern von Bedeutung, auch der Mensch nutzt die Früchte der Buche. Zum Beispiel wird sehr hochwertiges und mild schmeckendes Speiseöl aus Bucheckern hergestellt. Als Nebenprodukt beim Ölpressen entstehen Ölkuchen, die ein gutes Geflügel- und Schweinefutter darstellen und von vielen Mastbetrieben verwendet werden. An Pferde dürfen sie allerdings nicht verfüttert werden, da das darin enthaltene Fagin bei ihnen zu Lungenlähmung und Erstickungstod führen kann. Das zur Giftstoffgruppe der Saponine gehörende Fagin ist nur in der häutigen Samenschale enthalten und gelangt beim Pressen nicht mit ins Öl.
Während des zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit war das Sammeln von Bucheckern aufgrund der Nahrungsknappheit weit verbreitet. Glücklicherweise trugen im Jahre 1946, also kurz nach Kriegsende, die Buchen in Süddeutschland eine Vollmast, und trugen so einen nicht zu unterschätzenden Teil zur Volksernährung bei. Man konnte je Hektar durchschnittlich 800 kg Bucheckern sammeln und daraus 130 kg Öl herstellen.
Rotkernige Buche – Holz mit Charakter
Die Buche gehört zu den Reifholzbäumen mit fakultativer Farbkernbildung. Sie bildet aber kein Kernholz im eigentlichen Sinne. Nach Meinung vieler Wissenschaftler ist die Hauptursache für die Verfärbung der Eintritt von Sauerstoff in den Stamm. Dies geschieht bei unnatürlichen Astabbrüchen z.B. durch Schneebruch oder Fällschäden. Die Farbkernbildung in der Buche ist ein Prozeß enzymatischer Bräunung, der ab einem Baumalter von ca. 80 Jahren einsetzt. Es handelt sich dabei um eine normale Alterserscheinung und einen rein physiologischen Vorgang, der standörtlich bedingt früher oder später einsetzt. Eine sprunghafte Zunahme der Rotkernigkeit ist im Alter von 100 – 130 Jahren zu beobachten. 80 bis 100 % der 150jährigen Buchen sind rotkernig. Torelli (1992) führt zur Erläuterung der Rotkernbildung Folgendes an: „Im Gegensatz zu echtem Kernholz ist die Bildung von verfärbtem Holz durch Umwelteinflüsse verursacht. Die Reaktion des Baumes beginnt mit dem Zeitpunkt der Verletzung und ist nicht auf eine bestimmte Saison beschränkt. Die Ablagerungen treten nur im Parenchym auf. Sie tragen nicht zur Erhöhung der Fäuleresistenz bei. Verfärbtes Holz zeigt bei erneuten Verletzungen keine weiteren Reaktionen. Die Verfärbung ist häufig mit einer Erhöhung des Wassergehalts verbunden. Der Rotkern repräsentiert in den meisten Fällen Holz höherer Feuchte.“ Das bisher, wegen der ihm fälschlicherweise zugeschriebenen schlechteren Eigenschaften, unbeliebte Holz der Rotkernbuche wird in letzter Zeit wieder häufiger nachgefragt. Aus dem schön gezeichneten rotkernigen Holz können sehr individuelle Möbelstücke hergestellt werden. Da der Anteil des an die Möbelindustrie abgesetzten Holzes bisher nur gering ist, haben einige buchenreiche Forstämter Vermarktungsoffensiven gestartet, um die Nachfrage nach dieser Spezialität des Waldes anzukurbeln.
Abb. 09: Buchenstamm mit Rotkern
(Foto: F. Hapla)