Göttinger Tageblatt vom 25. November 2008:
MITTLER ZWISCHEN DEN EPOCHEN
Aulakonzert: Siegfried Mauser spielt Beethoven und Rihm
Phantastischer Pianist. (Bild: Göttinger Tageblatt/Heller)
Einen expressiven Klavierabend mit einem phantastisch spielenden Siegfried Mauser veranstaltete die Göttinger Kammermusik- Gesellschaft im Rahmen der Aulakonzerte am Sonntag. In seiner Einführung wies Mauser auf seine Intention hin, die Bezüge zwischen Rihm und Beethoven in musikalischer Gegenüberstellung zu verdeutlichen.
In Beethovens Bagatellen op. 126 hatte Mauser vor allem auf den expressiven Gestus hingewiesen. Den arbeitete er pianistisch durch eine kontrastreiche Tempogestaltung sowie impulsive dynamische Momente im Presto heraus.
Ähnlich geht Wolfgang Rihm mit den musikalischen Parametern in seinem ebenfalls „Bagatellen“ betitelten Klavierstück Nr. 6 vor. Die Kontraste zwischen laut und leise, hoch und tief oder schnell und langsam sind gegenüber Beethoven extrem verstärkt, sie bilden die Basis von Rihms avantgardistischen Ideen.
Diesen Charakter versuchte Mauser auch auf Beethovens c-Moll-Sonate op. 10 Nr. 1 übertragen. Er stellte dabei auf eine phantastische Gestaltung ab – doch nicht, um musikfremde Assoziationen zu wecken, sondern um die Musik aus sich selbst heraus Bedeutung erlangen zu lassen. Bereits im Kopfsatz mit seinem rasant gespielten Tempo wirkten die Läufe gleichsam körperlos.
Im Prestissimo-Finale entwickelte Mauser ein massives Klangvolumen, das er in Rihms Klavierstück Nr. 7 auf eine neue Ebene hob. Dissonante Triller, die in Rihms Klavierstück Nr. 6 vielleicht noch als markant gegolten hätten, gingen nun nahezu unter. In Rihms „Zwiesprache“ stellte Mauser abschließend vor allem die klagenden, seufzenden Passagen heraus, orientiert an der folgenden As-Dur-Sonate op. 110 Beethovens.
Siegfried Mauser hat sich tief in Rihm eingefühlt. Er hat Beethoven in diesem Sinne interpretiert und sich selbst als Mittler präsentiert.
Rhea Maria Richter