Lesen mit dem Ohr?!

Alternative Aneignungspraktiken von Schriftsprache

 

Workshop mit Dr. Miklas Schulz am 1. März 2018


Lesen gilt als die zentrale Kulturtechnik. In Bildungsinstitutionen sowie im Unterrichts-geschehen wird Lesen bisher ausschließlich als ein optischer Vorgang begriffen und gelehrt. Als erblindeter Soziologe stellte mich der Sehverlust vor die Herausforderung, mich beim Wissenserwerb nicht länger auf meine Augen verlassen zu können. Ich begann eine Suche nach Alternativen und wurde fündig. Resultat ist das Konzept des auditiven Lesens, dass in einer Studie zu sinnlichen Wahrnehmungsweisen entwickelt wurde (vgl. Schulz 2018). Selbiges soll im Mittelpunkt des Workshops stehen. Ein auditives Lesen ist relevant nicht nur für ein tieferes Verständnis der optischen Lesepraxis, sondern kann zugleich als inklusionspädagogische Sensibilisierung gelten.

Wir erarbeiten uns Grundlagen des kulturell gefärbten Verständnisses unserer Sinnestätigkeit sowie den Medien Stimme und Schrift. Entfaltet wird ein praxistheoretisches Konzept der historisch situierten, sozio-technischen Verfertigung unserer Sinnesleistung (doing perception).

Anhand praktischer Arbeitsbeispiele soll plausibel gemacht werden, in welchem Maße unsere Sinne als ein Trainingsfeld zu begreifen sind. Ziel ist es die Gelingensbedingungen von Lesepraktiken im Allgemeinen herauszuarbeiten. Wie kann intensive Textarbeit im Modus des auditiven gelingen und welche (technologischen und aneignungspraktischen) Bedingungen sind für den Erfolg konstitutiv? Und was bedeutet solch ein Leseverständnis perspektivisch für die Hochschuldidaktik?

 

Dr. phil. Miklas Schulz arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) am Institut für Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover. Er studierte Medien, Kommunikationswissenschaft und Soziologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kultur-, Körper- und Mediensoziologie sowie Disability Studies, rekonstruktive und ethnographische Methoden der Sozialforschung und Dispositivanalyse.



Organisation

Der Workshop richtet sich an Lehrende und Mitarbeitende aus den Fachdidaktiken, Bildungswissenschaften und Schulen. Auch andere Interessierte sind herzlich eingeladen!


Wann:  1. März 2018, 09:30 - 16:30 Uhr

Wo:       Waldweg 26, Raum 6.103 (Hochhaus)


Um Anmeldung bei Anna-Lena Meyer bis zum 22.2. wird gebeten.

Die Teilnahme ist kostenlos. Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.

Wir bedanken uns beim MWK Niedersachsen für die Finanzierung der Veranstaltung im Rahmen des Inklusiven Kompass. Die Veranstaltung wird durchgeführt in Kooperation mit dem Handlungsbereich C des SPL.