Starke Symbolik – Eiben auf Friedhöfen

Vor allem in Irland, England und in der Bretagne steht auf Friedhöfen sehr häufig eine alte Eibe, die nicht angetastet wird, „da aus jedem Toten eine Eibenwurzel herauswachse“ (Roloff et al. 1998). Dort und auch in Deutschland kann man oft besonders alte Exemplare bewundern (Abb. 17 und Abb. 18)
Der Eibe wurde häufig in Verbindung mit dem Tod gebracht, was an ihrer Giftigkeit oder auch an ihrer dunklen Krone liegen kann (Roloff et al. 1998).

Eibe auf einem Friedhof in South Hayling
Abb. 17: Eibe auf einem Friedhof in South Hayling, England (Foto: C. Wolf)


Auch Shakespeare kannte sie - Die Eibe in der Literatur

In der klassischen Literatur gibt es einige Stellen, wo über die Eibe geschrieben wird. William Shakespeare (1564 - 1616), der berühmte englische Dichter (Bertelsmann Universal Lexikon 1990), beschreibt den Brauch Eibenzweige bei Toten ins Leinentuch zu stecken (Roloff et al. 1998) und auch in dem bekannten „Romeo und Julia“ von Shakespeare sagt Balthasar in der letzten Szene, in der Romeo stirbt:

„Derweil ich unter dieser Eibe schlief, träumt ich, mein Herr und noch ein anderer föchten, und er erschlüge jenen.“
(www.buecherquelle.com)

Shakespeare beschreibt hier gleich zwei weitere mythologische Besonderheiten der Eibe: Zum einen glaubte man, dass man wenn man unter einer Eibe schliefe, Halluzinationen bekomme. Ein Arzt hat entdeckt, dass die Eibe an warmen Tagen tatsächlich ein gasförmiges Toxin absondert, welches zu Halluzinationen führen kann. (Zürcher et al. 1998). Zum anderen spielt diese Szene auf dem Friedhof und dort sind Eiben sehr häufig und hatten im Volksglauben eine besondere Bedeutung (s. 6.1) (Abb.18).

Eibe auf dem Stadtfriedhof in Göttingen
Abb. 18: Eibe auf dem Stadtfriedhof in Göttingen

Wovor Caesar sich fürchtete – Die Eibe bei den Römern und Kelten

Auch Gaius Iulius Caesar (100 v. Chr. – 44 v. Chr.) schrieb über die Eibe.
Er glaubte, dass die Germanen die Pfeile mit Eibensaft vergiftet hätten, um ihn zu töten (www.sdw.de).

In seinem 'Gallischen Krieg' berichtet er außerdem, „dass sich Caturvolus, ein Herrscher der Eburonen, durch das Gift der Eibe, die in Gallien und in Germanien in großer Menge wachse, getötet habe, als die römischen Eroberer siegreich vordrangen“ (www.tu-darmstadt.de).

Während Shakespeare und die Dichter des 18. und 19 Jahrhunderts in der Eibe nur ein Symbol für den Tod sahen (s. 6.2), galt die Eibe bei früheren Kulturen auch als Baum der Wiedergeburt und des Lebens, das nach dem Tod folgte. So glaubten die Kelten, die sich im 5. Jahrhundert v. Chr. von Brittannien bis Anatolien verbreitet hatten (Bertelsmann Universal Lexikon 1990), dass die Eibe zwischen der Welt der Toten und Lebenden wachen würde (Hageneder 2006).
Bei den Kelten und bei ihren geistlichen Führern, den Druiden, galt die Eibe wegen ihrer Verbindung zur Ewigkeit somit als heiliger Baum. Eiben wurden als Zauberstab, Wünschelrute und zum Schutz vor bösen Geistern benutzt (Zürcher et al. 1998).

Auch im alten Rom galt die Eibe als Baum, der die Unterwelt bewachte. So schreibt Ovid (43 v. Chr.-17 oder 18 n. Chr.) (Bertelsmann Universal Lexikon 1990), ein römischer Schriftsteller:

„Abwärts senkt sich der Weg von trauernden Eiben umdüstert führt er durch Schweigen stumm zu den unterirdischen Sitzen.“
(Forstamt Weilheim Infoheft 1995)

Die alten Griechen sahen die Eibe ebenfalls als Tor zur Unterwelt und als Wächterin der Seele (Hageneder 2006).


Außerdem gibt es Überlegungen, ob Yggdrasil, der nordische Lebensbaum aus der Sage „Edda“, nicht auch die Eibe darstellt, anstatt wie bisher angenommen die Esche.
Yggdrasil ist in der „Edda“ der schönste und heiligste Baum, dessen Zweige sich vom Himmel bis zur Erde ausbreiten und so die Erde mit dem Götterland verbinden (Hopfner et al. 1996). Yggdrasil wird als „wintergrüne Nadelesche“ beschrieben. Doch die Esche ist im Gegensatz zur Eibe nicht immergrün, so dass die Vermutung nahe liegt, dass mit Yggdrasil die Eibe gemeint war (Hageneder 2006).