NUKAFI


Verbundvorhaben: Stoffliche Verwertungsmöglichkeiten für stehendgelagertes Kalamitätsholz der Baumart Fichte in Abhängigkeit von Schadfortschritt und Holzqualität


Das Projekt „NUKAFI“, ist ein Zusammenschluss der Projekte „KalaNutzBau“ und „Spruce2Use“, welche im Zuge des Förderaufrufs „Umgang mit Kalamitätsflächen und Kalamitätsholz“ bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) im Rahmen der Förderrichtlinie Waldklimafonds eingereicht wurden.



Hintergrund des Projektes ist, dass Wald- und Forstwirtschaft stark durch Klima und Wetterereignisse beeinflusst werden, was sich in einem Anstieg von Waldschäden durch Sturmereignisse, Dürren und Insektenbefall zeigt. Drei Trockenjahre in Folge, Orkan Friederike im Januar 2018, Waldbrände und die Massenvermehrung von Schadinsekten haben einheimische Bäume auf großer Fläche geschädigt und schädigen diese noch immer massiv. Enorme Mengen an Schadholzeinschlag sind die Folge. Aufgrund der hohen Anzahl von durch Käferbefall absterbenden oder bereits toten Fichten ist bei privaten und öffentlichen Waldbesitzern die ungewöhnliche Situation entstanden, dass in kurzer Zeit große Mengen Schadholz aus dem Wald geschaffen werden müssen. Bei zunehmend weniger werdenden Arbeitskräften und hoher technischer Auslastung müssen Prioritäten bei der Ernte gesetzt werden. So werden zunächst Verkehrswege von geworfenen bzw. gebrochenen Bäumen freigeräumt und mögliche sicherheitsrelevante, jedoch noch stehende Bäume aus dem Wald geschafft und gepoltert. Da jedoch der größte Teil der waldnahen Lagerflächen gefüllt ist, stellt sich für viele Waldbesitzer die Frage, ob und für welche Zeiträume die sterbenden bzw. abgestorbenen Bäume (auch Dürrständer genannt) stehend im Wald verbleiben können und wie lange dieses Holz für welche Zwecke noch ernte- und wertschöpfend stofflich verwendbar ist. Die gleiche Fragestellung gilt für die Trockenlager außerhalb des Waldes. Das Vorhaben verfolgt das Ziel, durch systematische Untersuchungen an durch Borkenkäferbefall geschädigten bzw. abgestorbenen Gemeinen Fichten (Picea abies (L.) KARST.) aufzuzeigen, wie sich deren Holzqualität ändert, wenn die Bäume nach dem Befall bzw. Absterben zunächst nicht geerntet, sondern – im Sinne einer „Stehendlagerung“ – bis zu ihrer weiteren Verwendung aufrecht im Wald verbleiben. Ergänzend hierzu sollen Versuche an trockengelagerten Kalamitätsfichtenholz unterschiedlicher Lagerungsdauern durchgeführt werden. Der Fokus liegt dabei auf der Fragestellung, ob und wie sich die Holzqualität in Abhängigkeit von der Stehendlagerungsdauer und des jeweiligen Standortes verändert und bei welcher Holzqualität ein Einsatz in langlebigen Bauprodukten wie beispielsweise Brettsperrholz noch möglich ist. Die „Stehendlagerung“ soll dabei weder eine Dauerlösung im Umgang mit der Ressource noch den Anreiz darstellen, „Käferfichten“ als mögliche Nutzungsalternative im Wald zu belassen. Vielmehr ist sie als eine mögliche Reaktion auf das Überangebot an Schadholz und den damit einhergehenden Problemen wie fehlende Aufarbeitungs- und Weiterverarbeitungskapazitäten zu verstehen. Mit der Erstellung eines Leitfadens für Waldbesitzer und Holzverwerter verfolgt das Vorhaben zudem die Umsetzung einer produktspezifischen „Stehendsortierung“ von „Käferfichten“, wodurch Verwendungsmöglichkeiten und -grenzen des stehendgelagerten Holzes eingeschätzt werden sollen. Mit Blick auf eine optimale stoffliche Verwertung des Kalamitätsholzes sollen hieraus allgemeinverständliche Handlungsempfehlungen speziell für eine produktspezifische „Stehendsortierung“ im Bestand hervorgehen. Bei positivem Ausgang kann das Forschungsvorhaben so zu einer Effizienzsteigerung in der stofflichen Verwertung von Fichtenkalamitätsholz beitragen.



Ziel des Partners Universität Göttingen ist es, die Holzqualitäten und den Schadfortschritt für repräsentative geschädigte Fichtenbestände zu erfassen. Die Ergebnisse bilden die wesentliche Grundlage für die Ableitung der möglichen stofflichen Verwertungswege. Die ermittelten Qualitäten auf Basis der Gütesortierung sollen mittels statistischer Analyse ausgewertet werden und sich in einem Leitfaden wiederfinden. Dies soll dem Waldbesitzer bzw. Waldbewirtschafter eine einfache Waldsortierung (im Sinne einer anwendungsbezogenen Stehendsortierung) ermöglichen.



Im Rahmen eines weiteren Arbeitspaketes werden Lamellen verschiedener Qualitäten, von verschiedenen Standorten und aus den Trockenlagern nach Göttingen gebracht, um hier die technische Trocknung zu untersuchen und Empfehlungen aus den Trocknungsqualitäten abzuleiten. Durch die Schädigung und den Absterbeprozess ist von einer Anpassung der bis dato genutzten Trocknungsfahrpläne auszugehen. Als Gründe sind hier die vermutlich abweichende Holzfeuchteverteilung, aber auch die allgemein geringe Holzfeuchte anzuführen. Im Bereich des Trocknungsprozesses sollen die Lamellen hinsichtlich der Feuchteverteilung, Rissbildung, Verformungen und Spannungen in Anlehnung an die EDG-Richtlinie (EDG, European Drying Group) zur Beurteilung der Güte der technischen Trocknung untersucht werden. Ergänzend hierzu sind Versuche zu den elastomechanischen Eigenschaften, dem Sorptionsverhalten, dem Rohdichteprofil und mikroskopische Aufnahmen geplant.