Projekte in Deutschland
PALYNOLOGIE
Paläoökologische Untersuchungen über die Entwicklung der Pflanzendecke zur Slawenzeit
Ein Beitrag zu den Beziehungen zwischen Umwelt und Besiedlung in der westlichen Peripherie des slawischen Siedlungsraumes.
Ziel der Untersuchungen ist die Vegetationsentwicklung in dem Hannoverschen Wendland, der westlichen Prignitz, dem südlichen Mecklenburg und angrenzenden Gebieten für die Zeitscheibe von etwa 1000 v. Chr. bis 1400 n Chr. im Rahmen einer engen Verbindung mit den archäologischen Projekten (Slawen an der unteren Mittelelbe). Die Einbeziehung der vorslawischen Abschnitte dient dem Verständnis der Vorgänge, die zum Zustand der Pflanzendecke bei Beginn der Slawenzeit geführt haben. Ziel der Untersuchungen ist ferner die Siedlungsdynamik und die Abhängigkeit der slawenzeitlichen Siedlungsvorgänge von der jeweiligen Ausstattung der Böden und Vegetation in den einzelnen Landschaften des Untersuchungsgebietes zu erfassen. Erforderlich sind gut datierte Untersuchungen mit hoher zeitlicher Auflösung im Bereich der slawenzeitlichen Siedlungskammern sowie eine den derzeitigen Kenntnisstand ergänzende Übersicht über die wesentlichen vegetationsgeschichtlichen Vorgänge in den einzelnen Landschaften.
Projektleitung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Beug
Beteiligte: Jörg Christiansen
Stichworte: Vegetationsgeschichte, Siedlungsgeschichte, Klimageschichte, Slawen
Laufzeit: 1.9.2004 - 31.8.2009
Förderer: DFG
Kontakt: Christiansen, Jörg
Email: J.Christiansen at bio.uni-goettingen.de
____________________
Vegetationsgeschichtliche und archäobotanische Untersuchungen zur Landwirtschaft und Umwelt im Bereich der prähistorischen Siedlungen bei Rullstorf, Ldkr. Lüneburg
Landwirtschaft und Umwelt in Nordostniedersachsen wurden anhand dreier Pollenprofile und verkohlter Samen und Früchte aus den archäologischen Ausgrabungen in Rullstorf, Ldkr. Lüneburg, beschrieben. Pollenanalytische und archäobotanische Untersuchungen wurden miteinander verknüpft und liefern einander ergänzende Ergebnisse zur (anthropogenen) Landschaftsveränderung und dem Ablauf der Siedlungsgeschichte:
Das Pollendiagramm aus dem im Bereich der Niederterrasse der Elbe gelegenen Elbaer Moor, Ldkr. Lüneburg, zeichnet die holozäne Vegetationsgeschichte im Übergangsbereich der Hohen Geest zum Elbetal nach. Im Pollendiagramm aus dem Rullstorfer Osterteich, Ldkr. Lüneburg, spiegelt sich vornehmlich ein singuläres, lokales historisches Ereignis wider, welches eine jahrgenaue Datierung des Pollendiagramms ermöglicht. In den subatlantischen Ablagerungen aus dem im Bereich der Endmoränenzüge des Bevenser Beckens, Ldkr. Uelzen, gelegenen Almstorfer Moor ist besonders der Ablauf der Siedlungsgeschichte erfaßt. Dieses Pollendiagramm zeigt zudem die kleinräumige Gliederung Nordostniedersachsens auf.
Schwerpunkt der archäobotanischen Untersuchungen an verkohlten Früchten und Samen aus den prähistorischen Siedlungen bei Rullstorf waren Getreidevorräte der jungbronzezeitlichen Siedlung und Pflanzenreste aus Darröfen der Vorrömischen Eisenzeit. Zudem wurde verkohltes Material der römisch-kaiserzeitlichen Siedlung und eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes bei Rullstorf bearbeitet. Ein über die Radiokarbonmethode datierter jungbronzezeitlicher Rispenhirsevorrat ist der bislang älteste Vorratsfund dieses Getreides in Norddeutschland. Daneben wurde hauptsächlich Emmer und Spelzgerste im Gemenge angebaut. Ampferknöterich ist in dieser Zeit vermutlich als Nahrungspflanze zu werten. Ins 1. Jh. v. Chr. datiert der älteste Nachweis des Anbaus von Saathafer in Monokultur. Der Unkrautbesatz der Vorratsfunde erlaubte es, Sommergetreideanbau bzw. lichte Wintergetreidebestände, Ährenernte und eine günstige Bodengüte der Ackerflächen nachzuweisen. Für die jüngere Bronzezeit und die Vorrömische Eisenzeit gelang der Nachweis des Befalls von Getreide mit Mutterkorn.
Durchführung
Diese Dissertationsschrift entstand in den Jahren 1998–2002 am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven. Sie wurde von Prof. Dr. K.-E. Behre, Wilhelmshaven, und Prof. Dr. E. Grüger, Universität Göttingen, betreut. Unterstützt wurde dieses Projekt u. a. von Dr. W. Gebers, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Hannover. Die wissenschaftlichen Arbeiten wurden durch Forschungsmittel des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur finanziert. In einem zweiten Abschnitt wurde die Promotion durch ein Stipendium der Niedersächsischen Landesgraduiertenförderung durch die Universität Göttingen unterstützt.
____________________
Vegetationsgeschichtliche Untersuchungen über die spätholozäne Siedlungsgeschichte im Gebiet des Rambower Moores, Landkreis Prignitz, westliches Brandenburg
Im Rahmen der von Prof. Dr. H.-J. Beug und Prof. Dr. E. Grüger betreuten Diplomarbeit wurde die Vegetationsgeschichte der Prignitz im Spätholozän untersucht. Als Gegenstand der Pollen- und Makrorestuntersuchungen bot sich das Verlandungsmoor des Rambower Sees mit seinen Kalkmuddeablagerungen und Torfen an. Der See liegt ca. 12 km östlich der Elbe im Bereich einer Subrosionssenke über dem Salzstock Gorleben-Rambow und entstand vermutlich im Präboreal.
Da aus der Altmoränenlandschaft der Prignitz keine neueren pollenanalytischen Arbeiten vorlagen, galt es zunächst, den Ablauf der Vegetationsgeschichte aufzuzeigen. Darüber hinaus sollte die Eignung der Sedimente für weiterführende palynologische Untersuchungen zu siedlungsgeschichtlichen Fragestellungen geprüft werden.
Der Schwerpunkt der palynologischen Arbeiten lag schließlich auf der Betrachtung des anthropogenen Einflusses auf die Vegetation und des Ablaufs der Siedlungsgeschichte in der Region seit dem jüngeren Neolithikum. Zudem konnte die spätholozäne Entwicklung des Verlandungsmoores um den Rambower See beschrieben werden, welche von schwankenden Wasserspiegelständen des Sees beeinflußt wurde.
____________________
Die Entwicklung der Vegetation im westlichen Brandenburg und der Altmark seit dem Beginn bäuerlicher Landnutzung
Die Untersuchungen am Arendsee führten zu einem hoch ausgezählten und mit einer zeitlichen Auflösung von rd. 25 Jahren versehenen Pollendiagramm. Die Zeitkontrolle wurde durch Korrelierung von 14C-Daten aus einem Pollendiagramm im östlichen Hannoverschen Wendland durchgeführt. Um Christi Geburt wurden die vorherrschenden Kiefern- und Eichenwälder in Eichen-Buchenwälder umgewandelt, soweit das auf Grund der Bodengüte möglich war. Die Siedlungstätigkeit in der näheren Umgebung des Arendsees unterlag mehrfachen Wechseln. Zwei ältere Siedlungszeiten fallen in die mittlere und jüngere Bronzezeit und wahrscheinlich in die ältere vorrömische Eisenzeit. Der Beginn des Roggen-Anbaues fällt mit der Zunahme der Fagus- und der Carpinus-Werte zusammen und wird in die römische Kaiserzeit gestellt. Zwischen diesen 3 Siedlungszeiten herrschte keine Siedlungsleere; es handelte sich vielmehr um Zeiten geringerer Siedlungstätigkeit. In dem nahe des Arendsees gelegenen ehemaligen Faulensee wurden die spätglazialen limnischen Ablagerungen untersucht. Erwähnenswert ist die sehr früh nach Beginn der Allerödzeit erfolgte Ausbreitung der Waldkiefer und der Nachweis einer sonst mehr für nordwestlichere Gebiete typischen Empetrum-Heiden in der Jüngeren Tundrenzeit.
Projektleitung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Beug (a.D.)
Beteiligte: Christiansen, J.
Laufzeit: 1.10.1998 - 30.9.2000
Förderer: DFG
____________________
Der Juessee in Herzberg am Harz
An den 16 m mächtigen Sedimenten aus dem 28,5 m tiefen Juessee, einem Erdfallsee, der am südlichen Harzrand inmitten der Stadt Herzberg liegt, wurden umfangreiche sedimentologische (D. Meischner, J. Baier), palynologische (R. Voigt, C. Herking, E. Grüger) und diatomologische (R. Voigt) Untersuchungen durchgeführt. Die Sedimente, deren Bildung in der Jüngeren Tundrenzeit begann, sind überwiegend jahresgeschichtet. Ihr Fossilgehalt erlaubte eine detaillierte Rekonstruktion der paläoökologischen Veränderungen im Umkreis des Sees und im See selbst für die letzten 14.000 Jahre. Geochemische Untersuchungen an den jüngeren Kernabschnitten gaben Aufschluß über die Geschichte der Verhüttung im Umkreis des Sees. Die wichtigsten Ergebnisse zur Siedlungs-, Klima- und Vegetationsgeschichte sind zusammen mit den Befunden zu den Veränderungen des trophischen Status des Sees im Internet abrufbar (Voigt et al. 2000). Eine abschließende Publikation ist in Vorbereitung.
Dieses Projekt ist Teil des Schwerpunktprogramms der DFG "Wandel der Geo-Biosphäre während der letzten 15.000 Jahre. Kontinentale Sedimente als Ausdruck sich verändernder Umweltbedingungen."
Voigt, R., Baier, J., Herking, C., Grüger, E. & Meischner, D. (2000): Lake Jues in Herzberg, Harz Mountains - sedimentology, geochemistry, palynology and diatomology of laminated, limnic muds. -
Projektleitung: Prof. Dr. Eberhard Grüger, Prof. Dr. Dieter Meischner, a.D.
Beteiligte: Voigt, Ricarda, Herking, Christa, Baier, Janina
Laufzeit: 1.11.1998 - 31.3.2001
Förderer: DFG
Mitwirkende Institutionen: Göttinger Zentrum Geowissenschaften
Kontakt: Grüger, Eberhard
Email: egruege at gwdg.de
____________________
- Landschaftsgeschichte im Hochharz: Die Entwicklung der Wälder und Moore seit dem Ende der letzten Eiszeit
- Zeitscheibe Laacher See-Ausbruch: Eine paläoökologische Analyse der Pflanzendecke am Mittelrhein an der Pleistozän/Holozän-Grenze