Symbol und Brauchtum
Man kann hinschauen, wo man will, in jedem Land und in jeder Kultur gibt es unzählige Bräuche, die sich rund um den Baum bewegen. Zu den ältesten Symbolen des Menschen zählt der Baum.
Symbolik der Kiefer
Schon im Altertum galt der Kiefernzapfen aufgrund seines Samenreichtums als Sinnbild für Fruchtbarkeit und Reichtum. Ein einzelner Kiefernzapfen kann ca. 40 bis 50 Samen beinhalten. Durch Abzählen der Schuppen mal zwei erhält man die Gesamtanzahl der Samen eines Kiefernzapfens (s. Abb. 22).
Abb. 22: Leerer Kiefernzapfen mit Samen
(Foto: Alsleben I.)
Die Kiefer steht auch als Symbol für die Langlebigkeit, die Ausdauer und die Wiederauferstehung, denn im Osten von Europa erzählt man sich noch heute, dass die Nägel, mit denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde, aus Kiefernholz geschnitzt gewesen seien. Vor allem aber in der japanischen Kultur hat die Kiefer eine herausragende Bedeutung. Zum einen zählt sie neben Pflaume und Kirsche zu den beliebtesten Garten-bäumen und zum anderen wird sie nach dem alten Glauben auch als Göttersitz verehrt (LAUDERT, 2003).
Mittelalterliche Verwendungszwecke
Fast vergessen ist der Begriff Kienspan. Praktische Anwendung fanden Kiefernholzspäne im Mittelalter. Die Kiefer hat ein besonderes harzreiches Holz und daher wurden aus dem unteren Teil des Stammes, die sogenannten Kienspäne geschnitzt. Nach einer sorgfältigen Trocknung wurden die fingerdicken, meist etwa 20 cm langen Holzstücke vor der eigentlichen Verwendung zusätzlich noch in Harz oder Pech getaucht. Dadurch brannten die Späne sehr lange. Um Fackeln herzustellen, umwickelte man einfach größere Kienholzstücke und tauchte diese ebenfalls in Pech. Abends steckte man diese in den sogenannten Kienhalter (Holzgestell mit einem Metallgriff am Ende). Kleine Kienspäne konnten einen Raum für ca. zwei Stunden lang erhellen und ihn gleichzeitig mit einem harzigen Geruch erfüllen. Es war damals die wichtigste Lichtquelle in Höhle, Hütte, Zelt und Haus. Noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sollen Kienspäne anstelle der teuren Wachskerzen in der ärmeren Bevölkerung in Gebrauch gewesen sein.
Kaum noch bekannt ist die Nutzung der Kiefernadeln zu Waldwolle. Als erstes zupfte man alle Nadeln vom Zweig ab. Daraufhin wurden die Nadeln solange in lauwarmes Wasser gelegt, bis die harte Hülle aufsprang und abgestreift werden konnte. Übrig blieb ein weiches, watteähnliches Produkt, die Waldwolle. Erst nach ausreichender Trocknung wurden in ärmlichen Haushalten damit die Polster, Kissen und Matratzen gestopft.
Brauchtum der Kiefer
Nach Laudert (2003) spielte die Föhre im Volksglaube und Brauchtum des deutschen Sprachgebietes so gut wie keine Rolle. Eine lang andauernde Tradition findet man hingegen in der japanischen Kultur. Dort ist es Brauch Kiefern als Neujahrsschmuck zu beiden Seiten der Wohnungstür aufzustellen und auf diese Weise den kargen Eingang zu schmücken. Die Kiefern genießen daher in Japan einen ähnlich hohen traditionellen Stellenwert wie bei uns die Tannen oder Fichten an Weihnachten.
Nur im jagdlichen Brauchtum findet die Kiefer in Form von Bruchzeichen ihre traditionsgemäße Verwendung. Das jagdliche Brauchtum ist so alt wie die Jagd selbst. Im heutigen Jagdbetrieb sind die Bruchzeichen immer noch von großer Bedeutung, denn sie dienen den Jägern als Verständigung untereinander. Bei allen Bruchzeichen und auch allen als Schmuck zu verstehenden Brüchen handelt es sich meist um abgebrochene Zweige. Der bedeutenste Bruch ist der Erlegerbruch, auch Schützenbruch genannt. Am Ende einer Gesellschaftsjagd erhält der Schütze vom Jagdleiter dieses Zeichen als Anerkennung für seinen jagdlichen Erfolg (s. Abb. 23).
Abb. 23: Überreichung des Schützenbruchs
(Foto: Alsleben I.)