Die Eberesche war den Menschen in früherer Zeit sowohl Nahrungs- wie Genussmittel, immer aber eine Heilpflanze.
Die meisten Verwendungsarten wurden aus der Not heraus geboren. Krisenzeiten, wie Ernteausfall oder Krieg, führten häufig zur Rückbesinnung auf die Eberesche und deren Erzeugnisse. Heilkundlich wirksam sind die Blüten, Blätter und Früchte.
Die Blüten werden, zu Tee verarbeitet, als Hustenmittel bei Bronchitis, aber auch bei Lungenentzündungen empfohlen (Leder, 1997).
Noch heute finden die Beeren eine breite Anwendung innerhalb der Volksheilkunde. Jedoch können sie roh, nach Verzehr größerer Mengen Erbrechen, Durchfall und sogar Nierenschädigungen auslösen. Deshalb sollten die Früchte vor dem Verzehr erhitzt werden, da hierdurch die giftige Parasorbinsäure, die beim Verletzen der Früchte enzymatisch aus dem bitter schmeckenden Parasorbosid entsteht, zerstört wird (Schütt, 1994).
Die getrockneten Beeren dienten früher der Gewinnung von Sorbit, dass unter anderem als Zuckeraustauschstoff für Diabetiker und als mildes Abführmittel verwendet wird (Strom, 1998). Frisch ausgepresster Saft der Früchte wirkt abführend und ist somit ein Ersatz für Zitrone und Essig. Alle gekochten Zubereitungen wirken dagegen stopfend (Hengel, 1987). Früchtemus wurde regelmäßig bei Appetitlosigkeit verabreicht. Dabei war das Ziel, den Magen zu verstärkter Magensaftsekretion anzuregen (Leder, 1997).Gelees (s. Abb.22) oder Kompott gilt als gutes Heilmittel, um Vitamin C-Mangel zu beseitigen. Darüber hinaus können die Früchte auch hustenreizmildernd, blutreinigend sowie antirheumatisch wirken und die Nierentätigkeit anregen (Hengel, 1987).
Die frischen Früchte werden auch gerne zu Schnaps-, Likör- und
Essigbereitung verwendet (s. Abb.23). Guter Vogelbeerschnaps ist mehr als eine Medizin. Den gängigen einheimischen Magenbittern und Kräuterlikören ist Vogelbeere regelmäßig beigemischt.
In der Tiermedizin werden die Beeren der Eberesche gegen Ziegen- und Schweinerotlauf verabreicht (Strom, 1998).
In alten Kräuterbüchern wird vor allem das Laub der Eberesche als besonders heilkräftig gelobt. So soll es besonders für kranke Ziegen eine gute Arznei sein. Da es außerdem als gutes Futter gilt, werden die Blätter auch heute noch gerne bei Krankheit verfüttert (Leder, 1997).
Tees aus Blättern der Eberesche sollen für den Menschen außerdem entzündungs- und blähungswidrig wirken und werden bei Magenverstimmung empfohlen
(Hengel, 1987).