Workshop "Heikle Forschungsfelder" (05.-06.09.2024)
Herausforderungen und Potenziale in ‚heiklen‘ Forschungsfeldern – multidisziplinäre Perspektiven
Workshop zu den Grundlagen der Sozialwissenschaften
Universität Göttingen, 05. und 06. September 2024
Empirische Sozialforschung ist stets mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere die Forschung in sozialen, politischen, (inter)kulturellen und transnationalen Kontexten, die inter- oder multidisziplinäre Ansätze erfordert, potenziert diese Herausforderungen erheblich und zieht weitreichende Konsequenzen nach sich. Diese beginnen bereits beim Zugang zu den Forschungsfeldern und erstrecken sich bis zur methodischen und theoretischen Neukonzeption, wie etwa die Kritik am methodischen Nationalismus zeigt (Wimmer und Glick Schiller 2003). Umfassend diskutiert werden ebenjene Konsequenzen unter anderem in den Sammelwerken von Roslon und Bettmann (2019) zur interkulturellen qualitativen Sozialforschung, von Poferl und Reichertz (2015) zu den Zugängen zu ethnographischen Forschungsfeldern sowie von Kaufmann und Wilz (2024) zu den methodologischen, empirischen und forschungspraktischen Krisen des Feldzugangs.
Die Herausforderungen intensiveren sich insbesondere bei sogenannten „heiklen“ Forschungsfeldern. Diese bezeichnen Forschungsthemen, die unter erschwerten Bedingungen untersucht werden können. Solche Bedingungen ergeben sich beispielsweise aus: 1) möglichen Konflikten mit der gängigen Forschungsethik, 2) schwer zugänglichen Forschungsfeldern bei empirischen Datenerhebungen oder 3) forschungspolitischen Gründen, die zur Ablehnung vermeintlich unpopulärer Themen, Zugänge oder Methoden führen. Die Begrifflichkeit der „heiklen Forschungsfelder“ findet sich explizit bei Froschauer und Lueger (2020), die sie in Bereichen mit unterschiedlichsten „Zugangsrestriktionen“ sehen, die aber dennoch über die Forschung erschlossen werden müssen, um die Kommunikation zwischen verschiedenen Sozialsystemen zu ermöglichen. Der Begriff „heikel“ wird hier somit mehrdeutig verwendet und kann sich sowohl auf individuelle Forschungskontexte, Forschungszugänge als auch auf Forschungsanträge beziehen.
Gleichzeitig bieten heikle Forschungsfelder vielfältige Potenziale indem sie bisher unerforschte soziale Phänomene untersuchen, die Zusammenarbeit zwischen Disziplinen fördern, der Zusammenarbeit in Forschungsgruppen Adaptivität und Reflexivität abverlangen, Ansätze in der Forschungsethik weiterentwickeln und die Entwicklung neuer methodischer Ansätze und die Theorienbildung voranbringen.
Der geplante Workshop widmet sich der Auseinandersetzung mit u. a. folgenden Themen:
Ziel des Workshops ist die Vorstellung und Diskussion dieser Themen und verwandter Forschungsfragen und -projekte. Es geht darum, die Probleme und Herausforderungen zu identifizieren und zu reflektieren sowie mögliche Lösungsansätze zu entwickeln.