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Biologie und Ökologie
Die Fähigkeit viel Schatten zu werfen und gleichzeitig mit wenig Licht auszukommen, macht die Buche zur konkurrenzstärksten Baumart Mitteleuropas. Auch wenn andere Arten im Kronendach dominieren, kann sie sich im Unterstand sehr gut entwickeln und andere lichtbedürftigere Arten verdrängen. Sie besitzt neben Tanne, Hainbuche und Eibe die größte Schattenfestigkeit der heimischen Baumarten. Ihre fächerförmig verzweigten Äste und die auf Lücke stehenden Blätter ermöglichen es der Buche mit verhältnismäßig wenig Laub, viel Licht einzufangen. Durch das Blätterdach eines Buchenbestandes hindurch erreichen nur noch ca. 3 % des fotosynthetisch nutzbaren Lichtes den Waldboden. Unter diesen Bedingungen kann sich die Buche hervorragend natürlich verjüngen. Sie ist eine sogenannte Klimaxbaumart, die auf vielen Standorten die Schlusswaldgesellschaft der natürlichen Vegetationsentwicklung bildet.
Abb. 03: Buchenaltholz mit Naturverjüngung
(Foto: P. Beckschäfer)
Im Freistand entwickelt sich die Buche zu einem prächtigen Baum mit kräftigen, steil aufwärts strebenden Ästen und davon ausgehend sich abwärts neigenden Zweigen. Um ihren Stamm, der nur von einer dünnen, gegen Sonnenbrand sehr empfindlichen Rinde umgeben ist, zu schützen, bleibt eine im Freistand erwachsene Buchen bis zum Boden herrunter beastet – man spricht von Weidebuchen. Im Bestand stehende Buchen sind langschäftig, tragen eine schmale, hochangesetzte Krone und bilden einen bis zu 150 cm starken, vollholzigen, säulenartigen Stamm. Das durchschnittliche Alter einer Buche beträgt 160 Jahre, wobei sie eine Höhe von 30 bis 35 m erreicht. In Ausnahmefällen können Buchen bis zu 350 Jahre alt und 45 m hoch werden. Das Wachstum hält bei ihnen im Gegensatz zu anderen Baumarten bis ins hohe Alter unvermindert an. Allerdings neigt sie ab 120 Jahren zu Drehwuchs und Rotkernbildung. Mit ihrer Herzwurzel, deren Wurzeln schräg in den Boden wachsen, kann sie fast alle Böden intensiv erschließen und ist auf vielen Standorten äußerst standfest. Auf nassen Standorten bildet sie ein nur flach ausstreichendes Wurzelsystem. Mit vielen Pilzarten, darunter auch der giftige Satansröhrling (Boletus satanas) leben die Buchenwurzeln in einer Mykorrhiza genannten Symbiose. Der Pilz umwickelt mit seinen Hyphen die Wurzeln der Buche und unterstützt sie dadurch bei der Aufnahme von Wasser und Nährstoffen, als Gegenleistung erhält er vom Baum Kohlenhydrate.
Verjüngung
Der aus dem Blütenstandstiel entstehende Fruchtbecher (Cupula) ist das charakteristische, gemeinsame Merkmal der eng verwandten, zur Familie der Fagaceaen gehörenden Buche, Eiche und Eßkastanie. Bei den Eichen bleibt er nur kurz und napfförmig. Die Cupula der Buchen und Kastanien entwickelt sich zu einer stacheligen Schutzhülle, die die Früchte vollkommen umschließt. In jedem der vierlappigen Fruchtbecher reifen im September/Oktober zwei ca. 2 cm lange, scharf dreikantige, rotbraun glänzende Nussfrüchte, die Bucheckern oder Bucheln. Die süßlich und mandelartig schmeckenden Nüsse bestehen zu 40 – 50 % aus Fett und zu 23 % aus Eiweiß. Sie fallen meist zeitgleich mit den Blättern im Oktober/November auf den Waldboden. Bucheckern sind eine wertvolle Herbstnahrung für Schalenwild, einige Vogelarten und Kleinsäuger (Mäuse). Eichelhäher und Eichhörnchen verschleppen im Herbst viele Eckern in ihre „Vorratskammern“ und sorgen so für eine weite Verbreitung der Samen („Hähersaat").
Dort können die Früchte bis zum nächsten Frühjahr keimfähig bleiben. Die Buche vermehrt sich hauptsächlich durch Samen und zählt zu den Dunkelkeimern (keimt nur bei Blatt- oder Erdbedeckung). In der Zeit von Januar bis Ende Mai sprießen die jungen Buchen aus den Bucheckern. Die Keimblätter sehen den späteren Buchenblättern überhaupt nicht ähnlich, sie sind nierenförmig und ledrig, oberseits tiefgrün glänzend und unterseits weißlich matt.
In seltenen Fällen vermehrt sich die Buche auch vegetativ durch Stockausschlag. Ihr Ausschlagsvermögen ist aber im Vergleich zu anderen Baumarten nur gering. Deshalb ist sie auch nur bedingt für die Niederwaldwirtschaft geeignet. Noch seltener ist der Ausschlag flach unter der Erdoberfläche wachsender Wurzeln, die Wurzelbrut. Sie kommt nur bei sehr alten Buchen vor. Kommen Zweige der Buche in Kontakt mit dem Boden, so können sie Absenkerwurzeln bilden und sich zu einem eigenständigen Baum entwickeln. Solche aus Absenkern entstandene Buchen erkennt man gut am gebogenen unteren Stammabschnitt.
Abb. 04: Buchenkeimlinge
(Foto: P. Beckschäfer)
Erkennungsmerkmale
Am besten erkennt man die Buche an ihrer silbergrauen, glatten und etwas glänzenden, unverborkten Rinde. Vereinzelt vorkommende Buchen, die Borkenbildung zeigen, werden „Steinbuchen“ genannt. Im Normalfall ist die Rinde reich an Rindenknollen und ein wenig aufgerauht, aber niemals rissig. Da die Rinde glatt und dünn ist bleiben Holzeigenschaften wie Dreh- und Wimmerwuchs sowie Astnarben lange Zeit sichtbar.
Abb. 05: "Chinesenbärte" in verschiedenen Entwicklungsstadien"
(Foto: P. Beckschäfer)
Die Querstreifen und Winkel, die man auf der Rinde der Buche sehen kann, kennzeichnen die Stellen, an denen früher einmal Äste saßen. Da die Kronenäste überwiegend schräg nach oben wachsen, kommt es im Winkel zwischen der Schaftoberfläche und dem Ast, durch das Dickenwachstum von Stamm und Ast, zu einer Verschiebung der Astaustrittsstelle auf dem Schaftmantel. Dies führt zu einer Oberflächenverkürzung. Die Rinde im Astwinkel wird zusammengeschoben und bildet eine Winkelnarbe, die „Chinesenbart“ genannt wird. Mit zunehmendem Alter werden die Schenkel der Winkelnarbe kürzer, denn sie wird durch das Dickenwachstum des Stammes auseinandergezogen und somit immer flacher. Anhand der Höhe eines Chinesenbartes kann man die Überwallungstiefe eines abgefallenen Astes schätzen. Je flacher der Chinesenbart ist, desto tiefer im Stamm sitzt der Ast.
„Die Blätter der Buche sind länglich-elliptisch bis eiförmig, in der Mitte oder im vorderen Teil am breitesten, am Grunde abgerundet oder keilförmig verschmälert, vorne mit stumpf endender Spitze, 5 – 10 cm lang und 3 – 7 cm breit, mit fünf bis neun Seitennervenpaaren“ (Kosmos, Wald und Forst Lexikon 2002). Der Blattrand ist wellig und mitunter zur Spitze hin leicht buchtig gezähnt. Die Blattstellung ist zweizeilig und wechselständig. Im Herbst verfärben sie sich bräunlich bis gelbrot. Die zickzackförmig geknickten, rotbraunen jungen Triebe wachsen monopodial, d.h. die Seitensprosse entwickeln sich schwächer als der Mutterspross und sind anfangs mit strichförmigen und später mit rundlichen, braunen Lentizellen besetzt.
Die Knospen sind 2 – 3 cm lang, vom Zweig stark abstehend, spindelförmig und mit gelblichbraunen bis dunkelbraunen Knospenschuppen umhüllt.
Abb. 06: Junger Buchentrieb
(Foto: P. Beckschäfer)