Das Sababurgprojekt

Wildpferde, Wisente und Hirsche gehörten früher zum natürlichen Artenspektrum Mitteleuropas. Daher bringen diese Tierarten auch die besten Vorraussetzungen in Größe, Verhalten, Nahrungsansprüchen etc. mit, um in Naturschutzgebieten als „Landschaftspfleger“ eingesetzt zu werden und deren Biotopstrukturen in möglichst naturnaher Weise zu erhalten.

Exmoor-Wisent-Sababurg

Wisente und Exmoorponys, Sababurg

Ähnlich wie beim Langeland-Projekt liegt auch dem Forschungsprojekt im Tierpark Sababurg die Überlegung zugrunde, seit langem domestizierte Huftiere zur Pflege von Offenlandbiotopen der Kulturlandschaft zu nutzen.

Bisher werden für großflächige Beweidungsprojekte meist die rückgezüchteten Tarpane und Heckrinder eingesetzt. Diese sind aber als ursprüngliche Haustierrassen weniger an eine freilebende Lebensweise angepasst als beispielsweise Exmoorponys und Wisente. Zudem bleibt nach wie vor fraglich, inwieweit die heute genutzten Rassen die ökologischen Funktionen der ursprünglichen Arten erfüllen können. Nahe verwandte Arten sind oft in Lebensraumnutzung und Nahrungswahl sehr unterschiedlich spezialisiert.

Eines der Ziele des Sababurg-Projektes ist es herauszufinden, inwiefern eine Gemeinschaftshaltung von Exmoorponys, Wisenten und Hirschen in einem Gehege unter naturnahen Bedingungen praktikabel ist, um einen Einsatz dieser Artenkombination für Beweidungsprojekte zu ermöglichen.
Selbst großflächige Naturschutzgebiete bieten meist nicht genügend Raum, damit sich die eingesetzten Großherbivorenarten aus dem Weg gehen können. Daher sind im Voraus gewonnene Kenntnisse über die Vergesellschaftung dieser Tierarten und deren Verhalten sowohl untereinander als auch gegenüber den nicht gänzlich vermeidbaren Managementmaßnahmen von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg solcher Projekte.

Wisent-Sababurg

Wisente, Sababurg

Die naturnahe Haltung von Exmoorponys, Wisenten und Dybowski-Hirschen auf einer etwa 14 ha großen Gemeinschaftsanlage im Tierpark Sababurg ist nach derzeitigem Wissensstand weltweit einzigartig. Hier bietet sich eine einmalige Gelegenheit, das Zusammenleben dieser Arten in einem weitläufigen Gehege zu untersuchen. Die Ergebnisse können eine Optimierung der Haltungsbedingungen zur Folge haben, die Arterhaltungszucht begünstigen und das Management anderer Populationen und Projekte fördern.

Die Studien sollen die wissenschaftlichen Grundlagen dafür liefern, die Gemeinschaftshaltung europäischer Großtiere in weitläufigen Arealen zu fördern und durch einen gezielten „Schutz durch Nutzung“ Wege aufzeigen, welche sowohl zum Arterhalt dieser Tiere als auch aktiv zum Landschafts- und Naturschutz beitragen.

Exmoor-Sababurg1

Exmoorponys, Sababurg



Laufende Arbeiten im Sababurgprojekt

Verhalten, intra- und interspezifische Interaktionen und Raumnutzung von Exmoor-Ponys (Equus ferus), Wisenten (Bison bonasus) und Dybowski-Hirschen (Cervus nippon hortulorum) auf einer Gemeinschaftsanlage im Tierpark Sababurg
(Dissertation Michel Delling)