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Press release: Sprachkritik als Aufklärung: Göttinger Deutsche Gesellschaft im 18. Jahrhundert
Nr. 89/2004 - 07.04.2004
Ausstellung des Seminars für Deutsche Philologie ist im SUB-Foyer vom 16. April an zu sehen
(pug) 1738 fanden sich in Göttingen Sprachinteressierte, Sprachgelehrte und Sprachpatrioten zusammen, um sich in geselliger Form mit dem Thema Sprache zu befassen. Diese halboffizielle, der Georg-August-Universität nur zugeordnete Vereinigung, die bis 1792 bestand, steht nun im Mittelpunkt einer Ausstellung, die den Titel „Sprachkritik als Aufklärung: Die Göttinger Deutsche Gesellschaft im 18. Jahrhundert“ trägt. Das Seminar für Deutsche Philologie zeigt diese Präsentation in Zusammenarbeit mit der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) vom 16. April bis 21. Mai 2004 im Foyer der Bibliothek am Platz der Göttinger Sieben. Die Ausstellung wird am Freitag, 16. April 2004, um 11.30 Uhr eröffnet. Nach einem Grußwort von Dr. Helmut Rohlfing, Leiter der SUB-Abteilung Handschriften und Seltene Drucke, und der Einführung von Prof. Dr. Dieter Cherubim vom Seminar für Deutsche Philologie wird Prof. Dr. Helmut Henne, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, über „Gemeine, ästhetische und gelehrte Sprache - kritischer Blick auf das 18. Jahrhundert“ sprechen. Die Veranstaltung findet im Großen Seminarraum (1. Obergeschoss) der Bibliothek statt.
Die Mitglieder der Gesellschaft betrieben praktische Sprachkritik. Ihr Anliegen war es, durch Produktion, Rezeption und Bewertung von Texten unterschiedlicher Art neue Sprachmöglichkeiten zu erschließen und für den öffentlichen Gebrauch, etwa in Publikationen, Zeitschriften, Rezensionen oder Korrespondenzen, aufzubereiten. Nach Angaben von Prof. Cherubim, dem Initiator dieser Ausstellung, gehörten der Göttinger Sozietät zunächst Studierende verschiedener Fachrichtungen, später auch zahlreiche „gestandene“, beruflich und sozial erfolgreiche Ehrenmitglieder an. Vorbild war die 1727 von Johann Christoph Gottsched in Leipzig gegründete Deutsche Gesellschaft. Beide wiederum bildeten nur den Teil eines ganzen Netzes ähnlicher Vereinigungen, das sich vor allem über den protestantischen Norden Deutschlands spannte, aber auch die Mitte und den Süden des deutschsprachigen Gebietes mit der Schweiz, Österreich und Böhmen erfasste.
„Ziel der Ausstellung ist die Darstellung dieser Sprachkulturarbeit unter den besonderen Bedingungen des 18. Jahrhunderts. Dazu werden, soweit im Rahmen einer solchen Präsentation möglich, ihre Hintergründe ausgeleuchtet und einige Konsequenzen sichtbar gemacht, die auch für die sprachpolitische Diskussion heute nicht unwichtig sind“, erläutert Prof. Cherubim. Der Wissenschaftler verweist in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung von unterschiedlichen Formen der Sprachkritik, auf Modelle „sozietärer“ Spracharbeit in einer sich erst formierenden bürgerlichen Gesellschaft, auf die Vernetzung und publizistische Diskussion dieser Kulturarbeit im gesamten deutschsprachigen Bereich sowie auf sprachkritische Tätigkeiten in der Praxis exemplarischer Personen. Einen weiteren Aspekt bilde die kritische Wertung der Sprachkritik im 18. und im folgenden 19. Jahrhundert, die eine Abtrennung von der herrschenden Sprachwissenschaft nach sich gezogen habe. Prof. Cherubim: „Aus der historischen Distanz soll der Blick auch auf die heutigen Erscheinungsformen von Sprachkritik und deren Perspektiven gerichtet werden.“
Die Ausstellung „Sprachkritik als Aufklärung: Die Göttinger Deutsche Gesellschaft im 18. Jahrhundert“ im Foyer der Bibliothek am Platz der Göttinger Sieben ist montags bis freitags von 9 bis 22 Uhr und sonnabends von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Bildmaterial und weitere Informationen können im Internet unter der Adresse www.sub.uni-goettingen.de/archiv/ausstell/2004/sprachkritik.html abgerufen werden.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Dieter Cherubim
Ariane Walsdorf
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Seminar für Deutsche Philologie
Käte-Hamburger-Weg 3, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-7544, Fax (0551) 39-7511
e-mail: dcherub@gwdg.de
e-mail: ariane.walsdorf@phil.uni-goettingen.de
Internet: http://germanistik.uni-goettingen.de