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Press release: Internationales Symposium zum Thema „Gott und die Götter bei Plutarch“

Nr. 21/2005 - 19.01.2005

Veranstaltung des Göttinger Graduiertenkollegs „Götterbilder – Gottesbilder – Weltbilder“
(pug) Das spannungsreiche Verhältnis zwischen der antiken Vielgötterei und der Entwicklung hin zu einer einzigen Gottheit, das nicht nur das orientalische und hellenistisch-römische Weltbild nachhaltig prägte, ist Forschungsthema des Graduiertenkollegs „Götterbilder – Gottesbilder – Weltbilder. Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike“. Vor einem Jahr hat diese von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Fördereinrichtung für hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs seine Arbeit an der Georg-August-Universität aufgenommen. Zum einjährigen Bestehen veranstaltet das Göttinger Kolleg in Zusammenarbeit mit der International Plutarch Society ein Symposium zum Thema „Gott und die Götter bei Plutarch“. Es findet vom 2. bis 4. Februar 2005 an der Georgia Augusta statt.
Plutarch, Philosoph und Priester am delphischen Apollonheiligtum, wirkte im ersten und beginnenden zweiten Jahrhundert nach Christus - zeitgleich mit der Abfassung des Neuen Testaments. Seine Schriften bieten eine Verbindung der platonischen Philosophie mit einer Reihe unterschiedlicher religiöser Traditionen. Neben der griechisch-römischen Religion werden ägyptische, zoroastrische und sogar jüdische Mythen und Riten überliefert und interpretiert. Sie beziehen sich, so Plutarchs Überzeugung, auf ein übereinstimmendes Göttliches, das mit personalen Zügen ausgestattet ist und für die Menschen als Führer, Arzt und Richter sorgt. Die Spannung zwischen Plutarchs Postulat einer einzigen Gottheit und der Vielzahl traditioneller Götter ist Thema des Symposiums, das zwölf renommierte Plutarch-Forscher aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und den USA mit den Mitgliedern des Kollegs diskutieren werden.
Wie Prof. Dr. Hermann Spieckermann, der Sprecher des Göttinger Graduiertenkollegs, erläutert, sind gerade die zentralen Begriffe Polytheismus und Monotheismus schwer zu fassen und eindeutig voneinander abzugrenzen. „In allen polytheistischen Systemen scheint die Vorstellung einer einzigen göttlichen Sphäre angelegt zu sein. Umgekehrt funktioniert der Glaube an eine höchste oder gar eine einzige Gottheit nur in Auseinandersetzung mit einer Vielzahl anderer Götter. ,Den‘ Monotheismus gibt es offensichtlich nicht“, betont der Göttinger Theologe. „Daraus ergibt sich eine wichtige Frage, die das Kolleg weiterverfolgen wird: In welcher Form wirken polytheistische Vorstellungen unter der Oberfläche monotheistischer Konzeptionen fort?“ Darüber hinaus werden sich die Kollegmitglieder mit der Fragestellung auseinandersetzen, ob die Vorstellungen des Monotheismus anfälliger sind für fundamentalistische und totalitäre Fehlentwicklungen. Passen im Gegenzug polytheistische Religionen besser zu pluralistisch geprägten Gesellschaftsformen? „Wir werden untersuchen, wie sich die verschiedenen Religionsformen konkret auf Weltbilder und Wertvorstellungen auswirken“, so Prof. Spieckermann.
Dem Graduiertenkolleg „Götterbilder - Gottesbilder - Weltbilder. Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike“ gehören 17 Doktoranden sowie zwei Postdoktoranden an. Eine erste Dissertation über den Zusammenhang von Musik, Kultus und Götterwelt im Babylonien des zweiten Jahrhunderts vor Christus konnte bereits im Dezember 2004 abgeschlossen werden. Fachlich betreut wird das Kolleg von einem Trägerkreis, der sich aus zehn Hochschullehrern der Disziplinen Ägyptologie, Altorientalistik, Arabistik, Iranistik, Klassische Philologie und Theologie zusammensetzt. In regelmäßigen Treffen stellen die Mitglieder des Kollegs ihre Forschungsarbeiten zur Diskussion. Hinzu kommen Gastvorträge sowie halbjährlich stattfindende Symposien, an denen namhafte auswärtige Experten mitwirken. Eine zweisemestrige Vortragsreihe wendet sich auch an die interessierte Öffentlichkeit. Dazu ist eine Veröffentlichung geplant. Darüber hinaus werden einige der Kollegiaten im Sommersemester 2005 eine eigenverantwortlich konzipierte Lehrveranstaltung mit dem Titel „Tempel – Kult – Kultstatuen“ für Studierende anbieten.
Das Plutarch-Symposium ist die zweite Veranstaltung des Kollegs nach einer Tagung im Herbst vergangenen Jahres, die das Verhältnis von „Pantheon und Politik“ thematisiert hat. „Die jeweils herrschenden politischen Verhältnisse schlagen sich zwar fast immer in den religiösen Vorstellungen der Menschen nieder, doch bloßer Spiegel eines Gesellschaftssystems ist keine der untersuchten Götterwelten“, sagt Prof. Dr. Reinhard G. Kratz, zweiter Sprecher des Göttinger Graduiertenkollegs.
Informationen zum Graduiertenkolleg können im Internet unter der Adresse www.theologie.uni-goettingen.de/ger/graduiertenkolleg.htm abgerufen werden. Weitere Auskünfte zum Symposium „Gott und die Götter bei Plutarch“ sind unter www.theologie.uni-goettingen.de/ger/graduiertenkolleg_symposien.htm zu finden.
Kontaktadresse:
André Heinrich
Georg-August-Universität Göttingen
Theologische Fakultät
Platz der Göttinger Sieben 2, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-7146, Fax (0551) 39-2228
e-mail: andre.heinrich@theologie.uni-goettingen.de
Internet: www.theologie.uni-goettingen.de