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Press release: Bestand des Luchses im Raum Kassel zurückgegangen
Nr. 147/2016 - 11.07.2016
Göttinger Forscher untersuchen Population mit Fotofallen
(pug) Wissenschaftler der Universität Göttingen erforschen seit über einem Jahr eine kleine Teilpopulation des Eurasischen Luchses in einem etwa 610 Quadratkilometer großen Untersuchungsgebiet südöstlich von Kassel. Im vergangenen Herbst konnten die Forscher durch den Einsatz von Fotofallen sechs verschiedene Luchse nachweisen. Die im weiteren Studienverlauf bis zum Frühjahr dieses Jahres erhobenen Daten zeigen nun, dass der Bestand der Luchse offenbar zurückgegangen ist. Das Fotofallen-Projekt wird durch die Heinz-Sielmann-Stiftung, die Erika-Krauskopf-Stiftung und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie gefördert.
Mit Unterstützung der Forstämter Hessisch Lichtenau, Melsungen und Wehretal hatten die Göttinger Forscher von November 2015 bis Anfang April 2016 an insgesamt 40 Standorten südöstlich von Kassel Fotofallen aufgebaut. Dabei gelangen ihnen insgesamt 75 Aufnahmen von Luchsen. Eine genaue Analyse der Fellmuster ergab jedoch, dass es sich um lediglich drei unterschiedliche Tiere handelt, während drei der aus dem Vorjahr bekannten Luchse nicht mehr auf den Fotos erscheinen. „Da geschlechtsreife Luchse meistens standorttreu sind, liegt es nahe, dass die nicht mehr nachweisbaren Tiere in den vergangenen Monaten verendet sind“, sagt der Leiter der Studie Dr. Markus Port vom Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Universität Göttingen.
Bereits im November 2015 war einer der sechs Luchse an der Fuchsräude verendet. Es handelte sich hierbei um ein von Beschäftigten des Nationalparks Harz gleich hinter der niedersächsischen Grenze mit einem Halsbandsender versehenes Weibchen. Die Fuchsräude, eine von Milben verursachte Hautkrankheit, kann auch auf Luchse übertragen werden und endet in der Regel tödlich. Außerdem sind zwei weitere, den Forschern bekannte Tiere im vergangenen Winter nicht mehr in die Fotofallen getappt. „Es ist daher möglich, dass auch diese infolge einer Räudeinfektion eingegangen sind“, schlussfolgert der Göttinger Biologe. „Der Rückgang des Luchsbestandes zeigt sehr deutlich, wie anfällig das kleine Luchsvorkommen in Hessen ist und wie wichtig die Fortsetzung des Monitorings durch die Göttinger Wissenschaftler ist“, erläutert Thomas Norgall vom Arbeitskreis Hessenluchs, der das Monitoring des Luchses in Hessen vor fünf Jahren im Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) initiiert hatte.
Die Forscher möchten nun herausfinden, ob sich der Luchsbestand im Untersuchungsgebiet bis zum Frühjahr 2017 wieder erholen wird. Dann werden die Ergebnisse eines weiteren Durchlaufs des Fotofallenmonitorings ausgewertet. Hoffnung gibt den Forschern, dass Ende März im Territorium des verendeten Weibchens ein neuer, noch unbekannter Luchs in eine Fotofalle tappte. „Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass vakante Territorien in absehbarer Zeit neu besetzt werden“, so Dr. Port.
Kontaktadresse:
Dr. Markus Port
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Biologie und Psychologie
Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie
Telefon (0551) 39-10890
E-Mail: mport@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/412032.html, www.luchs.uni-goettingen.de