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Schädlinge und Krankheiten
Vom Samenkorn über die Jungpflanze bis hin zum 100-jährigen, hiebsreifen Baum ist es ein langer Weg. Bis dahin ist die Kiefer vielen Gefahren ausgesetzt. Die Kiefer ist der Nadelbaum mit der größten Anzahl an forstwirtschaftlichen Schädlingen. Die Palette ist breit gefächert. Insekten und Pilze aber auch Tiere schädigen die Kiefer vorwiegend beim standortfremden Anbau im Reinbestand. Immissionsschäden, Kronenbrüche durch Nassschnee und Waldbrände treten immer wieder auf und führen zu erheblichen Schäden. Aus der Vielzahl an Schadorganismen, die i.d.R. die Kiefer schädigen können, werden hier nur einige von vielen genannt.
Insektenbefall
Folgende Insekten sind in Kiefernwälder anzutreffen und können bei massenhaftem Auftreten verheerende Schäden verursachen. Zu den gefährlichsten Forstinsekten gehören die Nonne Lymantria monacha und die Forleule Panolis flammea . Sie sind Schmetterlinge, deren Raupen im Frühjahr an den Nadeln, Knospen und jungen Maitrieben von Kiefern fressen. Bei weiträumiger Massenvermehrung (Kalamitäten) können sogar, abhängig von der Befallstärke und Fraßintensität, ganze Waldbestände diesen kleinen Schmetterlingsraupen zum Opfer fallen. Die gemeine Kiefern-Buschhornblattwespe Diprion pini ist ein Insekt,
dessen Larve an den Nadeln jüngerer Kiefern frisst, wodurch es später zu erheblichen Zuwachsverlusten kommen kann. Nachfolgeschäden durch andere Schädlinge sind vorprogrammiert. Ein Massenbefall kann wiederum ganze Jungbestände vernichten.
Pissodes pini der Kiefern-Stangenholzrüßler (s. Abb. 12 u.13) und die Holzwespe Sirex spp. verursachen Schäden am gelagerten Holz.
Abb. 12, 13: Käfer Pissodes pini (links) und Fraßgang der Holzwespe (rechts)
(Foto: Alsleben I.)
Den Großen Waldgärtner Blastophagus piniperda (s. Abb. 14) und den Kleinen Waldgärtner Blastophagus minor zählt man zu den Borkenkäfern, die entweder in der Rinde oder direkt im Holz leben und sich von diesen Baumbestandteilen ernähren.
Abb. 14: Fraßbild des Gr. Waldgärtners
(Foto: Alsleben I.)
Pilzbefall
Die Kiefernnadelschütte tritt vor allem in Kulturen auf und hat unter den von Pilzen erzeugten Krankheiten die größte Bedeutung. Lophodermium pinastri ruft diese Nadelschütte hervor. Besonders bei feuchter Witterung im Spätsommer befällt er vorwiegend die Jungbäume und zwingt diese im Frühjahr zum Nadelabwurf. Der kronendeformierende Kiefernrindenblasenrost Endocronartium pini, auch „Kienzopf“ genannt, führt oft zum Absterben der gesamten Kronenteile und ist durch dunkle, schorfige, verharzende Stellen an Stämmen und Zweigen erkennbar. Dann gibt es noch den „Rotfäule“ erzeugenden Wurzelschwamm Heterobasidion annosum, der sich über das weitverzweigte Wurzelgeflecht ausbreitet und so die gesunden Kiefern in der Nachbarschaft mitinfiziert. Die von Kieferndrehrost Melampsora pinitorqua befallene Kiefer, erkennt man an den nach unten gekrümmten Trieben. Bei sehr starker Infektion sterben sogar ganze Triebe ab.
Geringere Schäden an der Kiefer entstehen durch die höheren Tiere. Gelegentlich verursacht das Eichhörnchen Sciurus vulgaris Schäden durch das Verbeißen der Gipfelknospen und durch das Schälen der oberen Stammteile. Hin und wieder kann es in Jungbeständen durch Rotwild Cervus elaphus und Rehwild Capreolus capreolus zu
Fege-, Schlag- und Verbissschäden kommen. In Notzeiten ( langer Winter) kann es auch zu Verbissschäden an älteren Kiefern kommen. Man erkennt diesen Schaden deutlich an der fehlenden Borke und an der herausgezupften Bastschicht (s. Abb. 15).
Abb. 15: Kiefernborke mit Verbissspuren
(Foto: Alsleben I.)
Gefährdung
Die seit den 80er Jahren verstärkt auftretenden „neuartigen Waldschäden“ haben auch vor der Kiefer nicht halt gemacht. Viele dieser Krankheitssymptome zeigen sich durch das Vergilben der Nadeln und letztlich durch den Nadelverlust. Vor allem die Industrie, der
Verkehr und die Privathaushalte tragen dazu bei, dass Abgase (Emissionen) in die Atmosphäre gelangen. Nach der Verteilung und Verbreitung in der Luft kommt es schließlich zum Eintrag der Schadstoffe, der Immission. Besonders der erhöhte Stickstoffeintrag und der sehr hohe Schwefeldioxydgehalt in der Luft reagieren mit Wasser zu einer Säure, der sich als „Saurer Regen“ im Bestand abregnet und somit über Nadeln und Wurzeln in das Bauminnere gelangt. Verstärkt durch Schwermetallstäube in Verbindung mit
Witterungsextremen und langanhaltender trockener Witterung schwächen zusätzlich den Einzelbaum sowie den Bestand. Somit ergibt sich für die Kiefer eine größere Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen wie Pilze und Insekten. Später wird der geschwächte Baum meist vom Hallimaschpilz Armillaria spp. befallen und erliegt ihm am Ende (SCHWERDTFEGER, 1981). Besonders starke Schäden haben die Kiefernbestände in Ostdeutschland mit ca. 30 Prozent zu verzeichnen und in Westdeutschland sind mindestens 11 Prozent geschädigt.