Kunstwerk des Monats im Januar 2007


07. Januar 2007
Peter Candid (um 1548-1628): Allegorie der Vergänglichkeit
Vorgestellt von: Frank Schönfeld, M.A.

Peter Candid: Allegorie der VergänglichkeitVanitas

Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts war das Bildthema der Vanitas (lat. Nichtigkeit, Eitelkeit) besonders in den Niederlanden und in Deutschland sehr beliebt und verbreitet. Zuerst auf der Rückseite von Portraits als verstecktes Motiv angebracht, wurde es schnell zu einer zentralen Bildidee von der Renaissance bis heute.

Die Zeichnung "Vanitas. Allegorie der Vergänglichkeit" des Künstlers Pieter de Witte oder Peter Candid zeigt anschaulich ein typisches Beispiel dieser Thematik. Dem Menschen sollte die eigene Endlichkeit vor Augen geführt werden, symbolisiert am Beispiel der Seifenblasen, die kurz in allen Farben schillern, um dann ins Nichts zu zerplatzen. Der Begriff des "Homo Bulla" (Der Mensch ist wie eine Seifenblase) findet sich bereits in den Schriften des griechischen satirischen Schriftstellers Lukian, wurde während der Renaissance von Erasmus von Rotterdam in seine Sprichwortsammlung "Adagia" aufgenommen und publiziert, um dann vielfach, besonders in der Druckgraphik, als Thema wiederzukehren.

Gleichzeitig steht die Darstellung in der Tradition der mittelalterlichen Totentänze, indem eine Bildidee aus dem endlosen Reigen der mittellalterlichen Ständeverteter extrahiert wurde und so den Gegensatz Mittelalter - Neuzeit aufzeigt. War die mittelalterliche Gesellschaft noch ganz in kollektiver christlicher Demut eingebunden, wandelte sich in der Renaissance das Selbstverständnis des Menschen zu einem lebensbejahenden und der eigenen Individualität zugewandtem Gefühl. In diesem Zusammenhang wandelte sich auch die Auffassung des Todes als die eines individuellen Schicksalsschlages und nicht mehr als das Ergebnis eines unergründlichen göttlichen Willens.

Der Künstler

Der Künstler wurde um 1548 in Brügge als Pieter de Witte geboren. Als Kind folgte er seinem Vater gleichen Namens nach Florenz, da dieser dort in der Teppichmanufaktur Arbeit gefunden hatte. Der Sohn erhielt dort seine künstlerische Ausbildung, ebenfalls als Maler und Entwerfer von Wandteppichen. Während seiner Zeit in Florenz italianisierte er seinen Namen in Pietro di Candido. Diese Namensform behielt er sein Leben lang bei, auch als er 1586 vom damaligen Herzog Wilhelm V nach München berufen wurde. Dort avancierte er zu einer der führenden Künstlerpersönlichkeiten bei Hofe. Er malte Altarbilder für Münchener Kirchen und leitete die gesamte malerische Ausstattung die Münchener Residenz mit Gemälden aus. Eines seiner berühmtesten Werke ist die "Himmelfahrt Mariens", die er für den Hochaltar der Münchener Frauenkirche malte. Er starb 1628 in München.